Bayer: Der DAX®-Krösus putzt sich heraus

Bildquelle: Pressefoto Bayer AG

Bayer (WKN BAY001) erntete zuletzt für die geplante Konzern-Neuausrichtung an der Börse viel Applaus. Zertifikate und strukturierte Anleihen bieten Alternativen zum Direktinvestment in den Highflyer.

In den vergangenen zehn Jahren hat sich das Gesicht des DAX® markant verändert. Anfang November 2004 gab der Versorger E.on gemeinsam mit dem Industriekonzern Siemens den Ton an. Zusammen brachte es das Duo auf einen Indexanteil von mehr als einem Fünftel. Während Siemens per 3. November 2014 immerhin noch 9,5 Prozent zum DAX® beisteuerte, ist die Gewichtung von E.on auf 3,4 Prozent zusammengeschrumpft – hier hinterlässt der langfristige Abwärtstrend der Aktie deutliche Spuren. Im Schatten der einstmals dominierenden Großkonzerne hat sich Bayer an die Spitze des wichtigsten Börsenbarometers in Deutschland emporgearbeitet. Vor zehn Jahren lag der Anteil des Pharma- und Chemieunternehmens gerade einmal bei 3,6 Prozent. Heute steuert das DAX®-Gründungsmitglied als einziger Titel mehr als ein Zehntel zur 30er-Auswahl bei.

Gesundheit geht vor
Der skizzierte Aufstieg des Traditionsunternehmens – im vergangenen Jahr feierte Bayer das 150. Jubiläum – basiert auf einer starken operativen Entwicklung. Allein zwischen 2010 und 2013 steigerte der Konzern seinen Umsatz pro Jahr im Schnitt um fünf Prozent. Beim Kernergebnis je Aktie verbuchten die Leverkusener sogar eine jährliche Wachstumsrate von im Schnitt einem Zehntel. Maßgeblichen Anteil am Erfolg hat der Geschäftsbereich Gesundheit (HealthCare). Im vergangenen Jahr steuerte er knapp die Hälfte zum Konzernumsatz bei. Der Schwerpunkt des Geschäftszweigs liegt auf verschreibungspflichtigen Medikamenten. Hinzu kommen rezeptfreie Präparate wie das Schmerzmittel Aspirin oder Wundheil- und -pflegeprodukte von Bepanthen. Tierarzneimittel sowie Blutzucker-Messsysteme rund das Portfolio dieser Sparte ab.

Geht es nach Konzernchef Marijn Dekkers, dann gewinnt der HealthCare-Bereich demnächst weiter an Bedeutung. Grund: Bayer kündigte Mitte September einen groß angelegten Konzernumbau an. Innerhalb von zwölf bis 18 Monaten soll die Kunststoffsparte, MaterialScience, an die Börse gebracht werden. Neben dem Gesundheitsbereich liegt der Fokus in Zukunft auf dem Agrochemiegeschäft (CropScience). Hintergrund der geplanten Abspaltung ist die vergleichsweise geringe Rentabilität von MaterialScience. 2013 lag die operative Marge des Chemie-Segments bei weniger als einem Zehntel. Dagegen erwirtschaftete Bayer in den beiden zukünftigen Kernsparten Werte von mehr als einem Viertel.

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20141205_HVB2Marijn Dekkers ist der Meinung, dass sich MaterialScience als eigenständiges Unternehmen am besten entwickeln kann. Zukünftig müsse der Hersteller von hochwertigen Polymer-Werkstoffen nicht mehr mit den anderen Unternehmensbereichen um die Investitionen des Konzerns wetteifern. Fabian Wenner, Aktienanalyst bei KeplerCheuvreux, erkennt hinter der Abspaltung eine klare Logik: „MaterialScience zeigt starke Ergebnisschwankungen und ist weniger berechenbar als die anderen Sparten.“ Wo die Stärken des Unternehmens liegen, zeigt sich auch beim Studium des jüngsten Quartalsberichts. Von Juli bis September 2014 verzeichnete Bayer im Pharmageschäft ein währungs- und portfoliobereinigtes (wpb) Umsatzwachstum von mehr als einem Zehntel. Dabei machte sich insbesondere die Einführung neuer Medikamente bezahlt. Derweil legten die Erlöse von CropSciene sogar um 14,6 Prozent (wpb) zu. Der Verkauf von Saatgut und Pflanzenschutzmitteln lief vor allem in Nordamerika sowie in der Geschäftsregion Lateinamerika/Afrika/Nahost blendend. Beim um Sondereinflüsse bereinigten Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) fuhr die Sparte im dritten Quartal sogar ein überproportionales Wachstum von mehr als einem Fünftel ein.

