Schwere Zeiten

Bildquelle: markteinblicke.de

Bitte erschrecken Sie nicht, die heutige Überschrift mutet etwas sorgenvoller an, als es eigentlich gemeint ist. Es stimmt zwar, dass die Welt, in der wir leben, derzeit von Umbrüchen und Veränderungen geprägt ist. Das gilt für nahezu alle Bereiche, wobei – aus aktuellem Anlass – das Hauptaugenmerk selbstverständlich auf die politische Ebene gerichtet ist. Nachdem der erste, nun, nennen wir es ruhig einmal Schreck über die Wahl Donald Trumps zum nächsten US-Präsidenten abgeklungen ist, sind es im Augenblick vor allem Personalien, die für Ungewissheit (und Unruhe, doch dazu ein andermal mehr) sorgen. Glaubt man den Insider-Informationen, die im Augenblick aus dem Penthouse des Trump Towers in New York City sickern, dann geht es mächtig rund da oben, denn das Personalkarussell für die Besetzung der Regierungsmannschaft dreht sich offenbar ganz ordentlich, was man so hört und liest. Eine veritable Personaldebatte ist aber auch hierzulande entbrannt, gilt es doch zum einen, den demnächst vakanten Posten des Bundespräsidenten neu zu besetzen und zum anderen, geeignete Kandidaten für die Bundestagswahl zu nominieren. Schließlich wird im September 2017 ein neues Parlament gewählt, und da dürfte die gerade abgehaltene US-Wahl schon eine Art Warnsignal für die ein oder andere arrivierte Partei sein. Sollte sie zumindest. Und auch die Tatsache, dass der Begriff „postfaktisch“ gerade von den Oxford Dictionaries zum Internationalen (!!!) Wort des Jahres gewählt wurde, sollte einigen „da oben“ und auch sonstwo zu denken geben. Wobei:

Trendumkehr

Ehrlicherweise müssen wir zugeben, dass uns ausnahmsweise der englische Original-Begriff „post-truth“ sogar noch besser gefällt, da er noch klarer auf den Punkt bringt, worum es geht: Lug und Trug werden salonfähig. In der Politik durften wir das beim BREXIT und der US-Wahl erleben, in der Wirtschaft…ach, lassen wir das, die Vorfälle sind schließlich allseits bekannt. Dass wir uns hier eine Trendumkehr wünschen würden, dürfte kaum überraschen, und Trendumkehr ist auch eine prima Überleitung auf den eigentlichen Hauptschauplatz dieses Editorials, nämlich die Kursentwicklungen in der abgelaufenen Handelswoche. Da würden wir uns auch eine Trendumkehr wünschen, und zwar sowas von! Zumindest bei den deutschen Titeln, denn die sind – trotz der bärenstarken Vorgaben von der Wall Street mit vier neuen Allzeithochs in Folge – wieder einmal nicht aus dem Quark gekommen. Beziehungsweise aus dieser seit Monaten anhaltenden Seitwärtsrange. Falls es, bedingt durch den kleinen Zwischenspurt in der Vorwoche, eventuell in Vergessenheit geraten sein sollte – der Dax schiebt sich seit nunmehr rund dreieinhalb Monaten in einer etwa 400 Punkte breiten Range seitwärts. Dabei konnte die obere Begrenzung, die gefühlt seit ewigen Zeiten bei 10.650 Zählern liegt (kein Wunder, schließlich befindet sich da eine ausgesprochen ausgeprägte Volumenkante) zuletzt zwar immer wieder einmal überboten werden. Aber eben immer wieder nur vorübergehend. Da fehlt bislang jedes eindeutige Trendsignal. Und eines lässt sich deshalb ganz klar sagen: So wird das nix mit der Jahresendrallye! Ja wie denn dann?

Oldschool

Also – zuerst einmal müsste der DAX über die 10.800er-Marke drüber, und zwar per Schlusskurs. Das alleine reicht aber nicht, denn knapp darüber bilden die Höchststände vom August bzw. Oktober als Doppeltop-Formation den nächsten massiven Widerstand. Der gehört demnach ebenfalls überwunden, wiederum per Schlusskurs und dann – aber wirklich erst dann – hätten die Blue Chips eine Chance, mal Richtung 11.000 durchzustarten. Allerdings: Wir reden da von rund 150 Punkten Wegstrecke, das Verb “durchstarten” scheint angesichts dessen doch leicht übertrieben! Wenn da in den letzten fünf Wochen dieses Jahres also nochmal die Rallye-Post abgehen soll, dann müsste der deutsche Leitindex schon wenigstens auch die volumenschwache Zone zwischen 11.000 und 11.400 Zählern überwinden. Das wären etwa 700 Punkte, oder knapp 7 Prozent, die das Börsenbarometer zuzulegen hätte. Unmöglich? Nein! Unwahrscheinlich? Schon eher. Denn im Augenblick ist nicht ersichtlich, wo denn die dringend benötigten Impulse für diesen Kraftakt herkommen könnten. Gut, aus der Seitwärtsphase kann entsprechendes Potenzial abgeleitet werden, der Dow Jones hat es schließlich gerade vorgemacht. Aber – an der Wall Street ist der Energieschub bereits verpufft, da geht der Blick schon wieder in Richtung nächster Zinsschritt. Also woher sollte nun der Auslöser kommen? Eben. Das denken wir uns auch gerade. Und sehen deshalb schwere Zeiten auf die Märkte herannahen. Ganz oldschool, denn das ist Fakt!

PrimequantsEin Beitrag von Sebastian Jonkisch von Prime Quants

Prime Quants verfasst und veröffentlicht Finanzpublikationen für institutionelle und private Anleger, die ihre Börsengeschäfte selbst in die Hand nehmen möchten. Das angebotene Spektrum erstreckt sich von kostenfreien Markt- und Einzelwertanalysen über komplexe Research-Studien bis hin zu täglichen Prognosen und realen Trades. Weitere Informationen unter www.prime-quants.de. Dort erhalten Sie auch den kostenlosen Newsletter Market Mover.

Bildquelle: markteinblicke.de / Prime Quants