Um 5: DAX öffnet Tür zur Jahresendrally – Aber die Dynamik fehlt

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Der Deutsche Aktienindex setzte heute zum Sprung über die Abwärtstrendlinie vom Allzeithoch und den 200-Tage-Durchschnitt an, ist kurz vor Schluss aber wieder unter diese technisch wichtige Hürde gefallen. Damit ist zwar theoretisch der Weg für die Fortsetzung der im Oktober schon gestarteten Jahresendrally frei. Die Triebfedern dafür sollten die positive Marktreaktion auf die restriktiven Sitzungsprotokolle der US-Notenbank und die Spekulationen auf eine baldige Stimuli-Ausweitung durch die Europäische Zentralbank sein. Aber auch wenn jetzt scheinbar alle Börsenampeln auf Grün springen, verbleiben die Zweifel, ob der heutige Ausbruch tatsächlich nachhaltig ist. Denn aus technischer Sicht fehlte die Dynamik. Das zeigt sich auch in der Tatsache, dass der Index von seinem Tageshoch wieder gut 100 Punkte abgeben musste.

So konnte auch der EuroStoxx 50 noch nicht über seinen 200-Tage-Durchschnitt, geschweige denn über die Abwärtstrendlinie vom Frühjahr ausbrechen. Eine Bestätigung des DAX-Ausbruchs von dieser Seite fehlt damit. Auch die Vorfreude auf eine EZB-Stimuli-Ausweitung in genau zwei Wochen ist noch nicht mit Tatsachen unterlegt. Die Fed sorgt mit einer Zinswende bereits selbst dafür, dass der Dollar attraktiver ist und der Euro schwach bleibt. Die Bank of Japan weist den Weg: Sie weitete ihre Stimuli auch heute nicht aus. Das Enttäuschungspotenzial bleibt damit auch für die nahende EZB-Sitzung hoch.

Von Konjunkturdatenseite lieferten die heutigen US-Zahlen sowohl in Form der Frühindikatoren als auch dem Philly Fed Index weitere Argumente, die Zinsen anzuheben. Hinweise bezüglich des Handlungsdrucks der EZB könnten morgen nicht nur die deutschen Erzeugerpreise und das Eurozonen-Verbrauchervertrauen liefern, sondern auch die Reden verschiedener EZB-Ratsmitglieder, darunter Mario Draghi auf der Euro Finance Week.

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Aus charttechnischer Sicht wäre ein dynamischer Ausbruch über die Widerstandszone um 11.070 in Form des 200-Tages-Durchschnittes und der Abwärtstrendlinie wünschenswert gewesen, um ein klareres Signal zu erhalten. So allerdings verbleibt das Risiko der Bildung eines Shooting Stars mit anschließendem Rückfall unter die Abwärtstrendlinie, was das Chartbild stark bärisch eintrüben würde. Aber genauso gut können wir hier ein Breakaway Gap sehen, welches uns als nächstes in die Region von 11.260 Punkten führen wird. Der morgige Tag wird als Bestätigung der einen oder anderen Variante wichtig.

Andreas PaciorekEin Beitrag von Andreas Paciorek

Er ist Market Analyst Germany & Austria bei CMC Markets, Frankfurt.
Davor arbeitete er bei der Bank of Tokyo Mitsubishi in Frankfurt sowie bei der Varengold Bank. Paciorek hat ein Diplom der Universität Bonn im Bereich Regionalwissenschaften Japan mit Schwerpunkt Wirtschaft.

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