Warum an Aktien weiterhin kein Weg vorbeiführt

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Die Aktienkurse sind in den zurückliegenden Tagen deutlich nach oben geschnellt. Der DAX rückte wieder bis nahe an die Marke von 11.000 Punkten heran. Die Börsen haben dabei den Chef der Europäischen Zentralbank (EZB) Mario Draghi sowie seine chinesischen Kollegen gefeiert. Allerdings leider nicht dafür, dass deren Geldpolitik bisher irgendwelche Erfolge gezeigt hätte. Ganz im Gegenteil: Draghi hat die Märkte auf eine weitere Öffnung der Geldschleusen eingestimmt und eine Verlängerung des Programms zum Kauf von Staatsanleihen angekündigt, gerade weil die bisherigen geldpolitischen Maßnahmen keinen durchschlagenden Erfolg zeigen. Bisher war ein Ankauf von Anleihen bis zum September 2016 geplant. Jetzt wird darüber spekuliert, dass dieses Programm um ein Jahr verlängert wird.

Auch in China reagiert die Notenbank auf die hartnäckigen wirtschaftlichen Probleme. Dort haben die Währungshüter den Leitzins für eine Laufzeit von einem Jahr um 0,25 Prozent auf 4,35 Prozent gesenkt und weitere Lockerungsmaßnahmen beschlossen, weil die Konjunktur weiterhin nicht in Tritt kommt. Die Börsen feiern somit in gewisser Hinsicht mit den jüngsten Kursanstiegen die Folgen des bisherigen Versagens der laufenden Notenbankmaßnahmen. Ob dies tatsächlich ein Grund für Freudenfeste und steil steigende Aktienkurse ist, wird sich noch zeigen. Die kritischen Stimmen mehren sich jedenfalls. So kritisiert beispielsweise Stefan Kooths vom Institut für Weltwirtschaft in Kiel, dass die konjunkturelle Wirkung einer immer weiter verlängerten Niedrigzinspolitik gering sei, wenn nicht sogar kontraproduktiv. Die massiv gedrückten Zinsen vergrößern aus seiner Sicht die Risiken von Monat zu Monat. „Mager-Renditen treiben Anleger in immer riskantere Anlagen, es drohen systematische Fehlinvestitionen“, mahnt der Ökonom.

Diese Einschätzung ist plausibel. Die Notenbanken scheinen den Anlegern derzeit alle Risiken abzunehmen. Nach den jüngsten Zinssignalen aus Europa und China dürfte es auch der US-Notenbank Fed schwer fallen, eine erste Zinserhöhung seit neun Jahren vorzunehmen und damit einen Schritt in Richtung Normalität zu gehen. Schließlich legte der US-Dollar zuletzt bereits wieder kräftig zu. Dieser Trend dürfte sich bei einer Zinsanhebung in den USA noch verstärken, was sicherlich nicht im Interesse der Fed ist. Damit rückt ein gewichtiger Belastungsfaktor für die Aktienanlage weiter in den Hintergrund. Zudem werden die Anlagealternativen immer unattraktiver. Die Rendite der 10jährigen deutschen Staatsanleihen ist zuletzt auf nur noch rund 0,5 Prozent abgesackt. Damit blicken die Anleihen-Besitzer wehmütig auf jene Zeiten zurück, als die Staatsanleihen eine zehnfach höhere Rendite und sogar noch mehr abgeworfen haben.

Wir bleiben bei unserer Einschätzung: An der Aktienanlage führt in diesem Umfeld kein Weg vorbei. Doch Anleger sollten gerade jetzt streng darauf achten, dass sie bei ihren Aktienkäufen tatsächlich auch einen entsprechenden Value, also einen entsprechenden Wert für ihr investiertes Geld erhalten. Denn ohne Frage besteht in diesem Umfeld mit hohem Anlagedruck und gleichzeitig historischen Niedrigzinsen ein deutlich erhöhtes Risiko von Fehlinvestitionen. Eine streng selektive Aktienanlage nach den Prinzipien des Value Investing minimiert diese Risiken.

RiegerEin Beitrag von Matthias Rieger

Er ist Chefredakteur des Hanseatischen Börsendiensts.

Der Hanseatische Börsendienst bietet Privatanlegern und Investoren seit 54 Jahren fundierte Tipps, Trends und Analysen rund um deutsche Spezial- und Nebenwerte. Er setzt sein value-orientiertes Anlagekonzept konsequent um. Das Musterdepot steigerte seinen Wert seit Anfang 1999 von 10.000 Euro auf knapp 100.000 Euro. Damit wurde der Depotwert rund verzehnfacht. Neugierig? Hier kostenloses Probeexemplar anfordern.

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