Verlustbewältigung

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Hinterher sei man immer schlauer, lautet eine Börsenweisheit. Sie trifft für diejenigen ganz besonders zu, die während der vergangenen zweieinhalb Wochen am Aktienmarkt bullish positioniert waren, aber dem rapiden Kurssturz tatenlos zugesehen und nun mit massiven Buchverlusten zu kämpfen haben. „Wäre ich doch rechtzeitig ausgestiegen, ich hab‘ es doch kommen sehen“ ist deswegen ein Satz, der zurzeit häufig zu hören ist.

Aber soll man jetzt noch aussteigen?

Gefühlt steigt nämlich das Risiko, genau „ins Loch hinein“ zu verkaufen mit jedem weiteren schwachen Börsentag. Und was wäre schlimmer als direkt nach einem Ausstieg womöglich Zeuge einer heftigen Aufwärtsbewegung des DAX zu werden?

Nun hat sich aber auch noch eine andere Weisheit bewahrheitet, die von einem Börsenexperten herumgereicht wurde: Während man sich im steigenden Markt über Kursgewinne freuen kann bekäme man im fallenden Markt für das gleiche Geld immerhin mehr Aktien, war da zu lesen. Allerdings dürfte sich selbst für einen Börsenprofi dieser „Kursvorteil“ überraschend schnell eingestellt haben. Die Frage ist nur, ob die Akteure jetzt den Mut haben, diese Strategie auch tatsächlich umzusetzen. Immerhin kommt dies der menschlichen Neigung, immer möglichst billig zu kaufen, psychisch entgegen.

Egal welche Strategie sich Anleger derzeit durch den Kopf gehen lassen, um etwaige Börsenverluste zu bewältigen – eigentlich ist eine Entscheidung fällig. Aber wenn man Anleger fragt, was sie im Zweifel theoretisch lieber erleben möchten:

a) heute Aktien verkaufen und danach einen Anstieg des DAX von 10 Prozent zu erleben

oder

b) heute nichts zu tun und anschließend einen weiteren Kursverlust des DAX von 10 Prozent zu erleben,

würde sich sicherlich eine große Mehrheit für b), also für Nichtstun, finden…

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GoldbergEin Beitrag von Joachim Goldberg.

Er beschäftigt sich seit mehr als 30 Jahren mit dem Zusammenspiel von Menschen und Märkten. Bis heute faszinieren ihn die vielen Facetten, Nuancen, Geschichten, Analysen und Hintergründe, die sich in der weißgezackten Linie auf der großen Börsenkurstafel niederschlagen. Aber erst mit der Entdeckung der psychologischen Einflüsse auf die Finanzmärkte meint der studierte Bankfachwirt und frühere Devisenhändler dem, was die Welt der Finanzen antreibt und bewegt, nahe gekommen zu sein. Seitdem setzt er sich intensiv mit der ”Behavioral Finance” genannten verhaltensorientierten Finanzmarktanalyse auseinander.
Joachim Goldberg schreibt regelmäßig auf seinem Blog www.der-goldberg.de.

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