Deutsche Telekom & Co: (Nicht) nur Dividenden-Langweiler

Bildquelle: Pressebild Deutsche Telekom

Die einstigen Dividenden-Stars aus der europäischen Telekommunikationsbranche mussten in den vergangenen Jahren einen schmerzhaften Transformationsprozess durchlaufen. Dennoch können sie immer noch mit attraktiven Dividendenrenditen aufwarten, während die Restrukturierungsmaßnahmen in vielen Fällen zu schlankeren und konkurrenzfähigeren Unternehmen geführt haben.

Schmerzhafter Anpassungsprozess

Die großen Telekomunternehmen gehören seit vielen Jahren an den Börsen mit zu den zuverlässigsten Dividendenlieferanten. Während Hersteller von Smartphones wie Apple oder Samsung sowie Internetkonzerne wie Google immer mehr von einer vernetzten Welt profitieren, schaffen sie es, einen großen Teil ihres Geschäfts vorbei an den Unternehmen zu betreiben, die letztlich die verschiedenen Netze bereitstellen. Gleichzeitig haben die europäischen Wettbewerbshüter die Netze für Billiganbieter für Internet und Telefonie geöffnet, so dass die ehemaligen Staatskonzerne große Teile ihrer Kundschaft einbüßen mussten.

Konzerne wie die Deutsche Telekom (WKN 555750) müssen sich daher auf eine ganz neue Marktsituation einstellen, bei der ihnen aufgrund des technologischen Wandels und der Marktöffnung viele Geschäftszweige wegbrechen. Daher bleibt für Investoren die Frage offen, ob die großen Telekomanbieter auch in Zukunft hohe Ausschüttungen an ihre Anteilseigner gewährleisten können. Zumindest liegt in der jüngsten Krise der Telekomriesen auch eine Chance, denn die Branche musste in den vergangenen Jahren einen schmerzlichen Prozess durchlaufen – der sie jedoch auch für die Zukunft besser aufgestellt haben dürfte.

Deutsche Telekom: Fit für die Zukunft?

René Obermann, der scheidende Vorstandsvorsitzende der Deutschen Telekom, sagte bei seiner siebten und gleichzeitig letzten Hauptversammlungsrede, dass er den ehema­ligen Staatsmonopolisten in seiner Amtszeit fit für die Zukunft gemacht hätte. Allerdings dürften die Aktionäre ein etwas weniger positives Fazit gezogen haben.

Bei seinem Amtsantritt im November 2006 lag der Kurs der Telekom-Aktie bei 14 Euro. Seitdem verlor das Papier fast 40 Prozent an Wert. Daneben musste der einstige Börsen-Star unlängst die Dividende für 2013 von 70 auf 50 Cent kürzen. Außerdem konnte auch Obermann bis zuletzt kein Mittel gegen die schrumpfenden Erlöse finden. Im ersten Quartal 2013 verringerte sich der Konzernumsatz gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 4,5 Prozent auf 13,8 Mrd. Euro. Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) ging gleichzeitig um 4,3 Prozent auf 4,3 Mrd. Euro zurück. Der Konzernüberschuss stieg um 3,5 Prozent auf 564 Mio. Euro. Daneben konnten aber auch einige weitere Hoffnungsschimmer ausgemacht werden:

Lange Zeit war das US-Geschäft das ganz große Sorgenkind der Telekom. Doch der Zusammenschluss mit dem kleineren Mobilfunkanbieter MetroPCS soll nun endlich die erhoffte Wende bringen. Die Transaktion soll der Telekom neben Kostensynergien von 6 bis 7 Mrd. US-Dollar auch 9 Millionen zusätzliche Kunden sowie eine verbesserte Netzabdeckung bringen. Allerdings sehen viele Marktanalysten die Fusion von T-Mobile USA mit MetroPCS zur börsennotierten T-Mobile US als eine attraktive Möglichkeit, mittelfristig aus dem US-Geschäft auszusteigen. Derzeit scheint sich die Telekom eher den Wachstumsmärkten in Mittel- und Osteuropa widmen zu wollen.

Neben dem geplanten Kauf des polnischen Daten- und Internetdienstleisters GTS Central Europe für 600 Mio. Euro, sollen die ausstehenden 40 Prozent der Anteile von der tschechischen T-Mobile-Tochter übernommen werden. Gleichzeitig bleibt die Telekom-Aktie trotz der geringeren Ausschüttung auch in diesem Jahr mit einer Dividendenrendite von 5,4 Prozent ein attraktiver Dividendenwert. Dagegen dürfte das 2013er-KGV angesichts der anhaltenden Kursschwäche mit 13,3 nicht mehr günstig sein. Das Kurs-Umsatz-Verhältnis (KUV) von 0,69 zeigt wiederum, dass das Telekom-Papier durchaus günstig bewertet ist.

