Neue Hilfen für Griechenland

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Nun ist es also doch auf den Weg gebracht, das dritte Hilfspaket für Griechenland. Noch im vergangenen Jahr gab es gar nicht so wenige EU-Politiker, die nach den zwei bereits beschlossenen milliardenschweren Programmen ein weiteres, drittes, ausgeschlossen haben. Doch wir werden mit weiteren 85 Mrd. Euro einspringen müssen, um die Pleitegriechen… ja was eigentlich – zu retten? Das ist schon mit den bisherigen Milliarden nicht gelungen, warum also jetzt?

Dass die Aktion höchst umstritten ist, zeigt das Zögern des finnischen Finanzministers, hier mitzumachen. Ziemlich dreist auch die Drohung des deutschen CDU-Fraktionsvorsitzenden Volker Kauder, der seine rund 60 zweifelnden Kollegen Bundestagsabgeordneten auf Linie bringen will, indem er ihnen den Verlust von Funktionen in Aussicht stellt. Nach der Griechenland-Pleite ist das jedenfalls eine Pleite für die Demokratie im wichtigsten Euroland.

Dennoch: Diesmal läuft die Hilfsaktion etwas realitätsnäher. Das Geld wird nämlich in Tranchen überwiesen. Die Auszahlung der jeweils nächsten Tranche ist an die Erfüllung bestimmter Auflagen geknüpft. Damit können die Gläubiger die Reformfortschritte überprüfen, bevor sie weiteres Geld Richtung Süden schicken. Die Börsen haben darauf jedenfalls überwiegend positiv reagiert. Oberstes Ziel muss es jetzt sein, Korruption in der Verwaltung und Steuerhinterziehung in den Griff zu bekommen. Gibt es hier echte Erfolge, dann müssen die Geldgeber wohl irgendwann doch auch über eine Umschuldung nachdenken, denn unter den aktuellen Bedingungen kann Griechenland seine Schulden nicht begleichen. Das hat zwar noch niemand in dieser Deutlichkeit ausgesprochen, wird aber so kommen. So betrachtet können uns auch die Neuwahlgerüchte nicht beunruhigen: Sollte da wieder irgendein selbstverliebter Spinner Finanzminister werden, dann wird einfach der Geldhahn zugedreht. Klar, das sind alles nur zweitbeste Nachrichten, denn für die Griechenland-Milliarden stehen wir letztlich alle gerade, aber immerhin ist der Geldhahn der Geberländer jetzt nicht mehr bedingungslos offen.

Der Stimmung in der Eurozone konnten die Griechenland-Turbulenzen immerhin nur wenig schaden: Der Sentix-Index der institutionellen Investoren weist, nach einem minimalen Minus von 0,1 im Juli, immer noch auf einen Aufschwung hin. An den Börsen sollte sich dies aber eher erst im Herbst bemerkbar machen, da die Sommermonate üblicherweise schwächere Handelsaktivitäten vor allem der privaten Anleger bringen. Entlastung für die Wirtschaft dürfte auch über die Ölpreise kommen: Die Weltbank rechnet in einer jüngsten Prognose damit, dass die Rückkehr Irans auf den Erdölmarkt im kommenden Jahr zu einem Preisrückgang im Ausmaß von rund 10 Prozent führen wird. Schaden wird das nur den Erdölaktien und den Werten ihrer Zulieferer – in Österreich ist das vor allem SBO. Auch US-Frackingwerte bleiben weiter unter Druck. Alle anderen Branchen sollten von den aus jetziger Sicht günstigen Rahmenbedingungen profitieren.

Franz C . Bauer, Trend RedakteurEin Beitrag von Franz C. Bauer

Franz C. Bauer ist Chefkolumnist des Austria Börsenbriefs

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