Nach Brexit: Vier Briten-Aktien die sich jetzt noch lohnen

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Großbritannien hat die Europäische Union verlassen. Dieser Austritt könnte der britischen Wirtschaft trotz eines am 1. Januar 2021 vorläufig in Kraft getretenen Partnerschaftsvertrages zwischen der EU und dem Vereinigten Königreich noch teuer zu stehen kommen.

Dies dürfte sich auch in der weiteren Entwicklung des Londoner Aktienmarktes niederschlagen. Doch nicht alle britischen Aktien sind vom Brexit negativ betroffen. Wir haben einige Aktien identifiziert, die Anlegern auch weiterhin viel Freude bereiten dürften.

Jahrelang gehörte das Thema Brexit neben dem amerikanisch-chinesischen Handelskrieg zu den maßgeblichen Belastungsfaktoren an den europäischen Aktienmärkten, insbesondere an der Londoner Börse.

Die langanhaltenden Sorgen vor einem harten Brexit und die Unsicherheit über das zukünftige Verhältnis Großbritanniens zur Europäischen Union spiegelten sich vor allem in der Entwicklung des FTSE 100 wider.

FTSE 100 und die Rekorde

Während vor allem die wichtigen US-Indizes Dow Jones, S&P 500 und Nasdaq 100 Jahr für Jahr auf neue Rekordstände kletterten, wurde der britische Aktienleitindex durch die Brexit-Krise ausgebremst und trat in den vergangenen Jahren quasi auf der Stelle.

Im Vergleich zum FTSE 100 wurde das britische Pfund von den anhaltenden Brexit-Querelen noch deutlich stärker in Mitleidenschaft gezogen. So setzten die Notierungen im Vergleich zum US-Dollar zwischen Mitte 2014 und Mitte 2019 in der Spitze um 30 Prozent auf rund 1,20 US-Dollar zurück.

Die Corona-Krise sorgte sogar dafür, dass sie Marke von 1,20 US-Dollar deutlich unterschritten wurde. Inzwischen gibt es in Bezug auf den EU-Austritt Großbritanniens jedoch Gewissheit.

Ende 2020 haben sich die EU und Großbritannien auf ein umfassendes Abkommen geeinigt. In knapp einjährigen intensiven Verhandlungen ist es gelungen, das zukünftige Verhältnis zwischen der EU und dem Vereinigten Königreich umfassend neu zu gestalten.

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Trotzdem kommt der Austritt Großbritannien teuer zu stehen. Laut Bloomberg hätte Großbritanniens Wirtschaft seit 2015 umgerechnet rund 153 Mrd. Euro mehr verdienen können, wäre da nicht der Brexit gewesen.

Die Analysten bei der Citigroup schätzen, dass die britische Wirtschaft in 2021 um 2 bis 2,5 Prozent schwächer abschneiden dürften als dies für die Insel innerhalb der EU möglich gewesen wäre.

Sollte der britische Aktienmarkt wegen der nach wie vor schwachen Wirtschaftsentwicklung gemieden werden? Nicht notwendigerweise, denn nicht alle britischen börsennotierten Konzerne sind von den Nachwirkungen des Brexit betroffen, dazu zählt beispielsweise Compass Group.

Compass Group: Der Catering-Weltmarktführer

Die Compass Group (WKN: A2DR6K / ISIN: GB00BD6K4575) hat sich vor allem einer Aufgabe verschrieben: Hungrige Menschen satt zu machen. Der britische Konzern ist im Catering, der Gemeinschaftsgastronomie und im Gebäudemanagement global tätig.

Mit einer Service-Kapazität von mehr als 5,5 Milliarden Mahlzeiten jährlich ist das in Chertsey, westlich von London, beheimatete Unternehmen die weltweite Nummer eins der Catering-Branche. Zur Unternehmensgruppe gehören unter anderem Bon Appétit, Chartwells, Eurest, Eurest Support Services (ESS, FLIK, Levy Restaurants, Morrison und Restaurant Associates.