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Vodafone profitiert vom US-Geschäft

Während die Deutsche Telekom in der Vergangenheit nur wenig Freude an ihrem US-Geschäft hatte, besitzt Vodafone (WKN: A0J3PN) mit Verizon Wireless einen echten Gewinnbringer in seinem Portfolio. Im abgelaufenen Geschäftsjahr (Ende März) war es schließlich Verizon Wireless, das die Bilanz des nach China Mobile weltweit zweitgrößten Mobilfunkanbieters rettete.

Im abgelaufenen Geschäftsjahr hatte Vodafone vor allem in Südeuropa zu kämpfen. Die Euro-Krise sorgte dafür, dass Konsumenten weniger telefonierten und Daten aus dem Internet abriefen. Beim Konzernumsatz ging es im Vergleich zum Vorjahr um 4,2 Prozent auf 44,5 Mrd. Britische Pfund (etwa 52 Mrd. Euro) nach unten. Dies war der erste Umsatzrückgang seit 2005. Der Konzernüberschuss schrumpfte auf 674 Mio. Pfund, nachdem ein Jahr zuvor ein Wert 7,0 Mrd. Pfund zu Buche stand. Das EBITDA sank um 3,1 Prozent auf 13,3 Mrd. Pfund.

Gerade weil Verizon Wireless hochprofitabel bleibt, ist es für Vodafone von sehr großer Bedeutung. Allerdings halten die Briten nur 45 Prozent an dem US-Unternehmen.. Die restlichen 55 Prozent gehören Verizon Communications. Der Hauptaktionär möchte auch die restlichen Anteile übernehmen. Es steht bereits ein möglicher Kaufpreis von 100 Mrd. US-Dollar im Raum. Dieses Geld könnte Vodafone in neue Investitionen stecken. Dabei werden bereits mögliche Übernahmen von Kabelnetzbetreibern wie Kabel Deutschland gehandelt, mit Hilfe derer die Briten ihr Angebot in den Bereichen Telefon, Fernsehen und Internet noch umfangreicher gestalten könnten.

Allerdings sprechen derzeit gegen den Verkauf des US-Geschäfts dessen aktueller Erfolg, mögliche Steuerbelastungen und die Tatsache, dass Verizon Communications einen großen Teil des Kaufpreises in Aktien bezahlen würde. Dies würde jedoch weniger Raum für Investitionen lassen. Während Vodafone genügend Zeit hat, um über einen möglichen Verkauf des US-Geschäfts nachzudenken und so lange von dessen Erfolg profitieren kann, überzeugen die Briten bereits heute mit attraktiven Ausschüttungen. Die geschätzte Dividendenrendite liegt für das laufende Geschäftsjahr bei 5,4 Prozent, während ein KGV von 12,6 und ein KUV von 2,1 nicht gerade als günstig eingestuft werden können.

Telefonica kämpft gegen Schuldenberg

Der spanische Telekom-Riese hat sich zuletzt einen strikten Sparkurs verordnet. Zuvor hatte Telefonica (WKN: 850775) versucht, aggressiv in den Märkten Lateinamerikas zu expandieren. Doch mit der Wirtschaftskrise in Spanien setzte auch bei den Spaniern ein Umdenken ein. Seitdem wird der hohe Schuldenberg unter anderem mit Hilfe von Verkäufen von Unternehmensbeteiligungen abgetragen. Bereits im Herbst 2012 hatte Telefonica die profitable Deutschland-Tochter O2 an die Börsen gebracht. Im laufenden Geschäftsjahr sollen zudem weitere 4 Mrd. Euro an Verbindlichkeiten abgetragen werden.

Zum Jahresstart konnte Telefonica bereits einige Früchte der Umstrukturierung ernten. Zwar musste der Konzern im ersten Quartal einen Umsatzrückgang im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 8,8 Prozent auf 14,1 Mrd. Euro hinnehmen, allerdings stieg der Nettogewinn um 20, 6 Prozent auf 902 Mio. Euro. Auf Unternehmensseite zeigte man sich darüber erfreut, dass das wichtige Lateinamerika-Geschäft ein organisches Umsatzwachstum von 6,8 Prozent verzeichnen konnte. Die Gesamtschulden wurden im ersten Quartal um weitere 653 Mio. Euro auf nun 51,2 Mrd. Euro nach unten gefahren.

An den Börsen schien dabei zuletzt auch wieder so etwas wie Vertrauen in die Telefonica-Aktie zurückzukehren. Neben der Aussicht auf eine verbesserte Finanzsituation und die guten Wachstumsaussichten in Lateinamerika kann Telefonica mit einer sehr attraktiven Dividendenrendite von 6,6 Prozent für 2013 punkten. Zudem sprechen das 2013er-KGV 10 und das KUV von 0,83 für eine günstige Bewertung des Papiers.

