Nokia & Co.: Telekombranche in Aufruhr

Bildquelle: Pressefoto Nokia

In der Telekombranche geht es derzeit Schlag auf Schlag: Der mexikanische Milliardär Carlos Slim will den KPN-Konzern übernehmen und hat dafür eine Prämie von rund 20 Prozent auf den letzten Aktienkurs der Niederländer vor Bekanntgabe der Pläne geboten. Die Papiere von Vodafone Group schossen um mehr als zehn Prozent nach oben, als bekannt wurde, dass der US-Konkurrent Verizon den Briten 130 Mrd. Dollar für deren 45-prozentigen Anteil am Gemeinschaftsunternehmen Verizon Wireless zahlen will. Die Nokia-Aktie gewann an einem einzigen Tag sogar über 33 Prozent, weil Microsoft den Finnen das Kerngeschäft mit Handys und Smartphones abkaufen wird.

Anleger, die in Zertifikate auf Aktien von Telekommunikationskonzernen investieren, müssen nun einen kühlen Kopf bewahren. Das trifft insbesondere bei Inline-Optionsscheinen auf Nokia zu. Infolge des Kursanstiegs sind zwar viele Papiere ausgeknockt worden. Doch Neuengagements bleiben interessant. Denn nach dem Microsoft-Deal ist erst einmal die Luft raus. Der Softwarekonzern macht 3,79 Mrd. Euro für das Geschäft mit Geräten und Diensten locker. Hinzu kommen 1,65 Mrd. Euro für Lizenzen. Mit dem Verkauf wird Nokia sein größtes Problemkind los. Fortan wird sich der Konzern fortan auf das wenig spannende Netzwerkgeschäft konzentrieren, das zuletzt einen Wert von 3,4 Mrd. Euro hatte. Zusammen mit den Barmitteln ist Nokia somit gut drei Euro je Aktie wert. Der Kurs notiert mit rund 4,25 Euro deutlich darüber. Während die Kurschancen also eher begrenzt sind, ist durchaus Rückschlagspotenzial gegeben.

Vor diesem Hintergrund ist ein Inliner (ISIN DE000SG3PVM4) von der Société Générale mit dem oberen K.-O.-Level 4,70 Euro spannend. Diese Marke liegt aktuell zwar nur knapp elf Prozent entfernt. Doch angesichts der verbleibenden Restlaufzeit von nur acht Handelstagen bietet das Papier ein sehr attraktives Chance-Risiko-Verhältnis. Die mögliche Rendite beträgt 6,3 Prozent – oder stattliche 143,3 Prozent p.a. Sicherheitshalber sollten Anleger die Reißleine ziehen, wenn die Aktie über 4,40 Euro schließt. Denn dann ist die Gefahr eines Barrierebruchs zu groß.

Inline-Spekulationen auf Vodafone Group sind nicht minder aussichtsreich. Denn die Briten stehen unter Druck: Der Verizon-Verkaufserlös sucht eine Verwendung. Etwa rund fünf Mrd. Dollar dürften an Steuern fällig werden, 84 Mrd. Dollar sollen an die Aktionäre ausgeschüttet werden. Der Rest steht zum Schuldenabbau und für Investitionen zur Verfügung. Den Konzernumbau beschleunigen sollen Übernahmen wie die von Kabel Deutschland. Hier stoßen die Briten jedoch auf Widerstand: Der Hedgefonds Elliott hat eine mehr als zehnprozentige Gegenposition an Kabel Deutschland aufgebaut. Damit könnte der Deal in Gefahr geraten. Doch egal, wie die Schlacht am Ende ausgeht: Viel Luft nach oben hat die Vodafone-Aktie nach dem massiven Anstieg nicht mehr. Ein bis 20. Dezember laufender Inliner (ISIN DE000SG4HQJ5) lässt noch 19,6 Prozent Platz bis zum oberen K.-O.-Level. Nach unten sind 13,9 Prozent Luft. Bleibt die Aktie stets innerhalb der Spanne, winkt ein Ertrag von 19,6 Prozent.

Auch konservative Anleger werden fündig: Ein Nokia Capped Bonus-Zertifikat von Citi (ISIN DE000CF4E8B2) wirft im Juni 2014 eine Rendite von 6,1 Prozent ab, wenn der Titel stets über 2,95 Euro notiert. Zudem gefällt uns ein Vodafone Discounter (ISIN DE000CZ55QF7) von der Commerzbank. Die Maximalrendite von 7,1 Prozent wird erreicht, wenn der Basiswert im Juni 2014 mindestens bei 200 Pence, also gut vier Prozent unterhalb des aktuellen Kurses, steht.

Fazit: Das Capped Bonus-Zertifikat auf Nokia ermöglicht auch dann eine Rendite von 6,1 Prozent, wenn der Basiswert nur seitwärts oder sogar leicht abwärts läuft. Entscheidend ist die Barriere von 2,95 Euro. Ungefähr dort stand der Titel, bevor die Meldung vom Verkauf des Handygeschäfts an Microsoft für Furore sorgte. Solange die Nokia-Aktie während der Laufzeit diese Marke niemals verletzt, wird das Bonus-Zertifikat zu 4,20 Euro zurückgezahlt. Der Abstand zu der Barriere beträgt komfortable 30,6 Prozent. Das im Vergleich zum Basiswert deutlich höhere Maß an Sicherheit müssen Anleger mit Renditeverzicht „erkaufen“. Denn an Kursgewinnen der Aktie über den Bonuslevel von 4,20 Euro hinaus nimmt die Aktie nicht teil: Auf diesem Niveau ist die Gewinnobergrenze (Cap) eingebaut. Wegen des großen Risikopuffers ist das Zertifikat auch für konservative Anleger geeignet.

Ein Beitrag von Christian Scheid. Er ist Chefredakteur von Zertifikate // Austria und freier Wirtschafts- und Finanzjournalist. Er schreibt für mehrere österreichische und deutsche Fachmagazine und -zeitungen. Sein Gratis-Newsletter ZERTIFIKATE // AUSTRIA ist mehr als lesenswert. Hier geht es zur Anmeldung.

Bildquelle: Pressefoto Nokia