In Deutschland ist Compass Group dafür bekannt, dass mehr als die Hälfte der 30 DAX-Konzerne auf das Angebot der Briten setzt, pro Tag versorgt Compass Group allein hierzulande über 200.000 Gäste.

Sehr beliebt bei den Briten

Die Beliebtheit des im britischen Leitindex FTSE 100 notierten Konzerns schlägt sich auch in den Geschäftszahlen nieder. Im Zeitraum zwischen 2013 und 2019 verbesserten sich die Umsatzerlöse von 17,6 auf 24,9 Mrd. Britische Pfund, was einen jährlichen Anstieg von im Schnitt 6 Prozent bedeutet.

Der Nettogewinn legte im selben Zeitraum von 428 Mio. auf 1,1 Mrd. Britische Pfund zu, womit sich hier sogar ein durchschnittliches Plus von 17 Prozent jährlich errechnet. Allerdings bekam die Compass Group die Auswirkungen der Corona-Krise besonders stark zu spüren.

Die Lockdowns und Kontaktbeschränkungen sorgten im Frühjahr 2020 dafür, dass rund die Hälfte der Geschäftsaktivitäten quasi über Nacht eingestellt werden mussten. So fielen die 2020er-Umsätze im Vorjahresvergleich um 18,8 Prozent auf 20,2 Mrd. GBP.

Und dies, obwohl sich das Management zu Jahresbeginn noch auf bestem Wege zu einem erneuten Rekordjahr gesehen hatte. Auch an der Börse zeigten sich die Auswirkungen von COVID-19. Nach einer langjährigen Kursrallye stürzte die Compass Group-Aktie zeitweise um etwas mehr als 50 Prozent ab.

Hoffnung auf Impfungen und Normalität

Die jüngsten Corona-Impfungen lassen jedoch darauf hoffen, dass sich auch die Catering-Branche bald erholen sollte. Zumal sich Anlegern mit der Kurskorrektur eine günstige Einstiegsgelegenheit aufgetan hat.

Den Brexit dürfte die Compass Group noch besser überstehen. Der Konzern erzielt nur 8 Prozent seiner Einnahmen im Vereinigten Königreich. Zudem könnte die Compass Group mittel- bis langfristig von der Krise profitieren. In einer schwachen Konjunkturphase könnten noch mehr Unternehmen, Krankenhäuser oder Schulen ihre Kantinen an Dienstleister auslagern, um die Kosten zu senken.

Das Management sieht vor allem in diesen Bereichen strukturelle Wachstumschancen mit Einrichtungen, die erstmals überhaupt die Kantinenversorgung und andere Dienstleistungen outsourcen könnten.

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Diageo: Der britische Spirituosen-Gigant

Diageo (WKN: 851247 / ISIN: GB0002374006) ist ein Paradebeispiel für ein Unternehmen, das mit seinen weltbekannten Marken der globale Marktführer in seiner Branche ist, obwohl der Firmenname vielen Anlegern gänzlich unbekannt ist. Hinter Diageo verbirgt sich die globale Nummer eins im Bereich der Spirituosen.

Die Produkte des Londoner Konzerns sind in den Spirituosen-Abteilungen der Super- und Getränkemärkte rund um den Globus omnipräsent, denn die Bandbreite der alkoholischen Getränke ist gewaltig. Insgesamt zählen derzeit mehr als 200 Spirituosenmarken zum Angebots-Portfolio des Konzerns.

Neben zahlreichen bekannten Whisky-Marken wie Talisker und Johnnie Walker gehören zu den beliebtesten Diageo-Getränken auch Wodka der Marken Smirnoff, Ketel One und Ciroc. Daneben wird erfolgreich Rum der Labels Ron Zacapa, Captain Morgan, Bundaberg, Cacique, Myers’s Rum und Pampero vermarktet.