Telekom Austria kommt nur schleppend voran

Mit einer erwarteten Dividendenrendite von 1,7 Prozent für das Jahr 2013 kann die Telekom Austria nicht ganz im Konzert der großen europäischen Telekom-Werte mitspielen. Schließlich wurde die Dividende im vergangenen Herbst für die Jahre 2012 und 2013 radikal von 38 auf 5 Cent nach unten gefahren. Allerdings sind auch die Österreicher fleißig dabei, die Probleme der Vergangenheit aufzuarbeiten.

Wenn man sich das Zahlenwerk für das erste Quartal anschaut, dann liegt noch ein weiter Weg vor ihnen. Zwar wurden die Analystenerwartungen leicht übertroffen, aber die Probleme des Unternehmens wurden einmal mehr sichtbar. Die Umsatzerlöse fielen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 0,6 Prozent auf 1,1 Mrd. Euro. Das Unternehmen hat weiterhin mit den schwierigen Marktbedingungen und regulatorischen Vorgaben zu kämpfen. Beim bereinigten EBITDA ging das Ergebnis um 6,8 Prozent auf 336,9 Mio. Euro zurück. Am Ende blieb allerdings ein Quartalsüberschuss von 55,5 Mio. Euro. Dies waren 18,4 Prozent mehr als im Vorjahr.

Aufgrund der durch die Euro-Krise verursachten Nachfrageschwäche und und einiger auf regulatorischer Seite ausgefochtener Kämpfe, blieb man seitens des Managements bei der Prognose für das Jahr 2013 eher zurückhaltend. Die Telekom Austria strebt Umsatzerlöse von ungefähr 4,1 Mrd. Euro an, gegenüber einem Wert von 4,3 Mrd. Euro im Vorjahr an. Angesichts der Kursschwäche des Telekom Austria-Papiers dürfte das 2013er-KGV von 18,1 deutlich zu hoch angesetzt sein, während das KUV von 0,58 wiederum dafür spricht, dass die Aktie der Telekom Austria günstig bewertet ist.

China Mobile: Enormes Kundenpotenzial

Bereits heute ist China Mobile nach Umsatz und Kundenzahlen der größte Mobilfunkanbieter der Welt. Dabei profitiert das Unternehmen von der hohen Bevölkerungszahl und dem wirtschaftlichen Aufschwung in China. Das Unternehmen versorgte zum Ende des ersten Quartals 726,31 Millionen Kunden und damit etwa 2,2 Prozent mehr als ein Jahr zuvor.

Der Anstieg bei der Kundenzahl machte sich zum Jahresstart auch in den Geschäftsergebnissen bemerkbar. Die Umsatzerlöse konnten im Vergleich zum Vorjahr um 5,7 Prozent auf 134,7 Mrd. Chinesische Yuan (CNY) (rund 17 Mrd. Euro) gesteigert werden. Beim EBITDA stand ein etwas schwächerer Anstieg um 0,8 Prozent auf 61,2 Mrd. CNY zu Buche, während der den Aktionären zurechenbare Gewinn marginal um 0,3 Prozent auf 27,9 Mrd. CNY gesteigert werden konnte.

Auch wenn China Mobile (WKN: 909622) schon heute die meisten Kunden unter den Mobilfunkanbietern hat, dürfte das Unternehmen auch in Zukunft von den Wachstumsmöglichkeiten in China profitieren, da die Infrastruktur immer noch an das westliche Niveau angepasst werden muss. Zusätzlich kann China Mobile mit einer attraktiven Bewertung bei der Aktie des Unternehmens aufwarten. Zwar liegt die für 2013 geschätzte Dividendenrendite mit 4,2 Prozent leicht unter denjenigen der europäischen Branchengrößten Vodafone, Deutsche Telekom oder Telefonica, allerdings kann das Papier zumindest im Vergleich zur Deutschen Telekom und Vodafone mit einem günstigeren 2013er-KGV von 10,5 aufwarten. Das KUV ist wiederum mit 2,25 nicht gerade als günstig anzusehen.

Fazit

Während sich die Telekommunikationsunternehmen fit für die Zukunft machen und den Veränderungen der Zeit trotzen, können sie auch weiterhin zumindest mit attraktiven Dividenden punkten. Dabei dürfen diese Titel auch weiterhin in keiner Dividendenstrategie fehlen. Gleichzeitig können die möglichen Kursverbesserungen als eine willkommene Zugabe angesehen werden.

Im europäischen Branchenvergleich überzeugt vor allem Telefonica mit einer günstigen Bewertung. Zudem profitiert das Unternehmen von den Fortschritten beim Schuldenabbau und der starken Marktstellung in Lateinamerika. Dagegen bietet China Mobile angesichts der Größe des chinesischen Marktes ungeahnte Wachstumsmöglichkeiten.

Bildquelle: Pressebild Deutsche Telekom; Chart: boerse.de