Temporäre Verschnaufpause beim Gold konsequent nutzen

Mein lieber Nachbar hat es sich nun wohl zur (Lebens-)Aufgabe gemacht, mich zu überzeugen, dass ein Gold-Investment langfristig nicht das Richtige sei. Erst gestern hatte er mir erzählt, dass im aktuellen Monat Juli das Gold ja schon Preisrückgänge hinnehmen musste und der Goldpreis diese Woche schon zwischenzeitlich auf ein Zwei-Monatstief gefallen sei.

Gold korrigiert – und das ist auch gut so

Ich kann und will dies auch nicht leugnen. Doch wie immer gilt auch bei Gold: Kurze Trends haben nachhaltig keinen Bestand. Deshalb kann jeder Anleger, der in Gold investiert ist, meiner Meinung nach sehr gelassen reagieren. Und nun mit Argumenten zu kommen, dass die Schmucknachfrage, die ca. 50% der Gesamtnachfrage ausmache, angesichts des gefallenen Preisniveaus wieder anziehen und einem deutlichen Preisrückgang bei Gold entgegenstehen würde – das ist mir wirklich zu billig. Es gibt deutlich bessere Argumente für einen weiteren Goldpreisanstieg

Natürlich hat Gold zuletzt korrigiert. Gemessen an dem am 28. Juni aufgestellten Rekordhoch von 1.266,5 Dollar um über 7% – doch das ist auch gut so! Eben um eine Überhitzung zu vermeiden und wieder neue Einstiegsmöglichkeiten zu generieren. Und diese sollte jeder nutzen.

Die Gold-Hausse hat aber neue Nahrung bekommen

Denn die Gold-Hausse hat wieder ganz andere, neue Nahrung bekommen. Neben der aktuellen Schuldenproblematik in Europa und dem daraus (wieder) schwächer werdenden Euro ist es vor allem die Angst vor dem in letzter Zeit viel zitierten Double Dip. Der mögliche Rückfall in eine Rezession ist mehr nur als ein Gespenst, wenn man sich die jüngsten Aussagen von Fed-Chef Ben Beranke anhört.

Denn die von vielen Bullenfans erwarteten positiven Signale für den Markt blieben in seiner jüngsten Rede fast gänzlich aus. Der US-Notenbankchef Ben Bernanke sagte vor dem Kongress aus, der Ausblick für die US-Wirtschaft bleibe "außergewöhnlich unsicher".

Die Federal Reserve stehe daher weiterhin bereit, notfalls weitere Maßnahmen zur Stützung der konjunkturellen Erholung zu treffen. Dies könnte angesichts des "ungewöhnlich unsicheren Wirtschaftsausblicks" notwendig werden. Insbesondere die anhaltend hohe Arbeitslosigkeit in den USA gäbe Anlass zur Sorge, weil sie den Konsum belaste. Zudem nannte Bernanke die europäische Schuldenkrise als großen Unsicherheitsfaktor.

Irgendwann ist das Potenzial der Notenbanken erschöpft

Das klingt nicht nach weiter steigenden Kursen an den Börsen und weiter anwachsenden Gewinnen der Konzerne. Dass der Markt wohl aber selbst nicht so recht an weiter anhaltende Kurssteigerungen glaubt, sah man unmittelbar im Anschluss an Bernankes Rede: Der Dow Jones sowie auch der Euro reagierten umgehend und rutschten ins negative Terrain.

Der Fed-Chef bekräftigte zudem die Niedrigzinspolitik im Dollar-Raum: Die Zinsen im Dollar-Raum würden für eine "längere Zeit" niedrig bleiben. „Ist doch prima“ sagen da nun einige Marktteilnehmer. Ich wiederum sage: Eine Fortführung der Niedrigzinspolitik zeigt uns ganz klar an, dass wir eben noch nicht über den Berg sind. Auch die weiteren Aussagen Bernankes, gegenwärtig seien hohe Schulden in Kauf zu nehmen, um das Wirtschaftswachstum zu stützen, sind eigentlich der helle Wahnsinn. Nicht nur vor dem Hintergrund der schon sich angesammelten Staatsschulden. Ich mag gar nicht daran denken, was am Markt passiert, wenn ein zweites Griechenland-Debakel passiert. Irgendwann ist das Potenzial der Fed, der EZB und auch des IWF gänzlich erschöpft…

Nutzen sie die aktuellen Kurse zu Schnäppchenkäufen

Meinem Nachbarn und allen anderen Gold-Skeptikern kann ich an dieser Stelle nur eines sagen: Man muss nicht an die Apokalypse glauben, um in Gold investiert zu sein. Man muss nur die täglichen Nachrichten und Meldungen ein wenig scannen, die richtigen Schlüsse daraus ziehen und effektiv reagieren.

Es gibt heute – und es wird morgen und auch später unverändert gute Gründe geben, in Gold investiert zu sein. Als Trader wiederum müssen einem die (leichten) Preisrückgänge beim Gold eigentlich nur eines sagen: Schnäppchenkäufe tätigen, denn im weiteren Jahresverlauf dürfte das Anlegerinteresse an Gold wieder anziehen.

Take care, Ihr Goldfinger