Öl wird nicht ohne Grund das schwarze Gold genannt. Es ist der Treibstoff für die Weltwirtschaft. Seit der Entwicklung des Automobils hat sich der Bedarf an Öl immer weiter ausgeweitet. Öl wird in immer neuen Bereichen gebraucht und so ist eine Welt ohne Öl derzeit zumindest unvorstellbar. Alle gängigen Transportmittel sind von Öl abhängig. Industriezweige wie die Chemiebranche hängen am Rohstoff Öl. Durch die Verzahnung in alle anderen Wirtschaftszweige gibt es heute kaum ein Produkt, das ohne Öl existieren. Ein Grund einmal auf das Öl, seine Herkunft und seine Nutzung zu werfen. Vor allem die Rolle der OPEC ist dabei besonders hervorzuheben. Ein weltweites Kartell, das seit nunmehr 60 Jahren den Preis für einen Rohstoff mehr oder minder diktieren kann – fast ohne Widerstand. Wir geben marktEINBLICKE in den Brennpunkt Ölmarkt.
Vor rund 200 Millionen Jahren fing alles an. Die Dinosaurier hatten gerade die Welt erobert. Wir schreiben das Jura-Erdzeitalter. Als Algen und Kleinstlebewesen (Plankton) ihren Tod fanden sanken sie auf den Meeresgrund. Einige von ihnen landeten in Spalten, Mulden oder Senken. Ein Glücksfall. Dort erreichte sie der Sauerstoff nicht. Sie konnten daher nicht verwesen und wurden nicht zersetzt. Bakterien nahmen ihre Arbeit auf, Faulschlamm bildete sich. Schicht für Schicht von Sand und Ton entstand, wobei der Planktonschlick in Jahrmillionen zusammengepresst wurde und sich letztlich zum sogenannten Muttergestein verfestigte. Dieser enthielt die kostbare Substanz, die Grundlage für Kohlenwasserstoffe, Öl und Gas. Der hohe Druck und die steigenden Temperaturen mit der zunehmenden Tiefe befreiten das Erdöl und führten dazu, dass es sich in Erdöllagerstätten sammelte. Auf diese Erdöllagerstätten hat es die Menschheit abgesehen. Mit aufwendigen Methoden wie der Nutzung von Satellitenbildern oder Schallwellen, werden Ölvorkommen an noch so unzugänglichen Stellen auf diesem Planeten aufgespürt.

Alles andere als knapp
Dank der besser werdenden Technik werden immer neue Stätten ausgemacht. So ist es auch zu erklären, dass bereits vor Jahrzehnten ausgesprochene Warnungen, wonach uns bald das Öl ausgehen würde, bisher nicht zutrafen. Eines Tages jedoch wird es unweigerlich so weit sein. Derzeitige Schätzungen gehen davon aus, dass das Erdöl noch 40 Jahre oder mehr reicht. Doch diese Vorhersage hat sich seit den 1970er-Jahren kaum verändert. Es wird von der „Erdölkonstante“ gesprochen. Die Erdölförderung konnte bisher immer derart ausgeweitet werden, so dass ein steigender Verbrauch ausgeglichen wurde. Neben neuen Öllagerstätten kommen auch immer neue Methoden der Ölförderung hinzu. Bohrungen verlaufen längst nicht mehr nur senkrecht nach unten. Das sogenannte Richtbohren ermöglich horizontale und selbst sich windende Bohrungen. Auf diese Weise werden Lagerstätten deutlich besser als in der Vergangenheit ausgebeutet. Ganz nebenbei können Hindernisse wie Gesteinsschichten umgangen werden. Methoden wie das „Water-Flooding“ helfen dabei, mithilfe von Wasser die Ausbeute noch weiter zu erhöhen.
