Um 10: DAX bleibt angeschlagen – Fallende Rohstoffpreise als Warnsignal

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Die übergeordnete Richtung im Deutschen Aktienindex bleibt abwärts gerichtet, solange der Index nicht seine 20-Tage-Linie bei 12.487 und den Aktivierungspunkt des Doppeltops von Mai und Juni bei 12.544 Punkten zurückerobert und dann Dynamik nach oben in den Markt kommt. Ansonsten dürfte sich der Kursrutsch von gestern in den kommenden Tagen fortsetzen.

Der Handelskrieg hält den Markt weiter in Atem. Jede Annäherung in diesem Konflikt könnte eine Erleichterungs-Rally zünden, jede weitere Eskalation neue Kursverluste. Man weiß derzeit nicht mehr, was als nächstes kommt. Es war sehr erleuchtend, als Donald Trump gestern den Handel mit Öl und Erdgas als ganz anderes Spielfeld titulierte als den Handel mit allen anderen Waren. Es geht hier also auch explizit um geopolitische und strategische Abwägungen, die im Handelskonflikt zu einem großen Ganzen verschmelzen. Die Liste an Forderungen, die von der US-Regierung an Partner gestellt werden, wächst damit noch weiter in die Länge. Mittlerweile ist den meisten klar geworden, dass die letzte Schlacht im Handelskrieg noch nicht geschlagen wurde.

Fakt ist zurzeit, dass keinerlei Gespräche mehr zwischen den USA und China stattfinden. Das erzeugt Unsicherheit, denn China könnte qualitative Schranken einziehen wie den Verkauf von US-Staatsanleihen, einen Stopp der Marktzutritts-Genehmigung von US-Firmen (man denke an das neue Tesla-Werk) oder die Abwertung der eigenen Währung. Auf US-Seite könnten solche Maßnahmen Pekings zu noch drastischeren Maßnahmen führen, etwa den Boykott chinesischer Waren. Aber auch schon die neue Warenliste für Strafzölle Trumps über 200 Milliarden Dollar trifft empfindliche Bereiche wie die Seltenen Erden, ohne die ganze Wirtschaftszweige nicht mehr richtig funktionieren würden.

Die Angst vor Unterbrechungen der just-in-time-Lieferketten der globalisierten Weltwirtschaft steigt von Tag zu Tag weiter an. Der Kupferpreis, ein sensibler Indikator für die Weltwirtschaft, notiert 17 Prozent unter seinem Mai-Niveau. Der Einbruch der Rohstoffpreise gestern ist ein Votum des Marktes, dass es dem Wachstum der Weltwirtschaft jetzt an den Kragen geht. Die Kombination aus steigenden Zinsen, einem starken Dollar und hohen Ölpreisen ist zudem eine massive Belastung für die vornehmlich in US-Dollar verschuldeten Schwellenländer.

Jochen StanzlEin Beitrag von Jochen Stanzl

Er ist Chef-Marktanalyst bei CMC Markets, Frankfurt. Davor war Jochen Stanzl über 15 Jahre bei der BoerseGo AG als Finanzmarktanalyst tätig und hat unter anderem die Portale GodmodeTrader, Jandaya und die Investment- und Analyseplattform Guidants mit aufgebaut und als erfolgreiche Kanäle in der deutschen Trading-Community etabliert. Sein analytischer Fokus liegt auf der Kombination aus technischer und fundamentaler Analyse von Währungen, Rohstoffen, Anleihen und der weltweiten Aktienmärkte.

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