priceline.com, Expedia und Co.: Warum die Deutschen weiter ins Reisebüro gehen

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Das Internet hat nicht nur das Shoppen in vielen Bereichen verändert, sondern auch das Buchen von Reisen. Die großen Anbieter aus den USA wie der Booking.com-Betreiber Priceline.com (WKN: 766054 / ISIN: US7415034039) oder Expedia (WKN: A1JRLJ / ISIN: US30212P3038) konkurrieren mit zahlreichen kleineren Webangeboten. Die Verbraucher schätzen die Vielfalt und gehen dennoch immer noch in Reisebüros. Die Gründe überraschen.

Die Geschäfte von Priceline.com und Expedia laufen seit Jahren bestens. Die hervorragende operative Entwicklung spiegelt sich auch bei den Kursverläufen wieder:

Priceline.com-Chart: boerse-frankfurt.de

Auch bei Expedia kann sich der Langfristchart sehen lassen:

Expedia-Chart: boerse-frankfurt.de

Wieder mehr Reisebüros. Wenn man diese Kursverläufe sieht, könnte man annehmen, dass die beiden Unternehmen den klassischen Reisebüros das Leben schwer machen. Das mag in den letzten Jahren durchaus gestimmt haben. Aber inzwischen ist der Schrumpfungsprozess beendet. Gab es 2002 in Deutschland noch über 14.000 Reisebüros, fiel ihre Anzahl 2012 erstmalig auf unter 10.000. Seinen Tiefstand erreichte der Markt 2013 mit nur noch 9.729 Reisebüros. Doch seitdem geht es wieder bergauf. So lag die Zahl 2016 mit über 9.938 Reisebüros wieder deutlich darüber. Laut dem Deutschen ReiseVerband (DRV) hat Deutschland damit bezogen auf die Zahl der Einwohner eines der dichtesten Reisebüronetze weltweit.

Infografik: Ist die Talfahrt der Reisebüros vorbei? | Statista Mehr Statistiken finden Sie bei Statista

Frühbucher im Reisebüro. Schaut man sich dann an, wer, was und wann im Reisebüro bucht, stellt man fest, dass vor allem kurzfristige Reisen online gebucht werden. Geht es dagegen um den klassischen Jahresurlaub mit der Familie, wird dagegen auf die Beratung im Reisebüro gesetzt. Das ist auch verständlich. Ein einfacher Städtetrip mit Flug und Hotel lässt sich ohne Probleme online buchen. Wenn es dagegen um die schönste Zeit des Jahres geht – den Sommerurlaub – muss alles perfekt sein. Offenbar ist das Vertrauen in die Reisebüro dabei noch immer sehr groß.

Infografik: Der frühe Vogel bucht im Reisebüro | Statista Mehr Statistiken finden Sie bei Statista

Warum die Deutschen weiter ins Reisebüro gehen. Die Gründe, warum Reisebüros nicht aussterben, sind vielfältig. Zum einen vertrauen die Deutschen auf die Expertise und die Beratungskompetenz in Reisebüros. Zum anderen trauen sie sich selbst nicht zu, anhand von Bewertungsportalen passende Urlaubsorte und die entsprechende Reise dazu zu organisieren. Hinzu kommt das veränderte Reiseverhalten der Deutschen. Laut der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reise (FUR) ist in den vergangenen 20 Jahren der Anteil der organisierten Reise über Reisebüros und Reiseveranstalter deutlich gestiegen. Waren es im Vor-Internet-Zeitalter (1995) 41 Prozent aller Urlaubsreisen, die über Veranstalter und Reisebüros gebucht wurden, sind 2015 insgesamt 49 Prozent aller Reisen als professionelle Veranstalterreise sowohl bei stationären Reisebüros als auch online gekauft worden.
Interessant dabei ist: Der komplett individuell und auf eigene Faust organisierte Urlaub verliert massiv an Bedeutung. Wurden 1995 noch 59 Prozent aller Urlaubsreisen ohne professionelle Unterstützung unternommen – dabei haben Reisende entweder direkt in der Pension/Hotel oder beim Fremdenverkehrsamt angerufen oder sind ohne vorherige Reservierung einfach losgefahren -, so ist der Anteil auf inzwischen nur noch 34 Prozent abgesackt.

Fazit. Die Zahlen zeigen: Online-Reiseanbieter haben ihre Berechtigung, werden aber die klassischen Reisebüros nicht ersetzen. Vielmehr wird sich wohl eine Zweiteilung durchsetzen. Anleger von Priceline.com oder Expedia können sich also freuen.

In diesem Sinne,
weiterhin viel Erfolg bei der Geldanlage

Ihre markteinblicke.de-Gründer
Christoph A. Scherbaum & Marc O. Schmidt

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