Welt ohne Öl unvorstellbar
Neben herkömmlichen Öllagerstätten kommt Rohöl auch als Ölsand oder Ölschiefer vor. Ölsande sind vor allem in Kanada und Venezuela zu finden. Die Förderung erfolgt im Tagebau oder mithilfe des Einsatzes von Wasserdampf zur Trennung des Öls von den Sandkörnern. Diese Methoden sind besonders wasser- und energieintensiv und daher sehr teuer und umweltschädlich. Eine regelrechte Revolution löste die Ausbeutung der Schieferölvorkommen in Nordamerika aus. Zum Einsatz kommt hierbei das Hydraulic Fracturing (Fracking). Ein Gemisch aus Wasser, Sand und Chemikalien wird mit hohem Druck in Tonschiefergestein gepresst, um den Ton aufzubrechen. Durch die entstehenden Risse können Öl und Gas entweichen. Auch diese Methode wird häufig kritisiert. Die eingesetzten Chemikalien können den Boden und das Grundwasser verschmutzen, während an den Bohrlöchern Methan unkontrolliert entweichen kann. Kein Wunder, dass Öl stark in der Kritik steht. Die Förderung strapaziert die Umwelt sehr stark. Wer erinnert sich nicht an die dramatischen Bilder, als die für die Erdölexploration im Golf von Mexiko eingesetzte Bohrplattform Deepwater Horizon im April 2010 in Brand geriet und schließlich unterging.
Die Folgen dieser Umweltkatastrophe sind noch heute zu spüren. Bekannte Tankerunfälle, wie die vor Alaska auf Grund gelaufene Exxon Valdez, oder unkontrolliert aus undichten Pipelines ausgelaufenes Öl zeigen, wie gefährlich der Transport von Öl ist. Außerdem entsteht bei der Verbrennung des Rohstoffes das Treibhausgas Kohlenstoffdioxid. Dieses wird für die Erderwärmung verantwortlich gemacht. Auch das Problem des Plastik-Mülls ist auf Öl zurückzuführen. Angesichts der vielen Nachteile beim Einsatz von Öl versucht die Menschheit, Alternativen zum sogenannten „schwarzen Gold“ zu finden. Bisher sind die Fortschritte jedoch relativ klein. Eine Welt ohne Öl ist derzeit nicht vorstellbar. Schließlich werden nahezu 90 Prozent aller Chemieprodukte, ganz besonders Kunststoffe, aus Erdöl gewonnen. Die vielen Ölsorten bestimmen die Möglichkeiten für ihren Einsatz. Schließlich sind sie ganz unterschiedlich zusammengesetzt. Allerdings werden die Märkte von einigen Referenzsorten beherrscht.

In Europa ist es die Sorte Brent. Sie ist leicht und süß. Dies bedeutet, dass sie viele niedrigsiedende Bestandteile hat und der Schwefelgehalt ebenfalls niedrig ist. Gefördert wird sie in der Nordsee zwischen den Shetland-Inseln und Norwegen. Die Sorte West Texas Intermediate (WTI) bestimmt den US-Markt, während das Dubai Fateh im Nahen Osten zu finden ist und die kanadischen Ölsande den Western Canadian Select (WCS) haben. Die unterschiedlichen Ölsorten haben jedoch dieselben Grundstoffe: Viele Kohlenwasserstoffe, wenig Schwefel und Spuren von Sauerstoff, Stickstoff und Metallen. Um als Benzin, Heizöl oder ein anderes Produkt zum Einsatz zu kommen, muss Öl zunächst in Raffinerien verarbeitet werden. Am Anfang steht die Destillation. Die verschiedenen Bestandteile des Rohöls sieden bei verschiedenen Temperaturen und sind unterschiedlich schwer. Auf diese Weise lassen sich Flüssiggas, Leichtbenzin, Kerosin, Petroleum, Diesel, Heizöl oder Bitumen voneinander trennen. Konversionsanlagen sorgen wiederum mithilfe des Cracken dafür, dass aus weniger nachgefragten Produkten Heizöl und andere häufig nachgefragte Produkte gewonnen werden können. In einem dritten Schritt erfolgt die Reformierung oder Nachbehandlung. Damit ist das Öl bereit für den weiteren Einsatz.
