Mittlerweile wird es ja schon fast zur Routine: Zu Jahresbeginn erhalten die Wirtschaftsblogger etwas breitere Aufmerksamkeit. War es letztes Jahr lediglich der Finance Blog of the Year von der Kreditplattform smava so hat nun auch die Direktbank comdirect mit dem finanzblog award eine weitere Auszeichnung ins Leben gerufen.
Den Anfang macht jedoch smava. Von heute an können Finanzblogs bis zum 13. Februar 2011 selbst oder von anderen auf dem Unternehmensblog für die erste Runde des Wettbewerbs nominiert werden. Auch via Twitter und Facebook sind Nominierungen möglich. Smava spricht bereits von einer Erfolgsgeschichte, schließlich wird der Preis bereits zum dritten Mal vergeben. Nach der ersten Nominierungsrunde entscheidet, wie bereits in der Vergangenheit, eine Jury, darunter auch Blick Log-Autor Dirk Elsner, welche die 15 nominierten Blogs für die Endrunde sind. Welcher der 15 Blogs dann der beste ist, entscheiden die Fans und Leser. Angesichts des Zeitraums vom 22. Februar – 7. März 2011 kann da durchaus einiges an Stimmen dazu kommen. Probleme mit Mehrfachabstimmungen dürften in diesem Jahr sicherlich von vorneherein ausgeschlossen werden.
Bei der comdirect läuft das ganze etwas komplizierter. Für den finanzblog award ist bereits die Bewerbung deutlich aufwendiger, aber dafür ist das Preisgeld mit 3.000 Euro für den 1. Preis auch um einiges lukrativer. Die Entscheidung darüber wer gewinnt, fällt aber nicht die Leserschaft, sondern eine kompetente Jury, darunter der Social Banking 2.0-Autor Lothar Lochmaier. Der Schwerpunkt liegt dort damit auch weniger auf den mobilisierten Leserzahlen, sondern vielmehr auf inhaltlicher und optischer Qualität. Man darf gespannt sein, ob die Bewerberzahlen hier das hohe Niveau des letztjährigen Smava-Wettbewerbs erreichen. Die Bewerbungsfrist läuft hier noch bis zum 28. Februar 2011.
In der Rückschau auf das vergangene Jahr hat sich gezeigt, dass meine damaligen Gedanken zur Wirtschaftsblogger-Szene nach wie vor sehr aktuell sind. Die Vernetzung hat sich meinem Empfinden nach leicht verbessert, aber wie Dirk Elsner bei Robert Basic so schön kommentiert, gibt es einfach zuviele Themen, die sich nur am Rande überschneiden.
Ich selbst suche regelmäßig zu Themen, zu denen ich etwas schreibe, nach aktuellen Blogbeiträgen, häufig finde ich aber schlicht keine. Und tatsächlich sind nach meiner Wahrnehmung die Themen der Wirtschaftsblogger sehr breit gestreut. Themenüberschneidungen, außer vielleicht zum Banking 2.0, gibt es leider noch zu selten.
In der Tat findet man nur sehr selten mehrere Beiträge verschiedener Autoren zu einem Thema. Dieses Problem dürfte sich aber wohl erst durch eine noch größere Anzahl von Bloggern lösen. Selbst im vermeindlich interessantesten Bereich rund um Aktien und Börse gibt es nur eine Handvoll Blogs, die das ganze Geschehen garnicht abbilden können.
Die vergangenen Monate machen aber dennoch Mut, denn es kamen immer wieder spannende neue Blogs mit unterschiedlichen Themen dazu (vgl. die Mindmap von Blick Log über deutsche Wirtschaftsblogger). Die meisten sind und blieben Idealisten, die das bloggen als kostenintensives Hobby betrachen. Hauptberufliche Journalisten, Angestellte in Unternehmen und Selbständige schrecken Kosten, Aufwand und Ertrag ab, weshalb die Posting-Frequenz überschaubar bleibt. Ein besonderes Problem ist dabei natürlich auch die Einseitigkeit der möglichen Werbepartner – kritische Artikel über diejendigen die Werbung bezahlen, ist eben nicht so einfach machbar. Inwiefern sich durch den weiter wachsenden Online-Werbemarkt hier ein interessanteres (und seriöseres) Angebot für Blogger bietet, muss sich erst noch zeigen. Alles in allem ist die Wirtschaftsblogger-Szene aber im vergangenen Jahr bunter geworden. Traurig ist jedoch, dass ökonomische Themen nachwievor in der Bevölkerung ein Schattendassein führen. Daran hat auch die Finanzkrise nichts verändert.