Um 10: Party-Aus für den DAX – Draghis Bazooka entpuppt sich als Blindgänger

Bildquelle: Pressefoto Europäische Zentralbank

Viele Hoffnungen geschürt und am Ende nicht geliefert – Ist Mario Draghi das Gefühl für die Märkte abhanden gekommen? Schlimmer als die enttäuschende Marktreaktion ist der damit einhergehende Vertrauensverlust in die Europäische Zentralbank, nachdem sie erstmals nicht geliefert hat. Das nächste Mal, wenn EZB-Präsident Draghi den Euro rhetorisch drücken will, werden die Marktteilnehmer dies etwas skeptischer beäugen.

Man kann es aber auch so sehen: Die Erwartungen waren dieses Mal einfach zu hoch, so dass der sonst so verlässliche EZB-Chef vom Super-Mario fast schon unweigerlich zum Spielverderber werden musste und damit die Börsenparty beendete. Denn insgesamt war die Entscheidung, dem Markt nicht noch mehr Doping zuzuführen, vielleicht gar nicht mal so verkehrt. Einerseits zeigt sich die Konjunktur der Eurozone relativ robust. Und im Nachgang sollten die Investoren auch auf die gestern erhöhte Wachstumsprognose für die Eurozone blicken. Denn es ist auch die Zuversicht der Notenbank in den USA, die jüngst ein Argument für die Bullen geworden ist. Was den deutschen Markt angeht, werden es die nächsten Tage und Wochen zeigen.

Aber eine Pause wird den Märkten nicht gegönnt. Mit den US-Arbeitsmarktdaten und der OPEC-Sitzung stehen zwei potenziell gewichtige Impulsträger auf der Wirtschaftsagenda. Sollten die NFPs schwach ausfallen, könnte die Erholungsrally im Euro zusätzliche Nahrung erhalten, was den DAX auch entsprechend weiter belasten würde.

Von der OPEC könnten sogar Signale an die Geldpolitik ausgehen. Sollte sich die OPEC auf den unwahrscheinlichen Fall einer Produktionskürzung einigen, könnte dies den fallenden Rohölpreisen einen Boden geben und so auch die Inflationserwartungen der globalen Notenbanken beeinflussen.

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Aus charttechnischer Sicht sahen wir beim DAX einen Rückfall unter die 200-Tage-Linie und Abwärtstrendlinie, was das Chartbild wieder bärisch eintrübt. Auf der Unterseite stehen nun die 10.600 und 10.500 Punkte im Fokus. Auf der Oberseite stellt die 10.870 einen potenziellen Widerstand dar.

Andreas Paciorek

Ein Beitrag von Andreas Paciorek

Er ist Market Analyst Germany & Austria bei CMC Markets, Frankfurt.
Davor arbeitete er bei der Bank of Tokyo Mitsubishi in Frankfurt sowie bei der Varengold Bank. Paciorek hat ein Diplom der Universität Bonn im Bereich Regionalwissenschaften Japan mit Schwerpunkt Wirtschaft.

Bildquellen: CMC Markets / Pressefoto Europäische Zentralbank