Deutsche Bank überrascht negativ: Euro-Krise führt zu Gewinneinbruch, Vorgeschmack auf Commerzbank?

Die Deutsche Bank AG (WKN 514000) hat am frühen Abend überraschend vorläufige Eckdaten zum zweiten Quartal 2012 bekannt gegeben. Dank geringerer Erträge und höheren zinsunabhängigen Aufwendungen (Stichwort: Euro-Krise) wird seitens der Bank mit einem unerwartet hohen Gewinneinbruch gerechnet. Angaben über Risikovorsorge in Sachen LIBOR-Skandal wurden übrigens keine gemacht. Damit herrscht hier weiterhin Unsicherheit vor. Die Deutsche Bank wird den vollständigen Zwischenbericht zum zweiten Quartal 2012 wie vorgesehen am 31. Juli 2012 veröffentlichen.

Zu den Zahlen: Die größte deutsche Bank erwartet im zweiten Quartal 2012 Erträge von rund 8,0 Mrd. Euro, nach 8,5 Mrd. Euro im Vorjahresquartal. Die Risikovorsorge im Kreditgeschäft lag dabei mit rund 400 Mio. Euro, deutlich unter der des Vorjahresquartals in Höhe von 464 Mio Euro. Die zinsunabhängigen Aufwendungen lagen im Berichtsquartal bei 6,6 Mrd. Euro, nach 6,3 Mrd. Euro im zweiten Quartal 2011. Der Anstieg der zinsunabhängigen Aufwendungen ist vor allem währungsbedingt und darauf zurückzuführen, dass sich die in US-Dollar und Britischen Pfund anfallenden Kosten der Bank aufgrund des schwächeren Euros umrechnungsbedingt erhöhten. Damit schlägt die Euro-Krise auch bei der Deutschen Bank voll zu.
Gegenwärtig geht die Deutsche Bank von einem Gewinn vor Steuern für das zweite Quartal 2012 von rund 1,0 Mrd. Euro aus. Im zweiten Quartal 2011 hatte man noch 1,8 Mrd. Euro erwirtschaftet. Der Quartalsgewinn nach Steuern liegt bei nur noch rund 700 Mio. Euro, nach 1,2 Mrd. Euro im Vorjahresquartal. Die Erwartungen am Markt wurden somit klar verfehlt. Analysten hatten einen Gewinn vor Steuern von 1,4 Mrd. Euro und einen Quartalsgewinn nach Steuern von 1,0 Mrd. Euro erwartet.

Wenig erbauliches hatten die Frankfurter auch in Sachen Tier-1-Kernkapitalquote zu vermelden. Die Core Tier 1 beträgt 10,2 Prozent, nach 10,0 Prozent im ersten Quartal 2012. Zwar befindet man sich damit deutlich über den regulatorischen Anforderungen, doch eine Bilanzverbesserung sollte größeren Effekt haben. Laut der Bank zeigt jedoch der Anstieg um 0,2 Prozentpunkte, dass “es dem Management gelungen ist, die risikogewichteten Aktiva zu verringern.” In gewissen Maße mag das sicher gelungen sein. Die Deutsche Bank bestätigt derweil ihre für den Jahresanfang 2013 erwartete simulierte pro-forma Tier-1-Kernkapitalquote bei vollständiger Berücksichtigung der zukünftigen Basel III Regularien von 7,2 Prozent, welche bereits früher genannt wurden. Niedrigere Projektionen für den Jahresüberschuss 2012 werden durch zusätzliche Maßnahmen zur Reduzierung von Risiken kompensiert.

Mit diesen Zahlen im Rücken und der noch offenen Risikobewertung in Sachen LIBOR-Manipulation dürfte sich die Aktie der Deutschen Bank weiter im Sinkflug befinden. Charttechnisch sieht es ja sowieso schon seit einiger Zeit so aus. Nun folgen auch die fundamentalen Daten. Vor allem die Auswirkungen der Euro-Krise dürften auch bei der Commerzbank (WKN 803200) zu sehen sein. Insofern sind die Deutsche Bank-Zahlen wohl ein übler Vorgeschmack auf das, was noch an anderer Stelle kommt. Die Coba-Zahlen werden am 9. August veröffentlicht. Die Commerzbank-Aktie könnte so gesehen bis dahin schon zum Pennystock verkommen sein.