Sanierungsexperte Blue Cap steigt bei Greiffenberger ein. Mit 10 Prozent. Erstmal…

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Greiffenberger (WKN: 589730 / ISIN: DE0005897300) und Blue Cap (WKN: A0JM2M / ISIN: DE000A0JM2M1) sind zwei Beteiligungsgesellschaften, deren Entwicklung in den letzten Jahren unterschiedlicher nicht hätte sein können. Während sich Blue Cap immer mehr zu einer wahren Gelddruckmaschine gemausert hat, gingen bei Greiffenberger die Lichter aus, im wahrsten Sinne des Wortes. Ich hatte das Unternehmen vor vielen Jahren mal auf meiner Empfehlungsliste und in meinem Depot, aber als das Siechtum begann und noch bevor das Verhängnis seinen Lauf nahm, hatte ich entnervt die Reißleine gezogen. Jahre später folgte die Insolvenz und die Sanierung durch den Verkauf von zwei der drei Tochterunternehmen, dann Schuldenschnitt sowie Rekapitalisierung. Übrig blieb nur eine Tochter, die J.N. Eberle & Cie. GmbH, ein Premium-Hersteller von industriellen Bandsägen und anderen hochwertigen Bandstahl-Produkten. Am Donnerstag gab es nun zwei Meldungen bei Greiffenberger, die aufhorchen lassen…

Zunächst präsentierte man die Halbjahreszahlen und die fielen durchwachsen aus.

“Die Ergebnisentwicklung des Greiffenberger-Konzerns im ersten Halbjahr 2017 lag, bezogen auf das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit, insgesamt im Wesentlichen im Rahmen der Erwartungen. Negative Abweichungen von den Erwartungen ergaben sich u.a. aus über den Annahmen liegenden Rechts- und Beratungsaufwendungen und aus höheren Beschaffungskosten aufgrund der bereits im Jahresverlauf 2016 eingetretenen unerwartet deutlichen Verteuerungen im Bereich der Legierungszuschläge und Stahlpreise. Für die ersten sechs Monate 2017 weist der Greiffenberger-Konzern ein Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) von 2,1 Mio. € (Vj. 1,3 Mio. €), ein Ergebnis der betrieblichen Geschäftstätigkeit (EBIT) von 1,2 Mio. € (Vj. 0,2 Mio. €) und ein Ergebnis vor Steuern (EBT) von 0,4 Mio. € (Vj. -0,9 Mio. €) aus. Unter dem Strich resultierte im Greiffenberger-Konzern für den Berichtszeitraum so beim Ergebnis je Aktie eine Verbesserung auf 0,06 € nach -0,44 € im ersten Halbjahr 2016.”

Hier zeigt sich, dass die Tochter Eberle keine Wunderdinge vollbringen kann und eigentlich eine Holdingstruktur für nur ein Tochterunternehmen viel zu aufwändig und teuer ist. Insbesondere wegen der hohen Stahlpreise und wegen der hohen Rechts- und Beratungskosten, liegt man hinter den eigenen Zielen, die man dem Restrukturierungskonzept zugrunde gelegt hatte. Während die hohen Stahlpreise eine Herausforderung sind und bleiben, werden die Rechts- und Beratungskosten, die überwiegend für die Restrukturierung angefallen sind, künftig erheblich niedriger ausfallen. Darüber hinaus steht man noch mit einem Darlehen im Feuer, das man einer schwächelnden Tochter lassen musste, als man sie endlich verkaufen konnte. Greiffenberger erläutert dieses so:

“Bestehende Forderungen der Greiffenberger AG gegen die BKP in Höhe von 1,5 Mio. € bleiben dieser als langfristiges Darlehen weiter zur Verfügung gestellt. Die Werthaltigkeit dieser Forderungen hängt unverändert von der weiteren wirtschaftlichen Entwicklung der BKP ab.”

Hier bleibt abzuwarten, ob (oder wie viel davon) dieses Geld mit der Zeit an Greiffenberger zurückfließt oder irgendwann abgeschrieben werden muss.

Greiffenberger-Chart: boerse-frankfurt.de

Für das grundlegende Dilemma jedoch gibt es aus meiner Sicht eigentlich nur zwei Auswege: entweder die Tochter Eberle wird auf die Mutter Greiffenberger verschmolzen, um Verlustvorträge nutzen und die Kosten für den Wasserkopf der Holdingstruktur senken zu können – mit dem hübschen Nebeneffekt, dass die Eberle dann an der Börse notiert wäre – oder Greiffenberger treibt frisches Geld auf, um weitere Beteiligungen eingehen und sich seinen Status als Beteiligungsholding wieder verdienen zu können.

Nun, es scheint auf die zweite Variante hinauszulaufen, denn Greiffenberger gab heute den Vollzug einer kleinen Kapitalerhöhung unter Ausschluss des Bezugsrechts der Altaktionäre bekannt. Das Grundkapital der Gesellschaft in Höhe von 6.372.750 Euro, eingeteilt in 5.323.300 Aktien mit einem anteiligen Betrag des Grundkapitals von gerundet 1,1971 Euro wurde um 637.273,80 Euro, eingeteilt in 532.329 Aktien auf 7.010.023,80 Euro gegen Bareinlage durch Ausgabe von 532.329 neuen Aktien mit Gewinnberechtigung ab 1. Januar 2017 erhöht. Die neuen Aktien wurden Nahe am Börsenkurs zum Ausgabebetrag von 2,33 Euro ausgegeben und vollständig von der auf Sanierungsfälle und Sondersituationen spezialisierten Beteiligungsgesellschaft Blue Cap gezeichnet…

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Kissig Ein Beitrag von Michael C. Kissig

Er studierte nach Abschluss seiner Bankausbildung Volks- und Rechtswissenschaften und ist heute als Unternehmensberater und Investor tätig. Neben seinem Value-Investing-Blog „iNTELLiGENT iNVESTiEREN“ verfasst Michael C. Kissig regelmäßig eine Kolumne für das „Aktien Magazin“.

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