Der Crash im Frühjahr hat mich hart getroffen. Wie hätte es auch anders sein können, bei einer Aktienquote von 80 Prozent? Aber: Er hat mich weniger hart getroffen, als man meinen könnte, und auch als ich befürchtet hatte. Meine Strategie hat ziemlich gut funktioniert. Sie hat ihren ersten echten Test gut bestanden.
Ich investiere streng nach dem chancenreichen Depot aus meinem Buch „Einfach erfolgreich anlegen“*. Vor ein paar Jahren habe ich mein Portfolio entsprechend umgebaut. Das Ergebnis:Â Sieben Anlageklassen, acht ETFs, 80 Prozent Aktien, 20 Prozent Anleihen, einmal jährlich Rebalancing. Das lief in den vergangenen Jahren ziemlich gut.
Und dann also der Absturz. Der Crash hatte mich völlig unvorbereitet getroffen, wie so viele. Er war wirklich ungewöhnlich, ungewöhnlich heftig. Schließlich sind die Aktienkurse noch nie so schnell so stark abgeschmiert. Aber:Â So ein Crash hat auch was Gutes! Die eigene Strategie wird auf die Probe gestellt, hinterfragt und gegebenenfalls angepasst. Der Crash bietet gute Möglichkeiten zum Einstieg. Aber er ist auch eine echte Herausforderung für uns Investoren, finanziell natürlich, aber vor allem auch emotional. Angst und Panik, Unsicherheit, aber auch Gier – da war alles dabei!
Und die ziemlich emotionslosen Fakten? Es lief gar nicht so übel für mich. Mal abgesehen davon, dass natürlich ein Anleiheanteil von 20 Prozent für etwas Ruhe im Depot gesorgt hat, haben sich beispielsweise auch die Qualitätsaktien ziemlich gut gehalten. Mein Rückschlag war heftig, aber bei weitem nicht so extrem wie der Absturz am breiten Markt. Außerdem habe ich die Nerven behalten und mich streng an meine Anlageregeln gehalten: Ich investiere sehr langfristig, habe drei ETF-Sparpläne, einmal im Jahr das bereits genannte „Rebalancing“ und – das ist die Herausforderung – bei heftigeren Korrekturen oder eben Crashs kaufe ich beherzt nach.
Das habe ich auch jetzt wieder getan, und zwar am 11. März. Gut gefühlt habe ich mich dabei nicht. Im Gegenteil, ich hatte ein ziemlich mulmiges Gefühl. Trotzdem habe ich mich stur an die Regeln gehalten. Ab Mitte März setzte die Erholung ein. Alles richtig gemacht! Oder Glück gehabt? Nein. Ich bin überzeugt: Wer an der Börse erfolgreich sein will, braucht unbedingt eine Strategie. Sie muss natürlich zum Anlagehorizont, dem Risikoprofil und dem Anlageziel passen. Und es braucht zwingend ein paar Regeln. Wann kaufe ich, wann verkaufe ich? Was tue ich in besonders turbulenten Zeiten? Diese Regeln helfen ungemein, wenn es so richtig emotional zugeht an der Börse. Natürlich können wir unsere Gefühle nicht ausschalten. Aber kontrollieren!
Ein Beitrag von Jessica Schwarzer
Sie ist Finanzjournalistin und Autorin mehre-rer Bücher. Die deutsche Aktienkultur ist ihr eine besondere Herzensangelegenheit. In Vorträgen macht sie sich nicht nur dafür, sondern auch für ein größeres Interesse von Frauen an Geldthemen stark. Twitter: @schwarzerj
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