McCormick und der scharfe Ritt: Kurseinbruch nach Übernahme als Chance?

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Der Gewürzhersteller McCormick & Company (WKN: 858250 / ISIN: US5797802064) ist ein ziemlich unbekannter Riese, jedenfalls hierzulande. Das ist insofern verständlich, als dass Otto Normalverbraucher mit seinen Produkten (bisher) eher selten direkt in Kontakt kommt. Denn der 1889 in Baltimore gegründete Konzern stellt Gewürze oder Gewürzmischungen her und vertreibt sie an die Lebensmittelindustrie. Dabei ist es fast unmöglich als Konsument, nicht täglich etwas zu Essen oder zu Trinken, was nicht mit Zutaten von McCormick gewürzt wurde, zumindest in deren Hauptmarkt, den USA. Und in den letzten drei Jahren hatten die Aktionäre auch viel Freude mit ihrem Investment, denn McCormick zählt zu den gesuchten defensiven Werten, die auch in einer Rezession gute Geschäfte machen.

Neben den Gewürzen ist McCormick allerdings inzwischen auch selbst als Hersteller von Lebensmitteln aktiv und diese ist vor allem in den USA momentan im Umbruch. Denn die Verbraucher wenden sich vom Zucker ab und schauen verstärkt danach, Produkte aus regionalem und ökologischem Anbau zu bevorzugen. Das stellt einige der Platzhirsche der Branche vor große Herausforderungen, wie Campbell Soup oder General Mills. Und zumindest teilweise nun auch McCormick.

Während also das Gewürzbusiness weiter attraktive Renditen abwirft, sich auch McCormick mit seinen Produkten zunehmendem Gegenwind ausgesetzt. Und begegnet diesen auch durch Übernahmen. So hat man den Tubenkräuterspezialisten Gourmet Garden und den Saucenprofis Cajun Injector gekauft und ganz aktuell das Lebensmittelbusiness von Reckitt Benckiser für 4,2 Mrd. Dollar. Dieser letzte Zukauf kommt an der Börse nicht gut an und wird als zu teuer eingestuft. Immerhin hatte sich McCormick in einem Bieterverfahren gegen andere Größen der Branche durchgesetzt und am Ende einiges mehr bezahlt, als Analysten als Wert für RBs Lebensmittelbusiness angesetzt hatten. Der Kauf soll überwiegend über Kredite finanziert werden, was prompt die Ratingagentur Moody’s auf den Plan rief, die eine Bonitätsabstufung für McCormick in Aussicht stellt. Also alles schlecht und der Kurseinbruch nur allzu gerechtfertigt. Oder?

»Es ist besser, ein hervorragendes Unternehmen zu einem guten Preis zu kaufen, als ein gutes Unternehmen zu einem hervorragenden Preis.«
(Warren Buffett)

McCormick-Chart: boerse-frankfurt.de

An dieser Stelle erinnern wir uns an Value Investor Warren Buffett. Denn der Altmeister sagte uns einmal, er kaufe lieber ein hervorragendes Business zu einem guten Preis, als ein gutes Business zu einem hervorragendem Preis. Und McCormick folgt mit dem Zukauf genau dieser Maxime. Mit French’s and Frank’s RedHot Brands kauft man zwei starke Marken, die gleich zur zweit- und drittgrößten von McCormick avancieren. Beide weisen starke Margen auf, Wachstum und sind in den USA in ihrem Segment auf den vordersten Plätzen zu finden. Insgesamt weist das das RB Food-Business eine operative Marge von 28,7% auf, verglichen mit der bisherigen von McCormick, die bei 14,2% liegt. Auch deshalb war McCormick bereit, einen höheren Preis zu bezahlen. Die 4,2 Mrd. Dollar kommen zu der bisherigen überschaubaren Verschuldung von 1,447 Mrd. Dollar hinzu, McCormick liefert aber aber nach dem Zukauf einen Free Cashflow von 633 Mio. Dollar p.a ab, so dass diese zu stemmen sein wird. Man nimmt die Verschlechterung der Bilanzrelationen in Kauf und ist sicher, auf längere Sicht wieder zur alten Bilanzstärke zurückzukehren. Sprich: die Verschuldung wird künftig verstärkt abgebaut werden und zwar durch ein Verringern der Aktienrückkäufe und das Nutzen der höheren Cashflows. Die Dividende hingegen will McCormick nicht beschneiden und das ist verständlich, denn McCormick ist einer der Dividendenaristokraten der Wall Street; hat also seit mindestens 25 Jahren seine Dividende gesteigert. Diesen Nimbus gibt man nicht leichtfertig aus der Hand…

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Kissig Ein Beitrag von Michael C. Kissig

Er studierte nach Abschluss seiner Bankausbildung Volks- und Rechtswissenschaften und ist heute als Unternehmensberater und Investor tätig. Neben seinem Value-Investing-Blog “iNTELLiGENT iNVESTiEREN” verfasst Michael C. Kissig regelmäßig eine Kolumne für das “Aktien Magazin”.

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