„Das Paradox des Protektionismus“

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Die Verbraucher sind DNCA-Fondsmanager Igor de Maack zufolge die großen Verlierer des Protektionismus, da er die Preise von Produkten und Dienstleistungen ansteigen lässt.

In Zeiten protektionistischer Maßnahmen und Schutzzölle hilft es, sich das Prinzip des Protektionismus vor Augen zu halten: Friedrich List, deutscher Ökonom und großer Kritiker Adam Smiths, wertete den Protektionismus als eine Phase des Übergangs, die es den inländischen Unternehmen erlaubt, sich an die internationale Konkurrenz anzupassen. Er sprach im Übrigen von einem „erzieherischen Protektionismus“, wie Igor de Maack, Fondsmanager bei DNCA, einer Tochtergesellschaft von Natixis Investment Managers, in einem aktuellen Marktkommentar schreibt.

Genau diese Philosophie dürfte hinter dem chinesischen System stecken, das auf Technologietransfer bestanden, die Ansiedlung kapitalistischer Unternehmen aus dem Ausland nur in Form von Joint Ventures zugelassen, und die Gewinnrückführung aus China für ausländische Firmen an Bedingungen geknüpft habe, heißt es weiter.

„Die protektionistische Antwort der USA steht indes nicht in der Tradition eines erzieherischen Protektionismus. In Reaktion auf ein immer offensiver auftretendes China zielen sie darauf ab, die Handelspartner der Vereinigten Staaten dazu zu zwingen, den auf ihrem Boden geschaffenen Mehrwert zurückfließen zu lassen und es „America Inc.“ zu erlauben, die anderen Wirtschaftsräume besser zu durchdringen“, so de Maack.

Ein Nutzen für die Weltwirtschaft, deren zwei tragende Säulen der Konsum und der Verkehr von Waren und Personen seien, lasse sich hier schwerlich erkennen. In der Tat seien die Verbraucher die großen Verlierer des Protektionismus, da er die Preise von Produkten und Dienstleistungen ansteigen lasse und den Zugang zu ihnen erschwere. Dabei stelle der Konsum heute den entscheidenden Impulsgeber der so genannten freien Wirtschaften dar. Und nicht zufällig würden die Begriffe „Verbraucher“ und „Bürger“ oft synonym gebraucht, heißt es weiter.

„China, dessen BIP zu 40 Prozent vom Konsum abhängt (gegenüber 36 Prozent im Jahr 2008), durchläuft mittlerweile dieselben Trends, die auch die kapitalistischen Volkswirtschaften erfassen. Eine jüngst veröffentlichte McKinsey-Studie zum chinesischen Verbraucher zeigt, dass die chinesischen Millenials, ganz wie ihre amerikanischen oder europäischen Altersgenossen, auf mittlere Sicht als Protagonisten der Wohlstandsmehrung und Wachstumsmotoren fungieren werden. ‚Happiness Seekers‘, ‚Spendthrifts‘, ‚Success Seekers‘ sind mittlerweile weltweit vertretene Profile, die das Konsumverhalten in Bereichen wie Luxus, Digitalisierung, Komfort, Mobilität, Tourismus, Sport und Gesundheit vorgeben“, so de Maack.

Die von der Globalisierung und der Virtualisierung der Welt stark verunsicherten und von einem kulturellen Beben erschütterten Bevölkerungen seien mit folgendem Dilemma konfrontiert: Konsum oder Schutz? An den Wahlurnen hätten sie in bestimmten Ländern (Vereinigte Staaten, Italien, Großbritannien) mehr oder weniger bewusst zu verstehen gegeben, dass sie beides bräuchten und wünschten – und sich davor fürchteten, beides einbüßen zu müssen. Dabei handle es sich hierbei um zwei gegensätzliche Ziele, die gleichzeitig und ohne Abstriche kaum miteinander vereinbar seien, heißt es weiter. „Für Anleger gilt es nun, gewandt mit dieser neuen und paradoxen Situation umzugehen und zugunsten einer besseren Risikokontrolle auch einmal auf etwas Performance zu verzichten“, so de Maack.

Autorin: Tomke Hansmann, Redakteurin bei GodmodeTrader.de

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