Nach der sehr positiven Entwicklung in der Vorwoche sind die Aktienmärkte heute etwas schwächer gestartet. Eine Ausnahme bilden die asiatischen Indizes, die deutlich zulegen konnten.
Allerdings muss dabei berücksichtigt werden, dass die asiatischen Aktienmärkte in der Vorwoche besonders stark unter der überraschenden Zins-Erhöhung in den USA gelitten hatten (lesen Sie dazu passend im Archiv die Schlussgong-Ausgabe vom 19. Februar). Unter dem Strich laufen die Märkte in Asien, Europa und in den USA jetzt wieder im Gleichklang.
Die Politiker wollen die Banken auspressen
Zu den Tagesgewinnern gehören heute am Aktienmarkt viele Bank-Werte. Das ist erstaunlich, da die Regierungen und Oppositionspolitiker aktuell eine Art Wettrennen um die schärfsten Bankreformen veranstalten.
Strafsteuern, Umsatzsteuern, Boni-Steuern, höhere Kernkapitalquoten, größere Reserven für Kundengelder… Es gibt 1.000 Vorschläge, wie die zügellosen Banken zukünftig besser kontrolliert werden können.
Und wie der Zufall es will: Überraschend viele Politiker-Vorschläge führen dazu, dass die Banken die leeren Staatskassen wieder auffüllen sollen. Dieses Ansinnen ist in vielen Fällen natürlich berechtigt. Da, wo der Staat (also wir Steuerzahler) den Banken finanziell unter die Arme gegriffen hat, muss es Rückflüsse geben. Die gestützten Banken müssen jeden Cent mit Zinsen zurückzahlen.
Die Banken müssen in der Lage sein, attraktive Dividenden zu zahlen
Der Gesetzgeber muss aber aufpassen, dass das Rad nicht zu weit gedreht wird. Die Banken brauchen nicht jedes Jahr neue Rekordgewinne erwirtschaften, sie müssen aber in der Lage sein, attraktive Gewinne zu erzielen, die zum Beispiel solide Dividenden-Ausschüttungen erlauben.
Wenn mit Bank-Aktien nur noch Mini-Renditen möglich sind, werden die Banken Probleme haben, neue Aktien am Markt zu platzieren. Die Banken brauchen aber den Zugang zum Kapitalmarkt.
Eine zu konservative Absicherung ist kontraproduktiv
Ein schwieriger Fall ist auch die Absicherung der Kundengelder. Die Banken sollen zukünftig einen größeren Anteil der Sparguthaben als Notreserve anlegen. Im Falle einer Krise kann dann der Notfall-Topf der Banken angezapft werden und der Staat muss nicht schon wieder Steuermilliarden in das System pumpen.
Der Grundgedanke ist sicherlich richtig, aber auch hier darf der Bogen nicht überspannt werden. Wenn die Banken zu wenig Handlungsspielraum erhalten, sinken die Gewinnmargen zu stark. Logische Konsequenz: Auch die Kunden werden dann leiden. Die Kredite werden teurer, die Spar-Zinsen sinken.
Der Graue Kapitalmarkt wartet auf renditesuchende Ex-Bank-Kunden
Wenn aber die Guthaben-Zinsen noch weiter sinken, werden selbst konservative Sparer Alternativen suchen. Die Betrüger vom „Grauen Kapitalmarkt“ warten schon. In Niedrig-Zins-Phasen tauchen dann plötzlich überraschende Zins-Angebote auf. Unbekannte Unternehmen bieten Traum-Renditen. Und das für Zins-Papiere „ohne Kursschwankungen“.
Der Hinweis auf die fehlenden Kursschwankungen bedeutet: Diese Papiere sind nicht börsennotiert. Ein Handel mit diesen Papieren ist praktisch nicht möglich und ob Zins-Kupons in Höhe von 8 bis 10% lange gezahlt werden, steht in den Sternen. Diese Lock-Angebote führen fast immer zu hohen Verlusten.
Der Gesetzgeber muss den goldenen Mittelweg finden
Der Gesetzgeber steht daher vor der schwierigen Aufgabe, einen guten Mittelweg zu finden: Auf der einen Seite muss die ungezügelte Risiko-Freude der Banker beschnitten werden, auf der anderen Seite müssen die Banken so viel Luft zum Atmen haben, dass sie den Kunden attraktive Konditionen bei Kredit- und Guthaben-Zinsen bieten können. Keine leichte Aufgabe.