Die meisten Produkte verzeichnen hervorragende Verkaufszahlen

Klassiker des Konzerns sind außerdem die Gin-Marken Gordon’s Gin und Tanqueray Gin, mexikanischer Tequila (Don Julio, José Cuervo) und Gilbert Calvados sowie Liköre wie Grand Marnier, Baileys und Pimm’s. Komplettiert wird die Angebotspalette durch Alcopops (Smirnoff Ice) und Bier (u.a. Guinness, Kilkenny).

Die meisten Produkte verzeichnen hervorragende Verkaufszahlen. Insgesamt zählen derzeit acht der weltweit 20 erfolgreichsten Spirituosenmarken zum Diageo-Konzern. Hergestellt werden die Spirituosen in mehr als 300 Brennereien in über 30 Ländern. Das Unternehmen ist dabei in 180 Ländern aktiv und beschäftigt etwa 28.000 Mitarbeiter.

Aktie bleibt aussichtsreich

Die im britischen Leitindex FTSE 100 notierte Diageo-Aktie bleibt trotz Brexit und Corona-Krise aussichtsreich. Der Großteil der Umsätze wird im Ausland erzielt, wobei sich Diageo in den vergangenen Jahren beispielsweise sehr erfolgreich in Ländern wie Indien, Südafrika und Mexiko positioniert hat.

Damit ist Diageo auch eine gute Spekulation auf den Aufstieg der Schwellenländer. Nimmt der Wohlstand hier zu, dürften die Einwohner verstärkt zu Produkten aus dem Hause Diageo greifen.

Zudem sollte die Marktmacht Diageos mit vielen bekannten Marken dem Unternehmen helfen, die Corona-Krise schnell vergessen zu machen. Zumal Kunden in wirtschaftlich turbulenten Zeiten, in denen das Geld knapp ist, dazu tendieren, auf bekannte Marken zurückzugreifen.

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Ashtead Group: +40 Prozent Kursgewinn jährlich

Bei der Ashtead Group (WKN: 894565 / ISIN: GB0000536739) handelt es sich um eine Unternehmensgruppe, die Baugeräte und Bauausrüstungen in den USA, Kanada und in Großbritannien vermietet.

Der im FTSE 100 gelistete Konzern bietet ein Komplettsortiment für eine Vielzahl an Anwendungen, wie unter anderem kleine Handwerkszeuge, Bohrer, Pumpen, Planiergeräte, Ladekräne, Gabelstapler, Hubarbeitsbühnen, mobile Stromerzeugungsanlagen und Verkehrsregelungssysteme.

Die Tochtergesellschaft Sunbelt ist der Hauptumsatzträger des Konzerns und unterhält über 500 Standorte in den Vereinigten Staaten und in Kanada mit dem Fokus auf die Vermietung für den gewerblichen Bausektor. Außerdem bietet Sunbelt ein breites Sortiment von neuen und gebrauchten Baumaschinen, die käuflich erworben werden können.

Briten kenn die Gruppe unter dem Namen A-Plan

In Großbritannien agiert die Ashtead Group unter dem Namen A-Plant. Hinter diesem Namen verbirgt sich mit über 140 Filialen einer der größten Vermieter von technischen Anlagen, Werkzeugen und Spezialgeräten sowie Containern, mobilen Toilettenwagen und Duschkabinen.

Wie erfolgreich die Geschäfte für den im Jahr 1984 gegründeten Londoner Konzern laufen, zeigt sich in der langfristigen Umsatz- und Gewinnentwicklung. Im Zeitraum von 2013 bis 2019 wurden die Erlöse im Schnitt um 21 Prozent jährlich gesteigert (2019: 4,5 Mrd. Britische Pfund).

Selbst in dem Ende April 2020 beendeten Geschäftsjahr 2019/20 lag das Umsatzplus trotz erster wirtschaftlicher Auswirkungen der Corona-Krise bei 8 Prozent auf 4,6 Mrd. GBP. Darüber hinaus schaffte es der Konzern relativ gut durch die Krise.

Management betreibt Diversifikation

Unter anderem, weil das Management nach der letzten Rezession noch mehr Märkte erobert und somit Diversifikation betrieben hat. Außerdem wurde die Bilanz gestärkt. Zudem ist die Ashtead Group für relativ hohe Margen bekannt.

