EU boykottiert iranisches Öl: Macht Ahmadinedschad seine Drohung nun wahr?

Mit Spannung wird die Reaktion aus Teheran auf einen europäischen Boykott iranischen Öls erwartet. Eskaliert die Situation mit der Sperrung der Straße von Hormus oder können sich doch noch die mäßigenden Kräfte durchsetzten und einen Konflikt verhindern? Die Akteure an den Ölmärkten schauen auf jeden Fall gebannt darauf wie sich die Situation entwickelt.

Jetzt haben sich die 27 EU-Regierungen darauf geeinigt das iranische Öl zu boykottieren. Ab 1. Juli 2012 ist damit die Einfuhr iranischen Erdöls verboten. Bestehende Verträge sollen bis zu diesem Zeitpunkt erfüllt werden. Mit dieser Maßnahme soll der Druck auf die iranische Regierung im Atomstreit erhöht werden, die weiterhin darauf pocht, dass jedes Land das Recht zur friedlichen Nutzung der Atomenergie hätte. Seit Jahren wird allerdings bezweifelt, dass Iran nur die friedliche Nutzung der Kernenergie im Sinn hat. Der Erdölexport ist die wichtigste Einnahmequelle für das Land. Für die EU bedeutet dieser Schritt allerdings keinen allzu großen Einschnitt, da im Jahr 2010 lediglich 5,7 Prozent der gesamten Öleinfuhren aus dem Iran stammen.

Die Frage wird nun sein, ob die iranische Regierung tatsächlich ihre Drohung wahrmachen wird und die Straße von Hormus sperrt. Eine Sperrung der Meerenge würde einen enormen Druck auf den Ölmarkt aufbauen, da 20 Prozent des weltweit gehandelten Erdöls durch diese Meeresstraße transportiert werden. Vor allem die Chinesen werden dem aber entgegenzuwirken versuchen. Immerhin bezieht China 11 Prozent seines Erdöls aus dem Iran.

Nachdem der Erdölpreis der Sorte WTI bereits im letzten Jahr um 8,7 Prozent angestiegen war und der Preis der Sorte Brent um 13,8 Prozent könnte eine iranische Blockade Turbulenzen auf dem Ölmarkt auslösen.

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Der bisherige Mechanismus in solchen Fällen sah vor, dass Saudi-Arabien, als größter Ölproduzent der Welt seine Produktionsmenge erhöht und damit ein wenig Druck vom Ölpreis nimmt. Allerdings könnte sich das saudische Öl aufgrund umfangreicher Sozialprogramme verteuern. In einem Interview mit CNN sagte der saudi-arabische Ölminister Ali Naimi, dass der Zielpreis seines Landes nicht mehr bei 75 US Dollar liegen würde, sondern bei 100 US Dollar.

Bleibt nun zu hoffen, dass die handelnden Akteure Ruhe bewahren, denn sollten die iranischen Drohungen mehr gewesen sein als reines Säbelrasseln, dann könnte der Konflikt eskalieren. Nicht nur mit negativen Folgen für die Region, sondern mit negativen Folgen für den gesamten Ölmarkt.