Ein Kartell entsteht
Der Handel mit Öl wurde lange Zeit durch Unternehmen aus den USA bestimmt. Durch die Ölfunde auf der arabischen Halbinsel schien diese Dominanz kurzzeitig beendet. Doch auch am Persischen Golf ging es nicht ohne den Partner USA. Erst lange nach dem zweiten Weltkrieg konnten sich die Ölförderstaaten am Golf emanzipieren. Es bedurfte dazu einer besonderen Vereinigung: Der Organisation Erdöl exportierender Länder, kurz OPEC. Sie wurde am 14. September 1960 in Bagdad durch die 5 Erdölförderstaaten Iran, Kuwait, Irak, Saudi-Arabien und Venezuela gegründet. Die Gründung der OPEC, der heute 13 Staaten angehören, erklärt sich mit der damaligen Situation gegen Ende der 1950er-Jahre aus Sicht der erdölexportierenden Staaten. Bis zum damaligen Zeitpunkt wurde die weltweite Erdölproduktion von privaten Erdölunternehmen, den sogenannten „Seven Sisters“ (Exxon, Mobil, Socal (Chevron)), Gulf, Texaco, BP und Shell), beherrscht, die ein starkes Preis- und Mengen-Oligopol darstellten. Außerdem überstieg das Angebot, also die Weltproduktion an Erdöl, deutlich die damals herrschende Nachfrage. Dadurch sanken die Ölpreise und damit gleichzeitig auch die Öl-Einnahmen der Förderländer. Zu dieser Zeit entstand in Saudi-Arabien die Idee eines Förderkartells zwischen mehreren Staaten. Ziel war es dabei, einen weiteren Absturz der Erdölpreise zu verhindern und in die Lage zu geraten, die Ölpreise maßgeblich zu beeinflussen. Mit einem Anteil von fast zwei Dritteln der nachweisbaren Weltreserven entstand mit der OPEC ein „Rohstoffkartell“, das es schaffte, die Kurse zu stützen und eine gemeinsame Förderpolitik zu verfolgen.
Im Jahr 1967 führte der Sechstagekrieg zu Spannungen innerhalb der OPEC. Die meisten der arabischen Mitglieder forderten ein Embargo für Staaten, die Israel unterstützten. Diese Forderung wurde von den restlichen Mitgliedern abgelehnt, weshalb Saudi-Arabien, Kuwait und Lybien eine eigene Organisation ins Leben riefen, die sogenannte „Organisation of Arabian Petroleum Exporting Countries“ (OAPEC). Diesem Verbund schlossen sich später auch Algerien, Bahrain, Irak, Katar, Syrien und die Vereinigten Arabischen Emirate an. Die OAPEC führte erstmals während des Jom-Kippur-Krieges, der vom 6. bis 25. Oktober 1973 von Ägypten, Syrien und weiteren arabischen Staaten gegen Israel geführt wurde, ein Embargo gegen Staaten ein, die Israel gegenüber freundlich gesonnen waren. Daraus resultierte dann die erste Ölkrise. Zwischen 1973 und 1974 kletterten die Rohölpreise von 3 US-Dollar je Barrel (159 Liter) auf beinahe 12 US-Dollar in die Höhe. 1980 lancierte die OPEC eine zweite Preissteigerungsrunde, im Zuge der es für die Rohölpreise auf mehr als 30 US-Dollar in die Höhe ging. Die Folge davon war die zweite Ölkrise, welche die großen Industriestaaten kalt erwischte. Aber auch viele Entwicklungsländer wurden hart getroffen, da durch die Krise die weltweiten Zinsen stiegen. Die Industrienationen reagierten auf die zweite Ölkrise, indem sie ihren Erdölverbrauch drastisch reduzierten. So entstanden seit den ersten beiden Ölkrisen etliche neue Technologien zur Effizienzsteigerung. Gleichzeitig betraten neue Erdölförderer das Spielfeld, so zum Beispiel Russland und Norwegen. Das hatte aber auch die Folge, dass die Macht der OPEC auf die Wirtschaft der Industrieländer etwas an Gewicht verloren hatte.
