MBB: Kann der Aktienkurs nach solchen Geschäftszahlen noch weiter steigen?

Bildquelle: markteinblicke.de

Der deutsche Beteiligungskonzern MBB SE (WKN: A0ETBQ / ISIN: DE000A0ETBQ4) konnte in den letzten Monaten seinen Aktienkurs mehr als verdoppeln. Dies ist vor allem der neu geschaffenen Tochter Aumann AG zu verdanken, die aus dem Zusammenschluss der MBB Fertigungstechnik mit der Aumann Gruppe entstand und die vom Boom im Bereich der Elektromobilität profitiert. Anleger warteten daher gespannt auf die Zahlen für das Geschäftsjahr 2016 um zu sehen, ob der Kurs bereits zu viele Vorschusslorbeeren enthält oder von einer entsprechend starken Geschäftsentwicklung untermauert ist. Und MBB liefert. Man übertrifft die eigene Umsatz- und Ergebnisprognose 2016 deutlich und legt mit €332 Mio. einen neuen Rekordumsatz hin. Das Ergebnis je Aktie liegt mit €2,16 ebenfalls oberhalb der Prognose (Vorjahr: €1,79) und die Konzernliquidität steigt auf €78 Mio., während die Nettoliquidität auf €23 Mio. anschwillt. Das Wachstum wurde insbesondere von der Aumann Gruppe getragen, die 2016 €156 Mio. Umsatz erzielte bei einer EBIT-Marge von 12,4% und einem Auftragseingang von €190 Mio.

Damit hat MBB alle Prognosen pulverisiert, doch es gibt auch einen Wermutstropfen. MBB hat in den Jahren 2013, 2014 und 2015 ein langfristiges Bonusprogramm für Management und Mitarbeiter eingeführt, das sich an der Aktienkursentwicklung orientiert und in den Jahren 2018 bis 2020 zu Zahlungen führen kann. Wegen des starken Kursanstiegs der MBB-Aktie wurden im vierten Quartal 2016 hierfür Rückstellungen gebildet, die einen Nettoeffekt in Höhe von €3,1 Mio. auf das Ergebnis haben. Ohne diesen Sondereffekt hätte das EBITDA €34,6 Mio. (EBITDA-Marge von 10,4%), das Konzernergebnis €17,3 Mio. und das Ergebnis je Aktie €2,63 betragen.

MBB-Chart: finanztreff.de

Meine Einschätzung
MBB hat alle Erwartungen übertroffen. Das bezieht sich auch auf die Rückstellungen für das Aktienoptionsprogramm, das so sicher niemand auf dem Schirm hatte. Die Auswirkungen des starken Kursanstiegs sind enorm, allerdings ist die Bildung der Rückstellung für ggf. nötige Zahlungen in den nächsten Jahren nur konsequent. Und einmalig. Sofern der Aktienkurs nicht weiter stark ansteigt, dann müssten in den Folgejahren weitere Rückstellungen gebildet werden. Allerdings fallen diese natürlich nur an, wenn die Aktien sich weiter so prächtig entwickeln, daher sollte man nicht gerade hierauf sein Hauptaugenmerk richten. Für die Zukunft dürfte es kein weiteres solches Aktienoptionsprogramm mehr geben, jedenfalls nicht mit vergleichbaren Konditionen.

Wir schauen mal auf die nackten Zahlen: ohne die Auswirkung der Rückstellungen hätte MBB in 2016 das Ergebnis je Aktie von €1,79 auf €2,63 erhöht und damit um 47%. Für ein bodenständiges Mittelstandsunternehmen mit Schwerpunkt Automobilzulierferung und Maschinenbau eine geradezu atemberaubende Geschäftsentwicklung. Diese ist natürlich insbesondere der Aumann AG geschuldet, die als Produzent von Hochleistungsspulen in einem Schlüsselbereich für Elektromotoren agiert. Und daher auf absehbare Zeit mit Aufträgen überschüttet werden wird. Um dem Ansturm Rechnung tragen zu können, investiert MBB bzw. die Tochter Aumann AG in weitere Fertigungskapazitäten und MBB plant, die Tochter als eigenständiges Unternehmen an die Börse zu bringen. Dem Vernehmen nach schon in absehbarer Zeit. Dabei will MBB auf jeden Fall Mehrheitseigentümer bleiben und so werden auch künftig die Aumann-Zahlen im MBB Konzernabschluss konsolidiert werden – natürlich unter Abzug der Anteile Dritter. Die Analysten von Hauck & Aufhäuser, die neben der Citibank und Berenberg den Börsengang vorbereiten sollen, taxierten den fairen Wert von Aumann zuletzt auf €462 Mio., was je je MBB-Aktie €70 entspräche. Also der gesamten aktuellen Börsenkapitalisierung der MBB!

Auf www.intelligent-investieren.net geht es weiter

Kissig Ein Beitrag von Michael C. Kissig

Er studierte nach Abschluss seiner Bankausbildung Volks- und Rechtswissenschaften und ist heute als Unternehmensberater und Investor tätig. Neben seinem Value-Investing-Blog „iNTELLiGENT iNVESTiEREN“ verfasst Michael C. Kissig regelmäßig eine Kolumne für das „Aktien Magazin“.

Bildquellen: Michael C. Kissig / markteinblicke.de