Wein aus Südtirol – Rebensaft mit Tradition

Bildquelle: Pfannenstielhof

Bozen ist die Hauptstadt Südtirols und überzeugt mit seinem gleichzeitig alpinen und mediterranen Flair. Eine Mischung aus österreichischer Gemütlichkeit und italienischer Lebenslust. Hier treffen sich die deutsche und die italienische Sprache, wobei Bozen mit Südtirol geografisch seit 1919 zu Norditalien gehört.

Die über 100.000 Einwohner große Stadt in Südtirol gilt als Tor zu den Dolomiten in den italienischen Alpen. Die Stadt liegt im Tal, umgeben von sanften Hügeln und Weinbergen soweit das Auge reicht. Verlässt man die mittelalterliche Altstadt und das umliegende Stadtzentrum, so kommt man nach wenigen Minuten in eine ländlich geprägte Umgebung mit vielen Weinbergen.

Dank dem Wein ist Bozen zu einer wichtigen Handelsstadt geworden. Viele Weingüter sind hier seit langer Tradition ansässig. Warum das so ist, haben wir uns vor Ort angesehen.

Charakterweine aus Südtirol

Die ersten Kellereigenossenschaften in Südtirol entstanden bereits im Jahr 1893. Heute erfüllen fast 98 Prozent der gesamten Weinfläche Südtirols die DOC-Voraussetzungen (Denominazione di origine controllata), die eine kontrollierte Ursprungsbezeichnung garantieren. Damit liegt Südtirol innerhalb Italiens ganz vorne.

Südtirol ist eines der kleinsten Weinanbaugebiete Italiens, aber dank der geografischen Lage, der klimatischen Bedingungen und der mit Tradition geführten Weingüter, eines der facettenreichsten. Hier entstehen authentische Weine von authentischen Menschen. Gerade diese Charakterweine werden bei Weinkennern und -liebhabern immer beliebter.

Bildquelle: Pfannenstielhof

Jährlich werden in Südtirol 330.000 Hektoliter Wein produziert, die in 40 Millionen Flaschen abgefüllt werden. Dabei ist die Verteilung Weiß- zu Rotwein 60 zu 40 Prozent. Die Bedingungen für den Weinausbau sind in Südtirol ideal.

Zum einen findet man hier verschiedene Böden vor: Urgesteinsböden aus Quarz und Glimmer, Vulkanischer Porphyr und Kalk- und Dolomitgestein. Dazu bietet das Klima große Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht, 300 Sonnentage im Jahr, kalte Winde aus den Alpen und warme Ströme vom Mittelmeer.

In Südtirol werden für Rotwein die Rebsorten Vernatsch (13,7 %), Lagrein (8,8 %) und Pinot Noir (8,4 %) angebaut.

Bei den Weißweinen führt der Pinot Grigio (11,9 %), gefolgt von Gewürztraminer (10,7 %), Weißburgunder (10,2 %) und Chardonnay (10,1 %). Eine kleinere Menge entfällt auf Sauvignon Blanc, Kerner, Goldmuskateller, Riesling und Veltliner.

Bildquelle: Pfannenstielhof

Typisch Südtirol: Vernatsch und Lagrein

Zu den autochthonen Rebsorten, also die Rebsorten, die nur in Südtirol heimisch sind, gehören Vernatsch und Lagrein, beides rote Weintrauben. Vernatsch wird schon seit dem 16. Jahrhundert angebaut und ist am weitesten verbreitet.

Der Vernatsch ist ein leichter Wein mit moderatem Gerbstoff. Seine blumige Note nach Beeren und Veilchen passt perfekt zur Südtiroler Küche, zu Speck und Wurst, Kalbfleisch, Käse und Nudelgerichten. Optimal serviert liegt seine Temperatur bei 12 bis 14 Grad Celcius. Etwa 680 Hektar Anbaufläche nimmt die Vernatsch-Traube in Südtirol ein, insbesondere in den Gebieten am Kalterer See, um St. Magdalena in Bozen und im Meraner Raum.

Die zweite autochthone Sorte mit einer Anbaufläche von 470 Hektar ist der Lagrein, der seine Wurzeln in Bozen hat. Seine würzige Note mit fruchtigen Beeren, Kirsche und Veilchen passt perfekt zu Wildgerichten, Rindfleisch und Hartkäse.

Die beste Serviertemperatur des kräftigen Rotweins liegt bei 16-18 Grad Celcius. Er gedeiht optimal in tiefen, warmen Lagen, auf Sand, Kies und Poryphyr, wozu sich im Bozener Talkessel optimale Bedingungen vorfinden.

Der Besondere: St. Magdalener

Eine Verschmelzung der beiden typischen Südtiroler Weinsorten Vernatsch und Lagrein mündet in einem charakterstarken Rotwein, dem St. Magdalener. Beim St. Magdalener werden hauptsächlich Vernatschtrauben verwendet, denen ein kleiner Anteil Lagrein zugesetzt wird.