Ab 1982 ging es für die Rohölpreise wieder kräftig nach unten. Diese lagen Mitte der 1980er-Jahre wieder bei unter 10 US-Dollar je Barrel. Bis zum Jahr 2000 kam es selten vor, dass die Rohölpreise über 20 US-Dollar pro Barrel anstiegen. Ausnahmen hierbei waren die beiden Golfkriege in den Jahren 1986 und 1991, während der die Kurse auf zwischenzeitlich über 25 US-Dollar je Barrel anstiegen. Im September 2000 notierte Rohöl für kurze Zeit bei rund 38 US-Dollar. Die damalige Kurs-Rallye war der Beschluss der 107. Ministertagung im März 1999, der eine starke Reduzierung der Fördermengen vorsah. Im Juli 2008 erreichten die Rohölpreise den bis dahin höchsten Kursstand der Geschichte bei rund 146 US-Dollar pro Barrel. Die beiden Hauptgründe für das Kursfeuerwerk waren die kontinuierlich steigende Nachfrage und die Angst, dass das Fördermaximum bereits überschritten wurde. In Folge der Immobilien- und Finanzkrise brach die Weltwirtschaft im Jahr 2008 scharf ein und riss auch die Rohölkurse mit in die Tiefe. Dabei fielen die Rohölkurse zeitweise unter die 40-US-Dollar-Marke. Nachdem sich die Notierungen in den folgenden Jahren auch aufgrund des Arabischen Frühlings und der damit verbundenen Unsicherheit auf dem Ölmarkt wieder deutlich erholen konnten und vorübergehend über die runde 100er-Marke nach oben ausbrachen, folgte im Jahr 2015 wegen der schwächelnden Weltwirtschaft ein erneuter Absturz unter die 40-US-Dollar-Marke. Bis zum Jahr 2018 kletterte der Kurs dann wieder auf über 70 US-Dollar je Barrel an, es folgte 2019 dann eine Seitwärtsbewegung und zwischen Januar und April 2020 ein erneuter Crash, der Geschichte geschrieben hat. Der Preiskrieg zwischen Saudi-Arabien und Russland sowie die Coronavirus-Pandemie sorgten dafür, dass die Rohölpreise in diesem Zeitraum um bis zu rund 90 Prozent auf unter 7 US-Dollar je Barrel in die Tiefe stürzten. Das bedeutete die tiefsten Kursstände seit über 20 Jahren.
Die Rohölpreise konnten seitdem wieder deutlich Boden gutmachen. Bis zum Juni ging es zeitweise wieder bis in den Bereich der 40-US-Dollar-Marke nach oben. Die Chancen stehen derzeit gut, dass sich die jüngste Aufholbewegung fortsetzt. Denn die OPEC hat gemeinsam mit ihren Kooperationspartnern – darunter Russland – Anfang Juni beschlossen, die Ölförderung auch bis Juli noch auf niedrigem Niveau zu halten. Derzeit fördern die in der „OPEC+“ organsierten Länder 9,7 Mio. Barrel täglich weniger als noch im April. Ziel dieser Maßnahme ist es, die Rohölpreise zu stabilisieren und den Preisverfall infolge der Coronavirus-Pandemie zu stoppen.

Struktur der OPEC
Die OPEC-Konferenz, auch Conference of Ministers genannt, setzt sich aus den Delegationen der Mitgliedsstaaten zusammen und wird halbjährlich abgehalten. Sie ist das oberste Organ der OPEC. Geleitet wird die OPEC vom Gouverneursrat, der auch die Beschlüsse der Ministertagung umsetzt. Der ministerielle Überwachsungsausschuss, der 1988 gegründet wurde, soll die Einhaltung der Richtlinien kontrollieren und neue Förderstrategien entwickeln. Die Preispolitik der OPEC wird von der Wirtschaftskommission als eigenständiges Organ überprüft. Das Generalsekretariat ist zuständig für Forschungsprojekte, juristische und verwaltungstechnische Fragen. Hohe Ölpreise können vor allem für die Wirtschaften der Entwicklungsländer eine Belastung darstellen. Um die negativen Folgen von steigenden Ölpreisen abzufedern, wurde im Jahr 1976 der OPEC Special Fund gegründet. Aufgabe des Fonds ist es, Darlehen und Zuschüsse für soziale und wirtschaftliche Programme der Entwicklungsländer bereitzustellen.
