Die chinesische Blase

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Kommt uns dies nicht alles bekannt vor? Rasant nach oben schnellende Aktienkurse haben unbedarfte Privatanleger angelockt. Vom einfachen Bauarbeiter, über den Taxifahrer bis hin zur Putzfrau und dem Rentner wollten alle am Kursfeuerwerk mitverdienen. In diesem Umfeld reichte es oftmals schon, wenn sich Unternehmen innovativ klingende Namen gaben, um Käufer anzulocken. Die Notierungen schossen in einem Umfeld der Euphorie weit über die tatsächlichen Werte hinaus nach oben.

Was ganz nach den Auswüchsen des Neuen Marktes um die Jahrtausendwende klingt, wiederholt sich derzeit in China. Die chinesische Börse ist um fast ein Drittel abgesackt, nachdem die Aktienkurse zuvor bis Mitte Juni in rasantem Tempo nach oben schnellten. Besonders pikant ist diese Entwicklung aus zwei Gründen: Zum einen hat sich China zu einem ganz wichtigen Wachstumsmotor der Weltwirtschaft entwickelt. Sollte der Börsencrash auf die Realwirtschaft durchschlagen, dann würden dies auch viele deutsche Unternehmen deutlich zu spüren bekommen. Auch die Rohstoffpreise hängen stark von der chinesischen Nachfrage ab. Zum anderen prallen derzeit in China mit dem Börsencrash die freien Marktkräfte auf die Planwirtschaft der Kommunistischen Partei, die selber die Zügel gerne fest in der Hand hält und sich mit zahlreichen Maßnahmen gegen den Crash stemmt. So steht der Staatsfonds auf der Kaufseite und viele Aktien wurden vom Handel ausgesetzt, um die Verluste zu begrenzen. Es geht auch um die Glaubwürdigkeit der kommunistischen Führung in China, da der Staat die Kleinanleger ermutigt hat, ihr Geld in Aktien anzulegen. Mehr als 90 Millionen Chinesen sind am Aktienmarkt investiert und zittern jetzt um ihr Geld.

Der Börsenabsturz kann somit eine politische Krise auslösen. Was ist hier falsch gelaufen? Wir halten es bekanntlich für gut, wenn Bürger sich am Produktivkapital eines Landes beteiligen, also Aktien kaufen. Doch in China geschah dies oftmals ohne Wissen, ob und welche Werte hinter den Aktien stehen. Viele ungebildete und schlecht informierte Chinesen haben die Aktien zu teuer eingekauft. Zudem spekulierten diese Kleinanleger dabei häufig auf Kredit. Dies ist eine fatale Kombination. Damit droht eine Entwicklung, in der viele Chinesen letztendlich statt Aktien nur noch Schulden besitzen.

Wir machen uns auch bereits seit Jahren für die langfristige Aktienanlage stark. Doch wir warnen dabei immer wieder vor Aktienkäufen auf Kredit und vor Kursen, die sich zu weit von den tatsächlichen Werten eines Unternehmens entfernt haben. Wir legen großen Wert darauf, dass Anleger darauf achten sollen, Aktien möglichst deutlich günstiger einzukaufen als sie tatsächlich wert sind. Damit sichert sich der Investor einen Risikopuffer, der vor hohen Verlusten schützt. Mit etwas Glück kann jeder Dummkopf Aktien finden, die zeitweise schön steigen. Doch die Risiken bei der Aktienanlage wirklich im Griff zu haben, das ist die echte Kunst, die langfristig über Erfolg und Misserfolg an der Börse entscheidet. Diese Lektion lernen die Chinesen derzeit in bitterster Art und Weise.

RiegerEin Beitrag von Matthias Rieger

Er ist Chefredakteur des Hanseatischen Börsendiensts.

Der Hanseatische Börsendienst bietet Privatanlegern und Investoren seit 54 Jahren fundierte Tipps, Trends und Analysen rund um deutsche Spezial- und Nebenwerte. Er setzt sein value-orientiertes Anlagekonzept konsequent um. Das Musterdepot steigerte seinen Wert seit Anfang 1999 von 10.000 Euro auf knapp 100.000 Euro. Damit wurde der Depotwert rund verzehnfacht. Neugierig? Hier kostenloses Probeexemplar anfordern.

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