Hornbach Baumarkt AG: Mehr als ein bisschen Übernahmephantasie?

Bildquelle: Pressefoto HORNBACH

Vor fast genau einem Jahr nahm ich die Hornbach Baumarkt AG (WKN: 608440 / ISIN: DE0006084403) auf meine Empfehlungsliste, nachdem der Kurs aufgrund von Gewinnwarnungen abgestürzt war. Ich setzte auf eine baldige Besserung gepaart mit einem Schuss Übernahmephantasie seitens der ebenfalls börsennotierten Konzernmutter Hornbach Holding AG & Co. KGaA (WKN: 608340 / ISIN: DE0006083405). Passiert ist bisher wenig bis nichts. Zeit also für eine Standortbestimmung…

Der Immobilienmarkt boomt in Deutschland. Noch vor wenigen Jahren in der Finanzkrise mussten Banken Milliardensummen auf notleidende Immobilienkredite abschreiben und die Zahl der Zwangsversteigerungen schnellte empor, während die Preise der Immobilien flächendeckend unter Druck gerieten. Dann kam alles anders, die Eurokrise in den südlichen EU-Staaten Griechenland, Italien, Spanien führte dazu, dass viele ihr dortiges Geld, nicht selten auch Schwarzgeld, in Sicherheit bringen wollten und Deutschland galt und gilt als Hort der Stabilität in Europa.

So gab es in den Ballungszentren eine verstärkte Nachfrage nach insbesondere hochpreisigen Immobilien seitens dieses frischen Auslandsgeldes, das auf eine eigene deutsche Kaufbereitschaft stieß. Denn auch die Deutschen streben immer mehr in die Ballungszentren, verlassen die ländlichen Räume, was dort zu Leerstand und sinkenden Preisen führt. In München, Hamburg, Berlin, Stuttgart und Frankfurt hingegen steigen die Preise weiter stark an. Dies ist natürlich auch den niedrigen Zinsen geschuldet, denn dank der Nullzinspolitik der EZB können sich immer mehr Deutsche überhaupt Wohneigentum leisten und das auch bei steigenden Preisen. Und vermögende Anleger haben das Problem, dass sie für ihr Geld bei den Banken keine Zinsen mehr erhalten und dieses Geld strömt vermehrt in den Immobilienmarkt, wo es noch annehmbare Renditen erwirtschaften kann. So steigen mit den Immobilienpreisen auch die Mieten.

Und dann kamen die Flüchtlinge. Diese werden in Deutschland nach dem sog. Königsteiner Schlüssel verteilt, was nichts anderes bedeutet, als dass genau dort viele Flüchtlinge hinkommen, wo bisher auch schon viele Menschen leben. Auf dem flachen Land, wo kaum Menschen wohnen, werden so auch keine Flüchtlinge angesiedelt. Die verödenden ostdeutschen Landstriche bleiben leer. Hamburg und München, wo es kaum noch bezahlbaren Wohnraum gibt, bekommen hingegen die höchsten Zuweisungen an Flüchtlingen und der Zuzug von rund einer Million Menschen in nur einem Jahr führt daher in den Metropolen zu einer weiteren spürbaren Verknappung von Wohnraum und explodierenden Mieten.

Wer Immobilien hat und diese heute verkaufen möchte, fährt riesige Gewinne ein. Und auch wer heute kauft, kann auf Sicht von ein, zwei Jahren fast sicher mit Wertsteigerungen rechnen. Allerdings ist absehbar, dass der Preissteigerungsboom nicht anhalten kann, denn einerseits zieht auch die Bautätigkeit stark an und auf der anderen Seite sind die hohen Preise irgendwann von vielen Menschen einfach nicht mehr bezahlbar. Die starken Lohnsteigerungen der letzten Jahre haben hier einiges kompensiert, aber auch diese können nicht jedes Jahr von den Unternehmen erwirtschaftet werden.

Baumärkte sind Profiteure der zweiten Reihe
Neben der Immobilienbranche selbst profitieren auch die Baumärkte von der erhöhten Nachfrage. Denn Eigenleistungen liegen im Trend, schmälern sie doch die Kosten beim Erwerb einer Eigentumswohnung oder eines Eigenheims beträchtlich. Und auch diejenigen, die ihre Wohnung gemietet haben, setzen bei steigendem Einkommen nicht selten auf eine Verschönerung der eigenen Wohnsituation. Das gilt insbesondere auch für viele Flüchtlinge, die mit Nichts aus ihrer Heimat zu uns kommen und nach einer Übergangsphase in Notunterkünften dann in normale Wohnverhältnisse überwechseln. Häufig auch in ziemlich runtergewohnte, veraltete Immobilien, die die Städte aufgrund der Wohnungsnot „reaktivieren“ und die erheblichen Renovierungsbedarf haben.