Die vielen Ölpreise
Ende April 2020 überschlugen sich die Meldungen. Auch wirtschaftsferne Medien berichteten über die merkwürdigen Vorgänge an den Rohstoffmärkten. Kein Wunder. Am 21. April dieses Jahres passierte wahrlich Historisches. Erstmals notierte der Ölpreis im negativen Bereich. Genau genommen war der Preis für den Mai-Rohöl-Future der amerikanischen Sorte WTI negativ. Lieferanten mussten Abnehmern Geld bezahlen, damit diese ihnen die häufig als das „schwarze Gold“ betitelte Ware abnehmen. Der Preis für ein Barrel (Fass, 159 Liter) der europäischen Sorte Brent lag zu dieser Zeit dagegen bei etwas weniger als 20 US-Dollar. Dies zeigt, dass es weltweit nicht den einen Ölpreis gibt und, dass sich die Ölpreise ganz verschieden entwickeln können. Die Preisentwicklung wird, wie auf anderen Märkten auch durch Angebot und Nachfrage bestimmt. Auf der Angebotsseite spielt die Politik der OPEC eine wichtige Rolle.
Das Ölpreiskartell hat es sich zum Ziel gesetzt, für Stabilität an den Ölmärkten zu sorgen. Das Angebot wird auch durch die Investitionstätigkeiten und die Zahl der Bohrtürme der Ölförderer bestimmt. Schließlich verringern sich die zu fördernden Mengen in den Öllagerstätten ständig. Neue müssen her, um die rückläufige Produktion aufzufangen und um die steigende Nachfrage zu bedienen. Aus diesem Grund ist die Förderung von Öl ein sehr kapitalintensives Geschäft. Eine wichtige Rolle spielen außerdem politische Unruhen in für die Ölförderung wichtigen Regionen der Welt. Auch Naturkatastrophen können enorme Preisbewegungen auslösen. Der technologische Fortschritt muss ebenfalls beachtet werden. In den vergangenen Jahren hat vor allem die US-Fracking-Industrie die Märkte auf den Kopf gestellt. Auf der Nachfrageseite sind zum Beispiel die Konjunktur oder die Auslastung der Raffinerien zu beachten.
Die Sache mit den Rollverlusten
Die vergangenen Jahre zeigen enorme Preisbewegungen bei den Ölnotierungen. Die Welt wäre um so vieles einfacher, wenn es nur die direkten, langfristigen Verträge zwischen Lieferanten und Abnehmern geben würde. Zusätzlich wird der kurzfristige Handel an den Spotmärkten abgewickelt. Die entsprechenden Börsen sind zum Beispiel in New York, London und Rotterdam zu finden. In den vergangenen Jahren entwickelte sich außerdem das Termingeschäft rasant. Marktteilnehmer wie Investmentbanker handeln Terminkontrakte, ohne jemals eine Lieferung eines Fasses Öl entgegenzunehmen. Sie spekulieren auf Preisbewegungen. Allerdings können Terminkontrakte auch dazu dienen, um sich beispielsweise gegen Preisschwankungen abzusichern. Dies tun zum Beispiel Fluggesellschaft, da das von ihnen für ihre Flugzeuge benötigte Kerosin zu den wichtigsten Kostentreibern gehört.

Der Preis an der Tankstelle enthält zusätzlich Steuern und Abgaben. Dies ist sogar der größte Teil des Tankstellenpreises. Außerdem gilt es die Devisenmärkte im Blick zu haben. Rohöl wird in US-Dollar gehandelt. Ein starker Euro bedeutet, dass die Preise hierzulande tendenziell niedriger ausfallen, während eine schwache europäische Gemeinschaftswährung das Benzin verteuert. Besonders starke Beachtung findet die Ölpreisentwicklung in der Investorengemeinde. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, an den weltweiten Rohölmärkten zu partizipieren. Anders als im Fall von Gold fällt bei Öl der physische Besitz weitgehend flach. Die Kosten wären zu hoch. Wer sich ein Fass in die Garage stellen wollte, müsste den Transport, die Lagerung, Umweltvorschriften und Versicherungen berechnen. Besonders einfach geht die Partizipation am Ölmarkt mithilfe von Aktien von Unternehmen, die sich beispielsweise mit der Ölförderung oder der Ölfeldausrüstung beschäftigen. Zudem gibt es eine Vielzahl von börsengehandelten Indexfonds (Exchange Traded Funds, ETFs) oder aktiv gemanagten Investmentfonds, die sich diesem Thema verschrieben haben.
