Thyssenkrupp und das Dauerthema CSA am Ende

Bildquelle: Pressefoto worldsteel / Gregor Schläger

Das hatte sich der Thyssenkrupp-Vorstand, Aufsichtsrat und sicherlich auch ein paar Unternehmensberater 2005 so schön ausgedacht. Wir gehen nach Amerika! Gleich zweimal. In Brasilien bauen wir eine Erzschmelze (CSA) und fertigen dort Stahlbrammen, schippern diese dann in ein neu zu errichtendes Werk in den USA (Bundesstaat Alabama) oder wahlweise nach Europa, um sie dort weiterzuverarbeiten. Doch der strategischen Plan ging gründlich schief. Die Baukosten stiegen schneller als die Temperaturen in einem Hochofen. Dann kamen noch technische Problem beim Hochfahren der Anlage hinzu – und letztlich auch horrende Verluste. Thyssenkrupp (WKN: 750000 / ISIN: DE0007500001) verlor schon bald die Lust an seinem Amerika-Abenteuer. Vorstandschef Heinrich Hiesinger verkündete deshalb:

„Wir haben festgestellt, dass ein integrierter Verbund beider Werke strategisch nicht mehr sinnvoll war. Denn die ökonomischen Rahmenbedingungen hatten sich zu stark verändert. Deshalb haben wir im Zuge der Neuausrichtung von Thyssenkrupp die notwendigen und richtigen Schlüsse gezogen und beschlossen, beide Werke zu verkaufen.“

Kosten für die Aktionäre: satte 8 Milliarden Euro! 12 Milliarden Euro hat der Konzern für Investitionen und Anlaufverluste beim Projekt Steel Americas verglühen lassen. 4 Milliarden hat Thyssenkrupp durch den Verkauf und Werke und der Finanzbeteiligungen (Vale) eingenommen. Reumütig und auch ein wenig deprimiert-ratlos heißt es von Konzernseite: „Die Auswirkungen sind bis heute in der Bilanz sichtbar. Für die Aufarbeitung wird Thyssenkrupp einige Jahre benötigen.

thyssenkrupp-Chart: finanztreff.de

Schon jetzt ist eine Wertberichtigung von 900 Millionen Euro durch den Verkauf des Stahlwerks CSA Siderúrgica do Atlântico (CSA) in Brasilien (an Ternium) notwendig, die im laufenden Geschäftsjahr wohl zu einem Verlust beim Nettoergebnis führen wird. Im vergangenen Geschäftsjahr (2015/16) lag der Jahresüberschuss bei 296 Millionen Euro. So könnte sich dieser Gewinn in einen Verlust in ähnlicher Höhe wandeln. Wenigsten werden sich die Finanzschulden von zuletzt 3,5 Milliarden Euro durch die Trennung von CSA wohl um knapp 1,3 Milliarden Euro reduzieren…

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SchummEin Beitrag von Thomas Schumm von Plusvisionen.de

Thomas Schumm ist Gründer und Herausgeber von Plusvisionen.de. Autor. Journalist. Früher auch: Reporter, Redakteur oder Chefredakteur. Seit 25 Jahren an der Börse. Bestimmt fast alles an der Börse gehandelt, was es so zu handeln gibt, jetzt aber ruhiger in dieser Hinsicht. Seit 20 Jahren publizistisch im Finanzbereich tätig. Begeistert von Wirtschaft und Börse.

Bildquellen: Thomas Schumm / Pressefoto worldsteel / Gregor Schläger