Praktiker-Pleite mahnt zur Vorsicht
Nach der Pleite des Konkurrenten Praktiker, die zu einer Sonderkonjunktur der übrigen Baumärkte in Deutschland führte, stehen sich diese nun wieder im harten Konkurrenzkampf gegenüber. Und wie die Praktiker-Pleite gezeigt hat, ist der Markt sehr preissensibel und hier kann man nicht über Dauerrabatte punkten, ohne selbst vor die Hunde zu gehen. Der Slogan „20 Prozent auf alles, außer auf Tiernahrung“ ist mit Praktiker untergegangen und dient weiterhin als Mahnmal einer geschierten Billigstrategie, denn die Kunden strömten während der Rabattzeiten in die Läden, doch sie mieden sie ohne derartige Aktionen. Denn sie wussten, die nächste Preissenkungsrunde steht unmittelbar bevor. Daher versuchen die Baumärkte auch (nicht) mehr über den Preis ihre Werbung zu platzieren, sondern setzen auf das Heimwerkergefühl und auf lustige Typen mit kruden Einkaufserlebnissen.

Anders als in den USA ist der deutsche Markt für Baustoffe und Baumärkte stark fragmentiert. Bei uns gibt es nicht nur zwei oder drei große Anbieter, sondern einige überregionale Große und eine Vielzahl an kleinen und mittleren Händlern, die zumeist auf lokaler Ebene aktiv sind. Und einer der mittelgroßen, bundesweit aktiven Anbieter, ist die börsennotierte Kette Hornbach.

Hornbach ist was ganz Besonderes
Dabei gibt es Hornbach gleich zweimal auf dem deutschen Börsenzettel, nämlich die Hornbach Holding AG & Co. KGaA und die Hornbach-Baumarkt AG – was nicht selten zu Verwirrungen führt und auch zu interessanten Überlegungen. Doch dazu komme ich später.

Hornbach-Baumarkt-Chart: finanztreff.de

Das Unternehmen ist so strukturiert, dass die ebenfalls börsennotierte Hornbach Holding AG & Co. KGaA die Konzernmutter der Hornbach-Gruppe ist, die aus der Hornbach Immobilien AG, der Hornbach Baustoff Union GmbH und der Hornbach-Baumarkt AG besteht. Die mit Abstand bedeutendste Tochter ist dabei die selbst börsennotierte Baumarkt AG, an der die Holding 76,4 Prozent der Aktien hält. Die Baustoff Union ist im Baustoffhandel mit Gewerbekunden tätig und ein wesentlicher Teil der Immobilien, in denen die Hornbach-Baumärkte angesiedelt sind, gehören dem Unternehmen. Die Immobilien AG ist überwiegend für die Baumärkte als Entwickler tätig und vermietet die Objekte dann an die Baumarkt AG.

Für Anleger ist die im deutschen Nebenwerteindex SDAX notierte Holding interessant, wenn sie auf eine weiterhin robuste Baukonjunktur in Deutschland setzen wollen. Der Baustoffbereich ist gut nachgefragt bei Handwerkern und Bauunternehmen und die Immobilien haben nicht unbeträchtliche stille Reserven aufgebaut. Auch wenn eine Nutzung jenseits von Bau- bzw. Verbrauchermärkten kaum oder nur mit Fantasie vorstellbar ist. Hinzu kommt die Mehrheitsbeteiligung an den Baumärkten, so dass die Holding breit aufgestellt ist.

Überflüssig komplexe Struktur
Ich habe mich allerdings auf die Hornbach Baumärkte konzentriert, weil sich hier eine interessante Konstellation ergeben hatte. Als die Holding an die Börse kam, wurde bewusst ein separates Listing der Baumarkttochter angestrebt, um sich weitere Finanzierungsmöglichkeiten zu erschließen. Einerseits über die Aktiennotiz selbst und die Möglichkeit, weitere Anteile zu verkaufen bzw. Kapitalerhöhungen durchführen zu können, und andererseits über eigene Fremdfinanzierungsoptionen für die Baumarkttochter. Um dennoch nicht die Zügel aus der Hand geben zu müssen, wurden die Aktien der Baumarkt AG in Stammaktien und stimmrechtslose Vorzugsaktien unterteilt…

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Kissig Ein Beitrag von Michael C. Kissig

Er studierte nach Abschluss seiner Bankausbildung Volks- und Rechtswissenschaften und ist heute als Unternehmensberater und Investor tätig. Neben seinem Value-Investing-Blog “iNTELLiGENT iNVESTiEREN” verfasst Michael C. Kissig regelmäßig eine Kolumne für das “Aktien Magazin”.

Bildquellen: Michael C. Kissig / Pressefoto HORNBACH