Warum die Zinswende die Immobilienpreise nicht sinken lässt

Die nachhaltige Zinswende war lange erwartet worden. Seit letzter Woche ist nun klar: Die USA verabschieden sich definitiv von den Nullzinsen. In Europa sieht die Lage noch anders aus. Die EZB hat lediglich ihr Anleihenkaufprogramm um ein Viertel reduziert, aber bis weit in das kommende Jahr verlängert. Dennoch zogen auch hierzulande die Zinsen an. Auch die Bauzinsen. Doch von einer Entspannung bei den Immobilienpreisen ist nichts in Sicht.

Deutlich wird das u.a. anhand des gestern veröffentlichten EUROPACE Hauspreis-Index (EPX). Dieser Index basiert auf tatsächlichen Immobilienfinanzierungs-Transaktionsdaten des EUROPACE-Finanzmarktplatzes. Darüber werden mit rund 45 Mrd. Euro jährlich mehr als 15 Prozent aller Immobilienfinanzierungen für Privatkunden in Deutschland abgewickelt.

Die Preise für private Wohnimmobilien sind demnach im November in allen Segmenten moderat gestiegen. Während sie bei bestehenden Ein- und Zweifamilienhäusern mit 1,66 Prozent am stärksten zulegten, fiel der Anstieg beim Teilindex für Neubauten mit 0,86 Prozent nur rund halb so hoch aus. Wohnungen verteuerten sich wiederum nur halb so stark (0,43 Prozent) wie Neubauhäuser.

Der Gesamtindex hat mit 134,35 Zählern einen neuen Rekordwert erreicht. Gegenüber dem Vorjahreswert beträgt der Anstieg 9,69 Prozent. Mit Blick auf die anhaltend steigende Preisentwicklung bezweifelt Thilo Wiegand, Vorsitzender des Vorstands der Europace AG, dass sich die „Zinsen nachhaltig auf die Preisentwicklung auswirken“. Dazu müssten diese „einerseits stärker und andererseits langfristiger ansteigen“. Wenn überhaupt, dann dürften die Zinsen also erst in den nächsten Monaten einen relevanten Einfluss nehmen. „Aber auch das ist zweifelhaft. Das Grundproblem, dass zu wenig bezahlbarer Wohnraum neu geschaffen wird, ist ja geblieben. Und“, so befürchtet Wiegand, „daran wird sich wohl leider auch sobald nichts ändern.“

Die Befürchtungen von Wiegand werden durch die Zahlen des Statistischen Bundesamt unterstützt. Zwar liegen die Baugenehmigungen inzwischen auf dem Niveau des Jahres 2000. Gleichzeitig liegt die Zahl aber lediglich bei rund der Hälfte der Rekordwerte der 1990er Jahre. Der Immobilienbedarf ist in den vergangenen 25 Jahren aber signifikant gestiegen. Zum einen durch den gesellschaftlichen Trend zu Ein-Personen-Haushalten und zum anderen durch den Trend der Urbanisierung mit dem starken Wachstum der großen Ballungszentren, während gleichzeitig ländliche Regionen mit Leerstand und schrumpfender Bevölkerungszahl zu kämpfen haben.

Immobilien werden also nicht billiger werden können – da noch immer Angebot und Nachfrage weit auseinander sind. Wer nun glaubt aufgrund dieses Missstands eine gute Geldanlageidee auszumachen, sollte sich vorsehen. Kosten und Aufwand einer Anlage im Immobilienbereich sind exorbitant und für Privatanleger nur geeignet Nerven zu kosten. Vor allem auch der zeitliche Aspekt bei Kauf und Verkauf einer Immobilie werden vielfach unterschätzt. Vom Klumpenrisiko einer Immobilie wollen wir an dieser Stelle garnicht reden. Dagegen lässt sich bei anderen Sachwerten wie Aktien oder Gold deutlich schneller „Kasse“ machen. Börsentäglich kann man dort an sein Geld kommen und ist nicht von Dritten wie Banken, Behörden oder einem Notar abhängig.

In diesem Sinne,
weiterhin viel Erfolg bei der Geldanlage

Ihre markteinblicke.de-Gründer
Christoph A. Scherbaum & Marc O. Schmidt

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Bildquelle: markteinblicke.de