Um 10: Gespannte Ruhe am Markt – VW-Zahlen schieben DAX an

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Es ist mal wieder ein solcher Tag, an dem die Börsen rund um den Globus in gespannter Ruhe einer Entscheidung der Fed entgegenfiebern. Im Vorfeld ist zwar auch eine leichte Nervosität bei allen Beteiligten zu spüren. Da aber größere Positionierungen ausbleiben, bewegen sich die Indizes nun schon den dritten Tag in Folge so gut wie nicht von der Stelle.

Positive Impulse zumindest kamen in der ersten Handelsstunde vom Autobauer Volkswagen. Mit einem durch den Abgasskandal verhagelten Quartal haben alle gerechnet, aber der Blick nach vorn und auf das laufende Geschäft machen Hoffnung, dass der Wolfsburger Konzern sein „Dieselgate“ langfristig in den Griff bekommen kann. Gewinnziel zwar kassiert, aber Umsatzerwartungen bleiben bestehen, das ist auch ein positives Signal für den Gesamtmarkt. Es macht die VW-Aktie aktuell zum Spitzenreiter im Deutschen Aktienindex, was den Index komfortabel über die Marke von 10.700 Punkten schiebt.

Um 19 Uhr deutscher Zeit wird es dann in Sachen Geldpolitik spannend. Da aber kaum jemand mit einer Zinsanhebung auf der heutigen Notenbanksitzung rechnet, warten die Investoren vor allem auf Signale, auf welchen Zeitpunkt für eine erste Zinserhöhung die Fed die Märkte vorbereiten will. Um eine Zinswende noch in diesem Jahr zu signalisieren, werden die Währungshüter darauf hindeutende Formulierungen direkt in ihr Statement einbauen. Sollte sie allerdings die Risiken für den Arbeitsmarkt oder die Wirtschaft stärker betonen als im vorangegangenen Statement, wäre dies ein Signal für eine Zinswende spätestens im Dezember.

Während bei den Währungen die entsprechenden Entwicklungen auf das jeweilige Ergebnis der Beratungen etwas einfacher abzuschätzen sind, bleibt die Reaktion an den Aktienmärkten eher ungewiss, was auch die Unsicherheit und Zurückhaltung im Vorfeld begründet. Sollte die Fed einen späteren Zeitpunkt favorisieren, ginge dies einher mit Zweifeln an der eigenen Wirtschaft. Den Dollar würde das dann wieder etwas drücken, allerdings erhöhte dies den Druck auf die EZB und Bank of Japan, ihre eigenen QE-Programme auszuweiten. Und das könnte für eine Fortsetzung der Rally an den Börsen dienlich sein. Tendiert die Notenbank zu einer schnelleren Zinswende, signalisiert sie Zuversicht in die konjunkturelle Verfassung der USA. In diesem Fall könnten sich dann die Bank of Japan und EZB zurücklehnen und zusehen, wie ihre Währungen sich gegen den Dollar vorerst weiter verbilligen.

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Aus charttechnischer Sicht ist die Erholung im DAX ziemlich genau bis an die 50%-Strecke der Abwärtsbewegung vom Allzeithoch bis zum Jahrestief bei knapp 10.850 Zählern gelaufen. Aktuell sehen wir einen Rebound von dieser Marke, wobei die Zonen um 10.500, 10.300 und darunter 10.200 nun potenzielle Unterstützungen darstellen. Gelingt ein nachhaltiger Ausbruch über 10.850 Punkte, rückt die 200-Tage-Linie um aktuell 11.040 Zähler in den Fokus. Darüber stellen die 11.200 und 11.300 potenzielle Anlaufstationen dar.

Andreas PaciorekEin Beitrag von Andreas Paciorek

Er ist Market Analyst Germany & Austria bei CMC Markets, Frankfurt.
Davor arbeitete er bei der Bank of Tokyo Mitsubishi in Frankfurt sowie bei der Varengold Bank. Paciorek hat ein Diplom der Universität Bonn im Bereich Regionalwissenschaften Japan mit Schwerpunkt Wirtschaft.

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