Blue Cap: Stagnierende Gewinne als Turbo für den Aktienkurs?

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Die mittelständische Beteiligungsgesellschaft Blue Cap (WKN: A0JM2M / ISIN: DE000A0JM2M1) steht vor einem tiefgreifenden Wandel, was mit einem Zukauf und einem Verkauf zu tun hat, die mächtig Spuren hinterlassen werden in der Bilanz der Münchner. Unter dem Strich könnte dies zu stagnierenden Gewinnen führen, womit Blue Cap erhebliches Kurspotenzial aufweisen sollte. Wie das…?

Nun, Blue Cap investiert überwiegend in süddeutsche mittelständische Nischenunternehmen und konzentriert sich dabei auf operativ tätige technologiegetriebene Gesellschaften mit bestehendem profitablem Kerngeschäft, die sich in Umbruch- oder Sondersituationen befinden. Im Klartext investiert man in sanierungsbedürftige oder insolvente Unternehmen, Konzernausgliederungen und in Gesellschaften mit ungelöster Unternehmensnachfolge. Die Tochterunternehmen werden eigenständig und unternehmerisch geführt. Im vergangenen Jahr gelang ein großer Coup, als man aus der Insolvenz heraus die Vermögensgegenstände der Neschen AG übernommen hat. Die Zahlen für 2016 zeigen, dass sich die erhofften Effekte einstellen, also der Umsatz in die Höhe schießt, während Synergien in der Klebesparte die Kosten senken und damit die gewinne befeuern. Dabei ist die Neschen-Gruppe erst zum 01.12.2016 in den Konsolidierungskreis der Blue Cap AG aufgenommen worden. Aus dem Geschäftsbericht für 2016 der Blue Cap ist zu entnehmen, dass der Vorstand im Bereich Beschichtungstechnik davon ausgeht, “im Vorjahresvergleich durch die erfolgreiche Integration der Neschen-Gruppe in den Konzern ein starkes Umsatz- und Ergebniswachstum (EBIT) aufweisen” zu können. Der Aktienkurs hat diese positiven Entwicklung mit Verzögerung dann auch eingepreist und solide in den zweistelligen Bereich geführt.

Blue Cap ist nicht Exit-getrieben und umso mehr überraschte die Meldung, man habe die bis dahin profitabelste Beteiligung, Biolink, an den französischen Chemiegiganten Saint Gobain veräußert. Biolink als Tochter der Blue Cap-Tochter Panatol war die Cashcow im Blue Cap-Verbund und zum Verkaufspreis und -grund hat Blue Cap bisher nichts verlauten lassen. Man hat nur auf die Vorlage der Halbjahreszahlen bzw. die Hauptversammlung verwiesen, wo man hierzu Stellung nehmen werde. Doch wozu bis zum 11. August warten, wenn man sich auch selbst ein paar Gedanken machen kann?

Wie Blue Cap-CEO Hannspeter Schubert erklärte, würde man sich von Beteiligungen nur trennen, wenn der Preis so exorbitant gut wäre, dass er die positiven Entwicklungen des Unternehmens auf Jahre vorwegnehmen würde. Diese Maxime sollte daher wohl erst recht für die profitabelste Tochter gelten, die zudem Teil der durch den Neschen-Zukauf gestärkten Klebesparte war. Edison Research geht davon aus, dass Biolink zu etwa 40 Mio. Euro verkauft worden sein dürfte, dem 12-fachen des erwarteten EBITDA. Geht man davon aus, dass Biolink mit einem fairen Wert von um die 30 Mio. Euro anzusetzen wäre, entspräche der Kaufpreis einen deutlichen Aufschlag von mehr als einem Drittel. Zudem war Biolink an seinem Standort an räumliche Grenzen gestoßen, was in absehbarer Zeit höhere Investitionen erforderlich gemacht hätte (denn Blue Cap strebt danach, die Immobilien im Eigentum zu haben und nicht anzumieten). In Summe ergeben diese Annahmen ein Bild, das einen Verkauf von Biolink stimmig machen würde. Und bricht man den erwarteten Bruttoverkaufserlös von rund 40 Mio. Euro auf die Zahl der Blue Cap-Aktien herunter, entspräche dies einem Wert von gut 10 Euro je Aktie. Zur Einordnung: die gesamte Blue Cap wird aktuell mit knapp 50 Mio. Euro an der Börse bewertet!

Blue Cap-Chart: boerse-frankfurt.de

Zudem erklärte Blue Cap, man werde die Tochter Planatol nun auf die Mutter Blue Cap verschmelzen. Ausschlaggebend hierfür dürfte sein, die hohen Gewinne durch den Biolink-Verkauf in der Blue Cap nutzen und mit vorhandenen Verlustvorträgen verrechnen zu können.Da der Biolink-Verkauf zum 30.06. umgesetzt worden ist, dürfte die Verschmelzung zeitnah angegangen werden. Ein Verschmelzungsbeschluss der Planatol-Aktionäre ist nicht erforderlich, da Blue Cap mehr als 90% der Anteile hält.

Unterm Strich werden die beiden Beteiligungsveränderungen von Neschen und Biolink dazu führen, dass Blue Cap künftig fast schuldenfrei ist. In der Bilanz schlummern jedoch noch hohe stille Reserven, da man ja Eigentümer der Immobilien der Töchter ist. Diese Immobilien sollen nun in einer zentralen Immobiliengesellschaft zusammengefasst werden…

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Kissig Ein Beitrag von Michael C. Kissig

Er studierte nach Abschluss seiner Bankausbildung Volks- und Rechtswissenschaften und ist heute als Unternehmensberater und Investor tätig. Neben seinem Value-Investing-Blog “iNTELLiGENT iNVESTiEREN” verfasst Michael C. Kissig regelmäßig eine Kolumne für das “Aktien Magazin”.

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