Diese Profitabilität befeuert auch die Aktie. Wer hier Ende 2011 eingestiegen wäre, konnte bis Ende 2020 Kursgewinne von 34 Prozent jährlich einfahren. Mit dem Kauf der Ashtead-Group-Aktie setzen Anleger vor allem auf das weitere Wachstum der US-Wirtschaft, denn in den USA werden über die Tochter Sunbelt rund 85 Prozent der Umsätze erzielt.

Da nun die Demokraten das Sagen in Washington haben hat sich die Wahrscheinlichkeit von weiteren Corona-Hilfspakten, eines umfangreichen Infrastrukturpakets und damit einer weiteren Ankurbelung der US-Wirtschaft erhöht.

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Schroders: Das Investment-Schwergewicht

Die Fondsgesellschaft Schroders (WKN: 929969 / ISIN: GB0002405495), die 1804 gegründet wurde, zählt zu den 35 größten Unternehmen ihrer Branche. Der in London ansässige FTSE-100-Konzern verwaltet weltweit mit mehr als 5.000 Mitarbeitern über 600 Fonds, die ein Anlagevolumen von rund 525 Mrd. GBP aufweisen.

Die Fonds investieren dabei in Aktien- und Rentenwerte, Geldmarktinstrumente, Immobilien, Private Equity und derivative Finanzinstrumente und decken damit alle Anlageklassen ab. Zum Kundenkreis zählen Unternehmen, Versicherungskonzerne, lokale und staatliche Behörden, gemeinnützige Organisationen, Pensionsfonds, Trusts sowie vermögende Privatkunden.

Nettozuwachs bei den Kundengeldern

Trotz des hohen Margendrucks in der Fondsbranche haben es die Londoner bisher geschafft, in Bezug auf das verwaltete Vermögen und die Erträge eine gute Figur abzugeben.

Auch COVID-19 konnte den Konzern bisher nicht aus der Ruhe bringen. Im ersten Halbjahr des Geschäftsjahres 2020 wurde ein Nettozuwachs bei den Kundengeldern um 38,1 Mrd. GBP verzeichnet.

Schroders-Fonds für viele attraktiv

Neben dem kontinuierlichen Umsatz- und Gewinnwachstum ist Schroders auch deshalb interessant, weil sich das Unternehmen sehr erfolgreich in Asien positioniert hat und diese Region als Wachstumsmarkt für Vermögensverwalter gilt. So stammen rund 25 Prozent der Kundengelder aus dem asiatischen Raum.

Außerdem dürfte Schroders weiterhin von den Niedrig- und Negativzinsen profitieren, denn für Anleger führt dementsprechend nach wie vor kein Weg an Börsen-Investments vorbei. Das macht die Schroders-Fonds attraktiv.

An der Börse dürfte es für Schroders dementsprechend mittel- und langfristig weiter nach oben gehen. In den vergangenen 10 Jahren legte der Aktienkurs im Mittel um 10 Prozent jährlich zu.

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Brexit-Aktien – das Fazit

Der Brexit ist nach wie vor neben Corona ein Bremsklotz für die englische Wirtschaft. Doch am britischen Aktienmarkt gibt es auch Konzerne, die kaum vom EU-Austritt Großbritanniens betroffen sind.

Dazu zählen beispielsweise die im FTSE 100 notierten Unternehmen Compass Group, Diageo und Ashtead Group, die den Großteil ihres Umsatzes im Ausland erzielen, oder auch Schroders, ein Investment-Gigant, der auch weiterhin vom Aufstieg Asiens und den anhaltenden Niedrigzinsen profitiert.

Diese vier Titel konnten an der Börse langfristig mit überdurchschnittlichen Kurszuwächsen überzeugen. Bei einigen von ihnen hat COVID-19 für eine günstige Einstiegsgelegenheit gesorgt, um auf diese Weise von der erwarteten Rückkehr zu den überdurchschnittlichen Kurszuwächsen vergangener Jahre profitieren zu können.

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