Öl-Zertifikate sind ebenfalls eine beliebte Form, um an der Ölpreisentwicklung zu partizipieren. Genauso wie viele ETFs auf Öl-Terminkontrakte bergen jedoch auch Zertifikate ganz spezielle Risiken. Stichwort: Rollverluste. Zertifikate beziehen sich im Fall des Ölmarktes auf Terminkontrakte. Wenn diese auslaufen, wird in den nächsten Terminkontrakt „gerollt“. Dies bedeutet, dass Emittenten die an den Terminbörsen gehandelten Futures kurz vor Fälligkeit verkaufen müssen. Andernfalls würde eine physische Abwicklung folgen. Das Geld aus dem Verkauf wird für den Kauf des nächsten Terminkontraktes verwendet. Das Problem: Spätere Terminkontrakte haben in der Regel einen höheren Preis. Dies liegt unter anderem an den Kosten der Lagerung und den Versicherungen. Der Ausdruck hierfür lautet Contango. Für den Anleger entstehen Rollverluste. Backwardation würde vorliegen, wenn die kurzfristigen Kontrakte höher notieren würden als die längerfristigen Papiere. Dies kann passieren, wenn zum Beispiel kurzfristige politische Konflikte für Unruhen an den Ölmärkten sorgen und Lieferengpässe entstehen. Ein solches Risiko besteht insbesondere bei möglichen bewaffneten Konflikten und der Sperrung der für den weltweiten Schiffsverkehr sehr wichtigen Straße von Hormus im Persischen Golf.
Chevron Corporation
Für Anleger eröffnet sich eine Vielzahl von Anlagemöglichkeiten in Erdöl, dazu gehören natürlich die Aktien der großen börsennotierten Mineralölkonzerne. Dazu zählt beispielsweise Chevron (WKN: 852552 / ISIN: US1667641005). Die Chevron Corporation mit Sitz in San Ramon, Kalifornien, ist einer der weltgrößten Öl- und Gaskonzerne und eigenen Angaben zufolge der größte Produzent von geothermischer Energie. Das Hauptgeschäft, das knapp 80 Prozent der Umsatzerlöse generiert, besteht in der Raffination und dem Vertrieb (2019: 2,6 Mio. Barrel verkaufte Produkte pro Tag). Chevron besitzt 9 Raffinerien und ein Netz von weltweit rund 13.000 Tankstellen unter den Marken Chevron, Texaco und Caltex. Der Konzern ist auch im Öl- und Gastransport und in der Produktion von petrochemischen und Kunststoffprodukten tätig. Rund 20 Prozent der Einnahmen entfallen auf die Exploration und Produktion von Erdöl und Erdgas (2019: 3,1 Mio. Barrel Rohöl pro Tag, 1,9 Mio. Barrel verflüssigtes Erdgas täglich). Der Kurseinbruch bei den Rohölpreisen in den Jahren 2015 und Anfang 2016 sorgte im Geschäftsjahr 2016 für einen Nettoverlust von 497 Mio. US-Dollar. In den folgenden Jahren zogen die Umsätze (2019: 139,9 Mrd. US-Dollar) und Gewinne (2019: 2,9 Mrd. US-Dollar) wieder kräftig an. An der Börse konnte Chevron in den vergangenen 20 Jahren im Schnitt um 5 Prozent jährlich zulegen, wozu aktuell eine Dividendenrendite von rund 4 Prozent addiert werden kann.

