Fonds, ETFs oder doch lieber etwas ganz anderes?

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Als Anleger an der Börse wird man mit einer einzigen Aktie nur selten rundum glücklich. Mithilfe von Fonds kommen gleich mehrere Titel ins Depot. Die Auswahl muss man gar nicht selbst vornehmen. Dies übernimmt ein Fondsmanager. Zuletzt wurden auch börsengehandelte Indexfonds (Exchange Traded Funds, ETFs) verstärkt nachgefragt. Sie haben Kostenvorteile gegenüber aktiv gemanagten Investmentfonds. Doch nun könnten selbst die ETFs zum alten Eisen gehören. Direct Indexing soll der letzte Schrei sein. Warten wir es ab…

Der klassische Investmentfonds als Auslaufmodell?

Ist das ein Evergreen oder eher ein Auslaufmodell angesichts der immer beliebter werdenden ETFs? Glaubt man den Statistiken, dann eher nicht. Die deutschen Fondsgesellschaften verwalteten Ende Juni 2018 ein Rekordvermögen von mehr als 3 Billionen Euro. Auch beim Neugeschäft lief es zuletzt richtig gut. Laut Zahlen des Bundesverbandes Investment und Asset Management e.V. (BVI) sammelten Investmentfonds in der ersten Hälfte des Jahres 2018 rund 51 Mrd. Euro ein. Die für Privatanleger relevanten Publikumsfonds sammelten 10,5 Mrd. Euro ein.

Eine Kostenfrage 

Bei Investmentfonds kommt den Fondsmanagern eine ganz besondere Bedeutung zu. Denn häufig entscheidet es sich an ihrem Können (oder auch Glück), welche Rendite am Ende für den Anleger herausspringt – wenn alle Kosten von diesem einmal bezahlt worden sind. Denn letztere sind nicht unerheblich. Beim Kauf von Fonds fällt oft der so genannte Ausgabeaufschlag an, der in Prozent angegeben wird und in den Kaufpreis eingerechnet werden muss. Hinzu kommen Verwaltungsgebühren der Fondsgesellschaft und Depotgebühren. Das geht alles von der Rendite ab. Immerhin, ein Argument haben Fonds: Durch die Streuung des Geldes auf verschiedene Anlagegegenstände (Diversifikation) wird das Anlagerisiko reduziert, womit die Fonds üblicherweise eine risikofreiere Anlage als die Anlage in Einzelwerte darstellen können. Und noch eines wird stets als Argumentation herangezogen: In Deutschland gilt Fondsvermögen als Sondervermögen und muss strikt von dem Vermögen der Gesellschaft getrennt gehalten werden. Das bedeutet, dass dieses im Fall einer Insolvenz der Kapitalanlagegesellschaft geschützt ist. Doch wo soll man als Privatanleger Fonds erwerben?

Wo nun aber diese Fonds kaufen?

Unser Tipp: Wenn möglich nicht bei Ihrer Hausbank und auch nicht bei der Fondsgesellschaft direkt – Ihr Auto kaufen Sie ja schließlich auch nicht mit einem „Zwischenhändler“ ein, sondern direkt. Bei Fonds bedeutet das, Sie könnten beispielsweise bei einer Direktbank Fonds-Anteile kaufen. Viele Direktbanken sind fast schon richtige „Fonds-Basare“ geworden, die Ermäßigungen beim Ausgabeaufschlag (der bei Aktienfonds oft um die 5 Prozent beträgt) bieten. Zumindest bei vielen in Deutschland zum öffentlichen Vertrieb zugelassenen Fonds und deren Sparpläne. Deutschlands bekannteste „Fonds-Börse“ ist übrigens die Börse Hamburg. Hier können Sie Anteile von offenen Fonds so einfach wie Aktien kaufen und verkaufen. Tagesaktuell und flexibel – und Sie haben „keine lästigen Ausführungsverzögerungen“ wie beim Handel über Ihre Bank oder Fondsgesellschaft, so das offizielle Credo der Börse Hamburg.

ETFs: Die bessere Alternative? 

Börsengehandelte Indexfonds (ETFs) werden immer beliebter. Kein Wunder. Sie bieten im Vergleich zu klassischen, aktiv gemanagten Indexfonds viele Vorteile. Zum einen sind sie deutlich günstiger. Zum zweiten schaffen es Fondsmanager in vielen Fällen nicht, ihre jeweiligen Vergleichsindizes zu schlagen. Warum also nicht gleich zu einem niedrigeren Preis auf die Indizes setzen?

Gegen den Vergleichsindex 

Bei den Fondsmanagern dieser Welt dreht sich alles darum, einen so genannten Vergleichsindex zu schlagen. Dies kann der Deutsche Aktienindex (DAX) sein, der Dow Jones Industrial Average oder ein anderer Aktienindex. Häufig treten Fondsmanager gegen den MSCI World an, einen weltumspannenden Aktienindex, der Aktien aus vielen Industrieländern vereinigt. Fondsmanager stehen unter großem Druck, höhere Renditen zu erzielen. Zu diesem Zweck gehen sie Risiken ein und verzetteln sich manchmal, da sie auf der Jagd nach Rendite auf kurzfristige Trends vertrauen und sich von vorgegebenen, langfristig orientierten Anlagestrategien entfernen. Darunter kann die Transparenz massiv leiden.

