Ganz “neue” Erkenntnis von Fidelity: Ausdauer macht sich an der Börse bezahlt

Jetzt wo der Aktienmarkt wieder Rendite bringt, kommen sie alle wieder aus der Deckung. Fondgesellschaften und ihre Manager. Die altbekannten Gurus und ihre heißen Tipps. Dementsprechend vergeht nun kein Tag, an denen man nicht als Kleinanleger Ratschläge per Mail bekommt bzw. als Journalist diverse Pressemitteilungen.

Eine aktuelle kam dieser Tage von Fidelity. Tenor: Anleger sind gut beraten, der Börse langfristig treu zu sein.

Und weiter: …Denn wenn sie erst in Aufschwungphasen wieder kaufen, haben sie häufig profitable Handelstage verpasst. Eine aktuelle Analyse von Fidelity International hat ergeben, dass für die Kursentwicklung meist nur wenige Tage entscheidend sind. Wer zum Beispiel die vergangenen 15 Jahre durchgehend in deutschen Aktien investiert war, hat – gemessen am MSCI Deutschland – eine Wertsteigerung von 113 Prozent erzielt. Wären dem Anleger in diesem Zeitraum die besten 20 Tage entgangen, hätte er dagegen einen Verlust von 45,4 Prozent erlitten.Die größten Kurssteigerungen spielen sich meist innerhalb von wenigen Tagen ab – und zwar kurz vor oder nach einem Kursrückgang. Wann genau das passieren wird, ist nicht im Voraus absehbar.

Aha, da muss ich dann doch ein wenig auf die Charttechnik verweisen, aus der man sehr wohl diverse Szenarien herauslesen kann.

Schön finde ich auch das Zahlenbeispiel der Fondsgesellschaft: Hätte man zum 29. Dezember 1995 einen Betrag von 1.000 Euro angelegt und diesen 15 Jahre lang nicht angetastet, so wären bis zum 31. Dezember 2010 – gemessen am Aktienindex MSCI Deutschland – daraus 2.130 Euro geworden. Das entspricht einem Wertzuwachs von 113 Prozent. Wer in diesem Zeitraum die 20 Tage mit den höchsten Wertsteigerungen verpasst hat, verfügt nur noch über 546 Euro und hat somit 45,4 Prozent seines Kapitals verloren. Wer gar die 40 besten Tage verpasst hat, verringerte sein eingesetztes Kapital von 1.000 Euro auf 221 Euro.

Also die Summe von 1.000 Euro zu nehmen, finde ich hier etwas “mager”, selbst angesichts der Tatsache, dass wir Deutsche ja “Aktienmuffel” sind…

Interessant sind folgende Fakten aber: Die höchste Kurssteigerung an einem einzigen Tag erzielte der MSCI Deutschland am 28. Oktober 2008: Um 11,8 Prozent ging der Kurs nach oben. An diesem Tag hatte die EU-Kommission das Rettungspaket über 500 Mrd. Euro für die Banken genehmigt – die Börsen reagierten auf diese Nachricht euphorisch. Die Terroranschläge des 11. Septembers 2001 verursachten in den letzten 15 Jahren die größten Kursrückgänge. Der MSCI Deutschland verlor am 11. September 8,3 Prozent.

Fazit: Nun, das möge jeder selbst einmal überdenken, vor dem Hintergrund, dass vielen unterschiedlichen Studien zufolge ein langfristiges Aktien-Engagement die beste Performance mit sich bringt – und zwar über Jahrzehnte. In diesem Sinne, frei nach André Kostolany: Wer viel Geld hat, kann spekulieren. Wer wenig Geld hat, darf nicht spekulieren. Wer kein Geld hat, muss spekulieren.