Lagrein wächst im Bozener Talkessel aufgrund des warmen Klimas hervorragend und macht den Wein intensiver und kräftiger im Vergleich zu anderen Vernatsch-Weinen. Er fällt durch seine leuchtend rote Farbe ins Auge und schmeckt angenehm fruchtig.

Bildquelle: Pfannenstielhof

Das Anbaugebiet misst nur 200 Hektar und damit 4 Prozent des gesamten Anbaugebiets Südtirols. In den Gebieten nordöstlich von Bozen findet der St. Magdalener seine Heimat. Er hat seinen Ursprung im Ortsteil St. Magdalena und wird darüber hinaus traditionell in Rentsch, St. Peter, St. Justina und Leitach produziert.

Die meisten der zwei Millionen Flaschen St. Magdalener jährlich, werden von Familienbetrieben produziert, die ihre Weine noch selbst vermarkten. Einen dieser Traditionsbetriebe, der bereits mehrfach für seinen St. Magdalener ausgezeichnet wurde, haben wir in Bozen vor Ort besucht: den Pfannenstielhof der Familie Pfeifer.

Zu Gast im Pfannenstielhof

Der Pfannenstielhof liegt nur ein paar Minuten mit dem Auto vom Stadtzentrum Bozens entfernt in östlicher Richtung. Der Weg führt durch ein wenig anschauliches Gewerbegebiet und endet plötzlich vor einer schmalen Unterführung. Von hier aus gelangt man auf eine kleine Privatstraße, die zum Hof führt. Etwas später sitzen wir auf einer kleinen Terrasse, auf der auch die Weinproben stattfinden.

Bildquelle: Pfannenstielhof

Von dort aus hat man einen herrlichen Blick auf unzählige Weinreben und die schöne Hügellandschaft von St. Magdalena. Wir fühlen uns gleich wohl in dieser ruhigen Idylle, kurz vor den Toren des quirligen Bozens.

Die Familie Pfeifer führt den Hof in der siebten Generation und hat für ihre Rotweine schon viele hochkarätige Auszeichnungen bekommen. Dazu zählen zum Beispiel 90 Punkte von Robert Parker, 92 Punkte von Falstaff und 2 rote Gläser von Gambero Rosso.

Hier ist noch Handarbeit angesagt, sei es beim Winterschnitt, beim Entlauben, bei der Ertragsreduzierung oder beim Ernten der Trauben. Die Arbeit und Liebe, die von der Familie eingebracht wird, zeigt sich im Endergebnis – einem authentischen Wein aus Südtirol.


Kurz nachgefragt bei Johannes Pfeifer
www.pfannenstielhof.it

Bildquelle: Pfannenstielhof

Herr Pfeifer, seit wann gibt es den Pfannenstielhof und wer hat ihn gegründet?

Der Pfannenstielhof inmitten von Weinbergen am östlichen Rand von Bozen wurde 1561 erstmals urkundlich erwähnt. Festgeschrieben ist ebenso, dass bereits damals eine Torggl (Weinpresse) am Hof stand und somit hier seit knapp 500 Jahren Wein gekeltert wird. Der Erbhof ist seit über 200 Jahren im Besitz der Familie Pfeifer. Der reine Rotwein-Familienbetrieb in nunmehr siebter Generation ist Ausdruck der Verwurzelung mit Grund und Boden.

Welche Rebsorten bauen Sie am Pfannenstielhof an?

Am Pfannenstielhof bauen wir ausschließlich die beiden autochthonen Sorten Vernatsch und Lagrein an und keltern diese. Mit diesen heben wir uns wohltuend vom internationalen Einheitsgeschmack ab. Die erstklassigen Lagen des Hofes mit hervorragenden klimatischen Bedingungen und einzigartigen Böden sowie erfahrene Hände und das richtige Fingerspitzengefühl bringen außergewöhnlich Genussvolles hervor:

Die traditionsreichen und gleichzeitig modernen Weine St. Magdalener classico, St. Magdalener Annver, Lagrein Rosé, Lagrein vom Boden und Lagrein Riserva.

Wie sind die Aufgaben innerhalb Ihrer Familie verteilt?

Heute wird der Pfannenstielhof in siebter Generation von mir und meiner Frau Margareth samt unseren Töchtern Anna und Veronika als Familienbetrieb geführt. Für den Weinbau und Keller bin ich verantwortlich, Margareth kümmert sich vor allem um den Verkauf und das Bürokratische. Anna steht kurz vor Abschluss ihres Bio- und Lebensmitteltechnologie-Studiums in Innsbruck und Veronika studiert Weinbau und Önologie in San Michele/Trento.

Vermarkten Sie Ihre Weine selbst?