ETFs sorgen für die nötige Diversifikation, sind außerdem besonders transparent, während sie im Vergleich zu klassischen Investmentfonds zusätzlich auch mit geringeren Kosten aufwarten. Bei den aktiv gemangten Fonds werden Anleger nur alle drei Monate über die Portfoliozusammensetzung informiert. Dagegen sind Anleger über die Zusammensetzung der ETFs jederzeit bestens informiert. Das gilt vor allem für physisch entwickelte ETFs, in denen die Werte aus dem zugrundeliegenden Index tatsächlich im Indexfonds enthalten sind. Synthetisch, über so genannte Swap-Geschäfte entwickelte ETFs, haben damit zu kämpfen, dass Derivate nach der Finanzkrise an Ansehen eingebüßt haben. Physisch entwickelte ETFs können allerdings die Märkte durcheinanderbringen.

Nicht ungefährlich

Wenn große Fondsgesellschaften Indizes anpassen und dazu Aktien kaufen und verkaufen, werden Trends verstärkt. Dies kann vor allem in Abschwungphasen zu verstärkenden Effekten führen. Die Aktienmärkte sind alles andere als rational. Häufig wird ein Herdenverhalten beobachtet. Wenn es gut läuft, stürzen sich alle in Aktien. Wenn es jedoch schlecht läuft und die Kurse purzeln, ist die Fluchtreaktion besonders ausgeprägt und wird zusätzlich durch den Herdentrieb verstärkt. Bei physisch entwickelten ETFs ist dieser Herdentrieb gewissermaßen bereits eingebaut. Im Frühjahr 2018 war dieser Effekt deutlich sichtbar.

Smart Beta-ETFs: Die ideale Verbindung aus aktiv und passiv?

Der Reiz von ETFs liegt grundsätzlich in ihrer Passivität. Durch die direkte Abhängigkeit von klassischen Indizes wie etwa dem amerikanischen S&P 500 oder dem deutschen DAX sind die Chancen für Gewinne und Verluste von vornherein klar definiert. Steigt der DAX um 1 Prozent, steigt auch der DAX-ETF um 1 Prozent. Doch diese Strategie funktioniert nur in steigenden Gesamtmärkten besonders gut. Wer als Anleger von Bewegungen in Teilbereichen profitieren möchte, stößt mit den passiven Produkten der ETFs an seine Grenzen. Daher wurde „Smart Beta“ erfunden. Durch die Kombination mehrerer ETF-Themen lässt sich so beispielsweise gezielt auf dividendenstarke Aktien in Deutschland, Europa und den USA setzen.

Mit Smart Beta-ETFs kann man auf der einen Seite von den kostengünstigen passiven Produkten profitieren, aber gleichzeitig auch von den als langweilig geltenden Standardindizes abweichen. Die einfachste Methode ist etwa statt der klassischen marktgewichteten DAX-Zusammensetzung eine Gleichgewichtung aller 30 Titel zu wählen. Während im ersten Fall Indexschwergewichte wie SAP oder Siemens bis zu einem Zehntel des DAX ausmachen, wären im zweiten Fall alle mit einem Dreißigstel gleichgewichtet. Das hat den Vorteil, dass Marktausschläge von Einzeltiteln nur begrenzte Auswirkungen auf den gesamten ETF haben. Steigt der DAX nun um ein Prozent kann sich der neue ETF deutlich besser entwickeln, da auch kleine DAX-Titel mit ihren Kursausschlägen voll durchschlagen. Doch ebenso kann es nach unten wirken. Andere Methoden für „Smart Beta“ nehmen sich Unterindizes bekannter Standardindizes vor. Etwa den DivDAX, der die 15 DAX-Titel mit der höchsten Dividendenrendite beinhaltet.

Andere „Smart Beta“-Strategien setzen auf klassische Investmentkennzahlen wie etwa das Kurs-Gewinn-Verhältnis oder in Form der Momentum-Strategie auf klassische Trendfolgeansätze. Faktor-ETFs setzen wiederum auf Unternehmen, die eine vergleichsweise niedrigere Marktkapitalisierung aufweisen, als andere Unternehmen eines Index. Man sieht, dass je nach Gusto die „Smart Beta“-ETFs spannende Alternativen zu den sonst starren Index-Papieren bieten. Die Auswahl muss jedoch ebenfalls gut durchdacht sein. Sonst verspielt man die Vorteile der passiven Investments und kann sich gleich an klassische, aktiv gemanagte Fonds wagen.

Durchschnittskosteneffekt bei Fonds und ETFs. Ein Teil der Fondsanlagen erfolgt nicht per Einmalanlage, sondern wird Monat für Monat angespart. Mithilfe eines Sparplans können Sparer bequem in Investmentfonds oder ETFs investieren. Dabei fließen festgelegte Beträge Monat für Monat in ausgewählte Fonds. Viele Banken ermöglichen das monatliche Sparen ab einem Monatsbetrag von 25 Euro. Üblich sind jedoch meist Beträge von 50 oder 100 Euro im Monat oder Quartal.

