Presseschau aktuell: Commerzbank-Chefvolkswirt wirft EZB falsche Strategie vor

Der Chefvolkswirt der Commerzbank, Jörg Krämer, wirft der Europäischen Zentralbank (EZB) eine falsche Strategie vor. Im Interview mit dem Anlegermagazin „Börse Online“ (Ausgabe 06/2011, EVT 3. Februar) sagte Krämer demnach: “Die EZB sollte ihre Geldpolitik eigentlich am Durchschnitt des Euro-Raums ausrichten – aber sie kauft seit dem Frühjahr Staatsanleihen der Peripherieländer, sie ist nahe an die Politik gerückt.”

[ad#Google Adsense XL-rechts]Ihren Auftrag, für Preisstabilität zu sorgen, sieht der Chefvolkswirt aufgrund der “extrem expansiven Geldpolitik” in Gefahr. “Sie wird es versuchen, aber ich glaube nicht, dass es ihr in den nächsten zehn Jahren gelingt, die Inflation wie versprochen auf zwei Prozent zu begrenzen.” Der Anstieg des Preisniveaus werde sich stattdessen im Durchschnitt zwischen drei und vier Prozent pro Jahr bewegen.

Im Zusammenhang mit der Rettung von Krisen-Staaten fordert Krämer ein grundlegendes Umdenken. “Die meisten Euro-Randstaaten haben es 2010 nicht geschafft, ihre Defizite wie versprochen zu senken”, stellte er fest. Hilfen sollten deshalb nur dann gewährt werden, wenn sich ein Land in seiner Verfassung verpflichte, den Staatshaushalt – nach dem Vorbild der deutschen Schuldenbremse – mittelfristig auszugleichen. “Es bedarf solcher Mittel, um das Risiko zu minimieren, dass die EU-Hilfen Anreize schaffen, in Zukunft noch schlechter zu wirtschaften.”

Einen Ausstieg Deutschlands aus dem Euro hält Krämer für den falschen Schritt. “Grundsätzlich könnte ein starkes Land austreten, weil seine eigene Währung vermutlich aufwerten würde”, räumte er im ‘Börse Online’-Interview ein. Allerdings sei als Folge damit zu rechnen, dass die Bürger aus den anderen Euro-Ländern in Deutschland Konten eröffneten, um von der erwarteten Aufwertung der D-Mark zu profitieren. “Der Rest des Euro-Raums – immerhin der größte Absatzmarkt für deutsche Waren – würde durch Kapitalabflüsse ins Wanken geraten, was fatale Auswirkungen auf unsere Arbeitsplätze hätte.”

Quelle: Börse-Online, Redaktion G+J Wirtschaftsmedien