Von der Arbeit im Weinberg über das Einkellern bis hin zur Abfüllung und Vermarktung machen wir alles selbst. Unsere Weine finden Sie in der gehobenen Gastronomie und im ausgewählten Fachhandel. Große Freude bereitet uns der Ab-Hof-Verkauf. Bei den Verkostungen auf der kleinen Panorama-Terrasse mit Blick auf das gesamte klassische St. Magdalener-Gebiet philosophieren wir mit unseren Kunden über unsere Weine und das Weinland Südtirol. Weineinkauf am Pfannenstielhof sollte ein kleines Genusserlebnis sein!

Und wie war das früher?

Früher wurde der Wein fassweise offen verkauft. Ein großer Teil wurde mit Tankwagen in die Schweiz gebracht. Da wegen der Bahnunterführung – damals wie heute – keine Lkws zum Pfannenstielhof fahren konnten, wurde eine ca. 200 m lange Schlauchleitung gelegt. Auch wurde der Wein in kleinen Fässern an Hotels in Südtirol, Österreich und den Süddeutschen Raum verkauft.

Welchen Stellenwert hat die Vernatsch Traube?

Wegen seiner milden Säure und der angenehmen, feinen Tannine hat der Vernatsch-Wein ein Alleinstellungsmerkmal unter den Rotweinen, das leider oftmals verkannt wird. Vernatsch ist ein Wein, der anspricht und einlädt, der überraschen und begeistern kann. Leider hat der Vernatsch noch nicht den Stellenwert, der ihm gebührt.

Mit seiner Saftigkeit und seinem Trinkfluss erfreut sich der Vernatsch jedoch immer größerer Beliebtheit. Regionalität und autochthone Rebsorten – das passt eigentlich in unsere Zeit!

Bildquelle: Pfannenstielhof

Was zeichnet einen guten St. Magdalener aus?

Der St. Magdalener ist der kräftigste unter den Vernatsch-Weinen mit einem bis maximal 15-prozentigen Anteil Lagrein. Er ist ein frischer, fruchtiger, angenehmer und sehr zugänglicher Wein, der gleichzeitig komplex, saftig, vollmundig und feinwürzig ist. Seine weichen Gerbstoffe und seine angenehme Säure verleihen dem Wein eine außerordentliche Trinkfreudigkeit, unkomplizierten Genuss und machen den Wein sehr bekömmlich. Wir schätzen ihn als traditionsreichen und gleichzeitig modernen Wein und als einheimische Spezialität.

Welche besonderen Voraussetzungen bietet die Region rund um Bozen?

Warme Sommertage mit angenehm kühlen Nächten und der Wind bilden ideale klimatische Voraussetzungen für ein harmonisches Zusammenspiel zwischen Zucker und Säure des eleganten Rotweins. Der St. Magdalener hat einen höheren Stellenwert als der Vernatsch insgesamt. Dies ist einerseits darauf zurückzuführen, dass in unserem Weinbaugebiet die Selbstvermarktung auf den Höfen über Generationen erhalten geblieben ist.

Zu welchem Essen trinkt man den St. Magdalener am besten?

St. Magdalener kann nahezu mit allen Speisen kombiniert werden. Seine besondere Anpassungsfähigkeit bis hin zu exotischen oder asiatisch inspirierten Gerichten zeichnet ihn besonders aus. Wegen seines unkomplizierten und geselligen Genusses kann zu vielen Gelegenheiten getrunken werden, so auch gekühlt als Sommerwein oder als Aperitif.

In welchem Glas wird der St. Magdalener serviert?

Wir trinken den St. Magdalener aus dem Burgunderglas. Die Serviertemperatur soll zwischen 12 und 15 Grad liegen: kühl, aber nicht kalt.

Auf welche Auszeichnung sind Sie besonders stolz?

Unsere Weine werden immer wieder mit Auszeichnungen prämiert. So wurde der St. Magdalener des Pfannenstielhofs als erster Vernatschwein mit den Drei Gläsern des Gambero Rosso ausgezeichnet. Vor kurzem erhielt ich für mein Lebenswerk und den St. Magdalener ANNVER den Premio d’Eccellenza, den Tastevin 2020; er hat die Form eines Stiefels und symbolisiert das Weinland Italien.

Wie schätzen Sie die Zukunft Ihres Weines ein?

Die Zukunft sehe ich vielversprechend. Der St. Magdalener hat ja so vieles, was derzeit im Trend liegt: Frische, Saftigkeit, Gleichgewicht, Harmonie, Vielseitigkeit in der Speisenanpassung. Große Freude bereitet es mir, bei Vertikalverkostungen die Langlebigkeit und den Gewinn an Vielschichtigkeit und Komplexität von St. Magdalener Weinen zu beweisen. Ich möchte weiterhin die besonderen Lagen ins Glas bringen und Weine schaffen, die sich von anderen abheben.

Bildquelle: markteinblicke.de