Peugeot, General Motors und das schlechte Timing bei Opel

Bildquelle: Pressefoto © PSA Kommunikation

Es dürfte die Übernahmestory des Jahres werden: Seit wenigen Tagen ist offiziell, dass der US-Autoriese General Motors (GM) (WKN: A1C9CM / ISIN: US37045V1008) sein Europageschäft mit Opel und Vauxhall an den französischen Konkurrenten PSA Peugeot Citroën (WKN: 852363 / ISIN: FR0000121501) verkaufen möchte. Zumindest befindet man sich in Verhandlungen. Doch ehrlicherweise könnte der Zeitpunkt für eine solche Transaktion kaum schlechter gewählt sein.

Zunächst einmal zum offiziellen Stand der Dinge in Form der gemeinsamen Presserklärung:

Since 2012, General Motors and PSA Group have been implementing an alliance covering, to date, three projects in Europe and generating substantial synergies for the two groups. Within this framework, General Motors and PSA Group regularly examine additional expansion and cooperation possibilities, as well. PSA Group and General Motors confirm they are exploring numerous strategic initiatives aiming at improving profitability and operational efficiency, including a potential acquisition of Opel Vauxhall by PSA.
There can be no assurance that an agreement will be reached.

Damit ist klar: Das Ding ist noch lange nicht in trockenen Tüchern. Und was die Manager nicht „verbocken“, dürfte das Umfeld hinbekommen. Damit ist vor allem die Politik gemeint. Sowohl Peugeot als auch Opel sind in ihren Heimatländern hochemotionale Marken und Arbeitgeber. Schon oft schien das letzte Stündlein geschlagen zu haben und immer wieder kamen die beiden Traditionsunternehmen zurück. Auch immer mit staatlicher Unterstützung. Bei Peugeot ist inzwischen sogar der französische Staat Anteilseigner.

Das wäre eigentlich schon genug. Doch sowohl Frankreich als auch Deutschland befinden sich bereits im Wahlkampf. In Frankreich wird der Staatspräsident Ende April neu gewählt und im Herbst folgt die Bundestagswahl. In einem solchermaßen aufgeladenen Umfeld kann niemand eine Übernahme so zu Ende bringen, dass es für Aktionäre, Mitarbeiter und Kunden sinnvoll wäre. Daher ist das Timing von GM und PSA alles andere als optimal. Der Kampf um Arbeitsplätze, Sitz von Niederlassungen und Standorte wird heftig werden. Dabei dürfte die gesamte Riege von deutscher, französischer und am Ende auch europäischer Politik aktiv werden. An sich eine furchtbare Vorstellung für jeden Unternehmenslenker.

Grundsätzlich hätte aber eine Fusion von Opel/Vauxhall mit PSA durchaus Charme. Im wichtigen Automarkt Deutschland würde eine schlagkräftige Nummer zwei nach VW entstehen. International hätten beide Unternehmen die Chance ebenfalls durchzustarten. Besonders Opel würde von den Beschränkungen in Asien befreit, da GM diesen Markt bisher mit anderen Marken als Opel bedient. Die Drei-Markenwelt von PSA (Peugeot, DS und Citroen) wiederum würde um zwei europäische Traditionsmarken ergänzt. Zudem bietet Vauxhall angesichts des Brexit interessante Möglichkeiten.

Am Ende wäre eine Fusion von Peugeot und Opel auch ein starkes Signal für die Bedeutung der deutsch-französischen Zusammenarbeit. Vorausgesetzt beide Seiten kommen ohne größeren Gesichtsverlust aus den Verhandlungen heraus. Dann hätte auch die Politik etwas Erfreuliches zu verkünden. Aktionäre beider Konzerne wiederum dürften froh sein, das Problem Opel (GM-Aktionäre) bzw. das Problem organisches Wachstum (PSA-Aktionäre) gelöst zu haben. Aber wie so oft bei Verhandlungen, weiß derzeit niemand was am Ende dabei herauskommt. Eine Eigenständigkeit von Opel wird mit Sicherheit aber wohl nicht herauskommen. Von daher: Warten wir es ab und genießen die mediale Show der nächsten Tage und Wochen. Langweilig wird es sicher nicht werden.

In diesem Sinne,
weiterhin viel Erfolg bei der Geldanlage

Ihre markteinblicke.de-Gründer
Christoph A. Scherbaum & Marc O. Schmidt

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Bildquelle: Pressefoto © PSA Kommunikation