Aufgrund der Möglichkeiten, monatlich oder quartalsweise anzusparen, gilt es die Gebühren zu vergleichen, die bei den jeweiligen Käufen von Fondsanteilen anfallen. Wenn Sie bei einer der vielen Direktbanken ein Depot eröffnen und gleichzeitig einen Fondssparplan abschließen, wird das oftmals zusätzlich honoriert: Entweder durch besondere Prämien oder durch den Wegfall von Gebühren. Auch die regelmäßigen Depotgebühren werden dann oftmals erlassen.

Cost-Average-Effekt als Renditeturbo, jedoch kein Allheilmittel. Der Grund für die Beliebtheit von Fondssparplänen ist unter anderem der langfristige Renditeerfolg. Börsianer suchen immer nach dem richtigen Einstiegszeitpunkt. Den einen idealen Einstiegszeitpunkt gibt es in der Regel jedoch nicht. Fondssparpläne bieten für dieses Problem eine Lösung: Dank des Durchschnittskosteneffekts (Cost-Average-Effekts).

Wer regelmäßig die gleiche Summe investiert, kauft bei fallenden Kursen mehr Fondsanteile, bei steigenden Kursen finden dagegen weniger Fondsanteile den Weg ins Depot. Über einen längeren Zeitraum werden so Fondsanteile zu einem Durchschnittspreis erworben, der zwischen dem höchsten und tiefsten Preis der Fondsanteile liegt. Das sonst übliche Problem, bei einer Fondsanlage den richtigen Einstiegszeitpunkt zu finden, entfällt damit.

Auch wenn Fonds- oder ETF-Sparpläne eine gute Möglichkeit, insbesondere für den kleinen Geldbeutel sind, langfristig Vermögen aufzubauen und die Spardisziplin zu stärken, sind sie kein Allheilmittel und der Einmalanlage nicht immer überlegen. Sollten die Kurse sofort nach einer Einmalanlage stark steigen, profitiert der Anleger über einen längeren Zeitraum als wenn er die Investitionssumme mühselig, Monat für Monat, Quartal für Quartal oder Jahr für Jahr anhebt.



direct indexing

Gerade als sich Anleger an ETFs gewöhnt hatten, kommt die Finanzindustrie mit einer neuen Innovation um die Ecke. Die Rede ist vom so genannten Direct Indexing. Diesem wird vereinzelt schon das Potenzial nachgesagt, die gesamte ETF-Branche, die in den vergangenen Jahren einen regelrechten Boom erlebt hat, zu gefährden. Wir dürfen gespannt sein.

Das Direct Indexing versucht die ETF-Idee weiterzuführen und zu perfektionieren. Anders als bei einem ETF, soll der Anleger beim Direct Indexing die Werte eines zugrundeliegenden Index auch tatsächlich besitzen. Ein Index, zum Beispiel der DAX, wird in diesem Fall „direkt“ repliziert. Die Verfechter der Idee haben unter anderem die Steueroptimierung im Blick. Mithilfe des so genannten Tax-Loss-Harvesting. Werden Aktien mit Verlust verkauft, kann dieser Verlust die Steuerlast, die sich aus dem Verkauf von Titeln mit Gewinn ergibt, senken. Bei einem ETF werden sämtliche Titel auf einmal verkauft, beim Direct Indexing findet dagegen eine Optimierung statt.

Risikooptimierung als weiterer Vorteil. Wer sich für einen bestimmten Indexfonds entscheidet, holt sich sämtliche Werte ins Depot. Es wird jedoch Anleger geben, denen beispielsweise Energieunternehmen ein zu großes Risiko darstellen. Mithilfe des Direct Indexing können diese eine individuelle Auswahl treffen und Energieunternehmen aus ihren Portfolios heraushalten. Ähnlich verhält es sich mit Unternehmen aus bestimmten Branchen, die Anleger zum Beispiel aus moralischen Gründen ablehnen. Nicht jeder möchte mit den Aktien von Rüstungsunternehmen, Tabakkonzernen, Spirituosenherstellern oder Firmen, die als besonders große Umweltverschmutzer gelten, handeln.

Gar nicht so neu. Dabei ist die Idee des Direct Indexing alles andere als neu. Nur konnten sich die Umsetzung nur die wenigsten leisten. Die Digitalisierung der Finanzindustrie hat die Transaktionskosten extrem gesenkt, so dass sich selbst für Kleinanleger inzwischen eine Vielzahl von Trades lohnen kann. Früher nahmen teure Vermögensverwalter eine Steueroptimierung des Portfolios vor. Heutzutage können dies Computerprogramme übernehmen. Darüber hinaus wird in den USA bereits mit fractional shares gehandelt. Indem nur kleine Teile einer Aktie gekauft werden können, ist es sogar möglich, große Indizes wie den S&P 500 relativ kostengünstig abzubilden. ETF-Anbieter sollten sich also warm anziehen.

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