Ehrgeizige Ziele
Vor dem Hintergrund des starken Zwischenberichts sowie nachlassender negativer Währungseinflüsse erhöhte der Vorstand die Prognose für das Gesamtjahr. Bayer soll 2014 mit einem Umsatz von 42 Milliarden Euro abschließen. Bisher hatten die Leverkusener eine Milliarde Euro weniger in Aussicht gestellt. Gleichzeitig rechnet das Management beim Ebitda vor Sondereinflüssen mit einer Steigerung im mittleren einstelligen Prozentbereich. Zuvor lautete die Formulierung „im unteren bis mittleren einstelligen Prozentbereich“. Eine Rolle spielte bei den erhöhten Jahreszielen auch die vor Kurzem abgeschlossene Übernahme des Consumer-Care-Geschäfts vom US-Pharmakonzern Merck. Bayer steigt nach eigenen Angaben mit dem 10,4 Milliarden Euro schweren Deal zum weltweit zweitgrößten Anbieter von rezeptfreien Produkten auf. „Wir wollen unser Geschäft auch in Zukunft sowohl durch organisches Wachstum als auch durch ergänzende Akquisitionen ausbauen“, erklärt Marijn Dekkers die Marschrichtung.

Nach Veröffentlichung der Quartalszahlen hielt KeplerCheuvreux an der Einstufung von Bayer mit „Halten“ fest. Das Researchhaus taxiert das Kursziel für das DAX®-Schwergewicht auf 109 Euro. Laut Fabian Wenner bewegt sich die Bewertung der Aktie im Rahmen des europäischen Pharmasektors. Mit Blick auf 2015 erachtet er den Bluechip jedoch als ein zusehends attraktives Investment. Der Analyst begründet diese Einschätzung mit weiteren Rationalisierungsmaßnahmen und verweist auf die geplante Abspaltung von MaterialScience.

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Alternativen zur Direktanlage
Das Kalkül einer relativ stabilen Kursentwicklung können Anleger mithilfe von Discount-Zertifikaten verfolgen. Der Halter eines solchen Produkts positioniert sich mit einem Abschlag auf den aktuellen Aktienkurs. Im Gegenzug ist die Partizipation an steigenden Notierungen beim Basiswert (Bezugswert, der einem Finanzinstrument zugrunde liegt) auf den Cap (obere Kursgrenze) begrenzt. Schließt die Bayer-Aktie am letzten Bewertungstag auf oder über dem Cap, zahlt der Emittent den maximalen Rückzahlungsbetrag aus. Schließt sie darunter, wird eine festgelegte Anzahl Aktien des Basiswertes geliefert. Verluste entstehen, sobald deren Wert unter dem Kaufpreis des Discount-Zertifikats liegt – im ungünstigsten Fall ist ein Totalverlust möglich.

Eine weitere Alternative zum Direktinvestment in die Bayer-Aktie bieten Aktienanleihen. Unabhängig vom Kursverlauf des Basiswertes werfen diese Produkte am Zinszahlungstag Zinsen ab. Maßgeblich für die Rückzahlung ist der Schlusskurs der Aktie der Bayer AG am letzten Bewertungstag. Notiert der Basiswert dann mindestens auf Höhe des Basispreises, erhält der Anleger den vollständigen Nennbetrag. Andernfalls liefert der Emittent eine durch das Bezugsverhältnis bestimmte Anzahl von Bayer-Aktien. Der Anleger geht also für die fixe Zinszahlung das Risiko eines Kapitalverlusts ein.

Wichtiger Hinweis: Zertifikate und strukturierte Anleihen sind Schuldverschreibungen des Emittenten. Bei Insolvenz, also Zahlungsunfähigkeit oder Überschuldung, drohen hohe Verluste bis hin zum Totalverlust.

Quelle: onemarkets Magazin HypoVereinsbank, Dezember 2014/Januar 2015.

Bildquelle: Pressefoto Bayer AG