Warum die Bayern auf Aktien setzen und der Osten überhaupt nicht

Bildquelle: Pressefoto Deutsche Börse AG

“Auch fast 30 Jahre nach der Wiedervereinigung ist Deutschland ein geteiltes Land, zumindest was die Aktienquote angeht” – auf diesen kurzen Nenner brachte es jüngst eine Untersuchung. So schlecht die Aktienkultur insgesamt auch ist – es gibt rühmliche Ausnahmen und die sollten als Vorbild gesehen werden.

Bayern führt. Analogien zum Fußball liegen auf der Hand, aber tatsächlich ist fast ganz Bayern ein Land der Aktionäre – nicht nur München.aktuellen comdirect Anlage-Atlas ist der Süden Deutschlands Spitzenreiter in Sachen Aktien und Fonds. Hier legen deutlich mehr Menschen ihr Geld in Wertpapiere an als in anderen Regionen. Unter den größten Städten führt München mit beachtlichem Abstand die Liste an: Fast jeder zweite Münchner (49,9 Prozent) hat in einen Fonds investiert. Aktien besitzt etwa jeder sechste Münchner (16,7 Prozent). Zum Vergleich: In Erfurt sind es nur 0,2 Prozent. Auch im restlichen Bayern setzt sich dieser Trend fort. Neun der zehn Kreise und Städte mit dem höchsten Fondsbesitzanteil liegen in Bayern. Bei Aktien sind es sieben von zehn Kreisen beziehungsweise Städte.

Ostdeutsche Aktienmuffel. Dagegen besitzen in den Bundesländern Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen in keinem Kreis mehr als fünf Prozent der Bevölkerung Aktien oder Fonds. Einen so geringen Wertpapierbesitz findet man in den westlichen Bundesländern nur im Saarland. Fonds besitzen laut der Untersuchtung nur 1,6 Prozent der Ostdeutschen (inklusive Berlin). In den westlichen Bundesländern sind es dagegen 15,3 Prozent. Nur jeder achte Bundesbürger investiert in Fonds, bei Aktien ist es sogar nur knapp jeder Dreizehnte.

Top 10 – Aktienbesitz in den größten deutschen Städten

Rang Stadt Anteil Aktionäre (%)
1. München 16,7
2. Hamburg 13,8
3. Düsseldorf 11,3
4. Bonn 11,0
5. Wiesbaden 10,4
6. Mühlheim an der Ruhr 9,1
7. Frankfurt am Main 8,3
8. Stuttgart 7,7
9. Braunschweig 7,6
10. Oldenburg 7,5

 

Top 10 – Aktienbesitz in deutschen Landkreisen und kreisfreien Städten

Rang Stadt Anteil Aktionäre (%)
1. Starnberg, Bayern 40,8
2. Landshut, Bayern 39,6
3. Miesbach, Bayern 37,3
4. Baden-Baden, Baden-Württemberg 36,3
5. Bodenseekreis, Baden-Württemberg 33,7
6. Hochtaunuskreis, Hessen 31,0
7. Ebersberg, Bayern 30,8
8. Dachau, Bayern 28,7
9. Kreis München, Bayern 27,3
10. Bad Tölz-Wolfratshausen, Bayern 26,2

Stadt-Land-Gefälle. Doch es gibt nicht nur einen Unterschied zwischen Ost und West. Auch zwischen Land und Stadt wird ein Gefälle sichtbar: Menschen in ländlichen Gebieten setzen stärker auf Aktien und Fonds als Großstädter. In den 401 Kreisen und kreisfreien Städten besitzen im Durchschnitt 7,5 Prozent der Bevölkerung Aktien. Bei den 50 größten Städten Deutschlands liegt der Schnitt dagegen nur bei rund vier Prozent, so zum Beispiel in Heidelberg (4,3 Prozent) und Nürnberg (3,8 Prozent).
Auch beim Fondsbesitz zeigt sich eine deutliche Diskrepanz: Mit knapp 13 Prozent entspricht Düren in Nordrhein-Westfalen dem Durchschnitt unter den Kreisen und kreisfreien Städten. Unter den größten Städten liegt dieser bei nur rund sieben Prozent – so in Augsburg (7,4 Prozent) und Karlsruhe (6,9 Prozent).

Alles hat seine Gründe. Die Gründe für die Unterschiede zwischen Ost und West auf der einen Seite, aber auch zwischen Stadt und Land auf der anderen Seite sind sicher nicht auf einzelne Punkte zu reduzieren. Die Skepsis im Osten gegenüber “kapitalistischen” Anlageformen sollte eigentlich fast drei Jahrzehnte nach dem Mauerfall keine Rolle mehr spielen – offenbar tut sie es doch noch immer. Die grundsätzlich schwächere Wirtschaftskraft wird hier aber ebenfalls eine Rolle spielen. In manchen Bereichen (nicht nur im Osten) ist zudem (Aktien-)Sparen zum Luxus geworden. Ansonsten spielen aber auch Faktoren, wie in der Familie gelernte Geldanlage, eine Rolle. Die Dominanz Bayern hängt mit Sicherheit an der wirtschaftlichen Leitrolle des Freitstaats. Wer viel Geld hat, wird automatisch auf Aktien kommen. Aber: Wer wenig Geld hat, muss auf Aktien setzen.

FAZIT. Langfristiger Vermögensaufbau funktioniert nur mit Aktien und dem Engagement an der Börse. Nur so kann man direkt von den Erträgen der Unternehmen profitieren und hängt nicht von Zinsen ab. Denn: Aktien sind als Sachwerte kleine Unternehmensbeteiligungen. Dass sich das rentiert, zeigen einmal mehr die aktuellen Untersuchungen.

TIPP. Wer nicht weiß, wie das Anlegen an der Börse geht – es ist erlernbar: Für den Anfang tut es gute Börsenliteratur. Wir haben einige interessante Bücher zusammengestellt, die nicht nur die Grundlagen vermitteln, sondern auch darüberhinaus das Vertrauen in die Aktie stärken. Anschließend sollte man sich an ein Depot wagen. Dank eines Depot-Vergleichs lassen sich rasch die jeweils günstigsten Angebote herausfiltern und schon kann es losgehen.

In diesem Sinne,
weiterhin viel Erfolg bei der Geldanlage und beim alltäglichen Lebensgenuss

Ihre marktEINBLICKE-Gründer
Christoph A. Scherbaum & Marc O. Schmidt

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