Commerzbank, Deutsche Bank & Co: Wie eine Branche die (Anleger-)Welt bewegt

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Deutsche Bank mit Milliardenverlust, neue Auflagen für US-Banken, in Rumänien schießen ausländische Banken allein heuer 594 Millionen Euro zu, die UBS verdreifacht ihren Quartalsgewinn (allerdings wegen einer Steuergutschrift) und bei der deutschen Commerzbank bleibt trotz gutem Ergebnis der angepeilte Milliardengewinn noch ein Wunschtraum – der Schlüsselsektor Banken steht wieder einmal im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses, und zwar mit durchaus unterschiedlichen Meldungen.

Ebenfalls interessant: Bereits vier chinesische Banken gelten als potenziell gefährlich für die Weltwirtschaft („systemrelevant“) – zuletzt in den Kreis der 30 weltweit wichtigsten Institute hinzugekommen ist die China Construction Bank CCB. Die CCB hat (allerdings mit für China üblichem Unsicherheitsfaktor) ein KGV von rund fünf und eine Dividendenrendite von über sechs Prozent. Wann und in welcher Höhe die Deutsche Bank nach dem jüngst berichteten, umstrukturierungsbedingten Milliardenverlust sowie nach der angekündigten Ausschüttungspause von zwei Jahren wieder eine Dividende zahlen wird (in den vergangenen Jahren schüttete das Institut konstant jeweils 75 Cent je Aktie aus) lässt sich aus jetziger Sicht nicht sagen. Können das noch interessante Investments sein – oder liegt hier der Keim der nächsten Weltwirtschaftskrise?

Klar ist: Der Finanzsektor hat die letzte Krise noch keineswegs vollständig überwunden, da drohen schon die nächsten Hürden. So kämpft etwa die HSBC mit dem konjunkturbedingt schwachen Geschäft in Asien, was einen Rückgang des um Sondereffekte bereinigten Ergebnisses um 14 Prozent zur Folge hatte. Alle Banken leiden unter wachsendem regulativem Druck. Zusätzliche Kapitalerfordernisse und ein unübersichtliches und ständig wachsendes Regelwerk engen den Finanzsektor weiter ein.

Davon sind auch die Versicherungen betroffen. Eine der größten, die in der Krise in Schräglage geratene und vom US-Steuerzahler gerettete AIG, rutschte im dritten Quartal mit minus 231 Millionen Dollar tief in die roten Zahlen. Vom internationalen Gegenwind nicht verschont blieb auch Österreichs Finanzsektor, und das macht sich im ATX deutlich bemerkbar. Finanzaktien sind im Wiener Leitindex mit rund 30 Prozent vertreten – weitaus mehr als an den Börsen anderer entwickelter Länder. Gerade in Zeiten, in denen der Sektor weltweit unter Druck gerät, leidet die Wiener Börse daher überdurchschnittlich, und das zeigt auch das internationale Umfeld sehr deutlich: Sowohl im 3-Monats als auch im Jahres- und Fünfjahresvergleich übertrifft der MSCI World-Aktienindex den Branchenindex MSCI Banks sehr deutlich. Aufgrund der Underperformance der Banken spiegelt der ATX daher die Entwicklung dessen, was polemisch immer wieder als „Realwirtschaft“ bezeichnet wird, nur unzureichend wider.

Für Anleger, die eine Stockpicking-Strategie verfolgen (wie das Börsenbriefleser üblicherweise tun) bietet das auch in unsicheren Zeiten wie jetzt immer wieder interessante Chancen. Wobei allerdings gerade im Dezember Vorsicht geboten ist: Der November verläuft an den Börsen üblicherweise meist noch relativ ruhig, doch der Dezember bringt mit statistisch signifikanter Häufigkeit Kurssteigerungen und die oft beschriebene Jahresendrallye. Zeit, sich zu positionieren.

Franz C . Bauer, Trend RedakteurEin Beitrag von Franz C. Bauer

Franz C. Bauer ist Chefkolumnist des Austria Börsenbriefs

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