OMV
Die OMV (früher: Österreichische Mineralölverwaltung) (WKN:Â 874341 / ISIN: AT0000743059) ist ein internationales Öl- und Gasunternehmen mit Aktivitäten im Upstream- und Downstream-Bereich. In der Sparte Upstream konzentriert sich der Wiener Konzern auf die Exploration, Entwicklung und Produktion von Öl und Gas in 14 Ländern. Im Bereich Downstream Öl werden 3 Raffinerien in Österreich, Deutschland und Rumänien betrieben. Die OMV verfügt dabei über eine Raffineriekapazität von über 17 Mio. Tonnen jährlich. Zum Tankstellennetz gehören über 2.000 Tankstellen in 10 Ländern. Außerdem betreibt die OMV ein Gasleistungsnetz in Österreich und verfügt über eigene Gasspeicher. Der Erdgasknotenpunkt Baumgarten (Österreich) zählt zu den führenden Drehscheiben für russisches Gas in Mitteleuropa. Zudem betreibt OMV auch ein eigenes Gaskraftwerk in Rumänien. Seit 2016 konnte OMV die Umsätze kontinuierlich steigern. 2019 stand hier ein Wert von 23,5 Mrd. Euro zu Buche (+3 Prozent gegenüber 2018). Der Gewinn (2,1 Mrd. Euro) legte dabei überproportional um 8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zu. Auch die OMV-Aktie konnte langfristig überzeugen. Auf Sicht der zurückliegenden 20 Jahre kletterte der Kurs um durchschnittlich 7 Prozent pro Jahr (aktuelle Dividendenrendite: 6 Prozent).
Phillips 66
Zu den großen Rohölunternehmen, die langfristig an der Börse überzeugen konnten, zählt auch Phillips 66 (WKN: A1JWQU / ISIN: US7185461040). Der US-Energiekonzern mit Sitz in Houston, Texas, verkauft neben Öl- und Erdgas weltweit Treib- und Schmierstoffe, Petrolkoks (ein aus Erdöl gewonnener Feststoff), Waxe, Lösemittel und Polypropylene. Phillips 66 besitzt ein Pipelinesystem mit einer Gesamtlänge von über 24.000 Meilen, außerdem eigene Terminals, Dampfer, Eisenbahnen und Raffinerien in den USA, Irland, Großbritannien und Deutschland. Der Konzern umfasst außerdem das abgespaltene und als eigenständige Gesellschaft an die Börse gebrachte Downstream-Geschäft von ConocoPhillips. Hierzulande ist Phillips 66 durch die JET-Tankstellen bekannt, von denen weltweit über 20.000 in mehr als 60 Ländern betrieben werden. Im vergangenen Jahr 2019 belasteten niedrigere Gewinnmargen und hohe Investitionen das Ergebnis. So brach der Gewinn im Vergleich zum Vorjahr um 34 Prozent auf 3,7 Mrd. US-Dollar ein. An der Börse konnte der Rohölkonzern langfristig trotzdem überzeugen. Trotz des jüngsten Börsen-Crashs im ersten Quartal 2020 stehen bei der Aktie seit dem Börsengang 2012 noch immer Kursgewinne von im Schnitt rund 15 Prozent jährlich zu Buche.
Schoeller-Bleckmann Oilfield Equipment
Eine Alternative zu den großen börsennotierten Ölgesellschaften ist das Zuliefererunternehmen Schoeller-Bleckmann (WKN:Â 907391Â / ISIN: AT0000946652). Der in Ternitz, Österreich, ansässige Konzern ist die weltweite Nummer eins bei Hochpräzisionsteilen für die Oilfield-Service-Industrie. Der Schwerpunkt liegt auf der Produktion von hochbelastbaren, amagnetischen Bohrstrangkomponenten für die Richtbohrtechnologie (Directional Drilling). Diese Komponenten werden unter anderem bei Schiefergesteins-, Tiefwasser- und Ultratiefwasser-Bohrungen eingesetzt. Dadurch können auch bislang schwer zugängliche Öl- und Gasfelder erreicht werden. Außerdem gehört zum Kerngeschäft die Produktion und der Vertrieb von Bohrmotoren, Bohrwerkzeugen und Spezialwerkzeugen für die Untertage-Zirkulations-Technologie für Öl- und Gasbohrungen. Hinzu kommen Reparatur- und Wartungs-Services. In den vergangenen Jahren konnte Schoeller-Bleckmann den Umsatz sukzessive steigern. Dieser verbesserte sich von 2016 bis 2019 im Mittel um 34 Prozent pro Jahr (Umsatz: 2019: 445 Mio. Euro; Nettogewinn: 32 Mio. Euro). Für den Aktienkurs ging es seit dem Börsengang 1998 um durchschnittlich 4 Prozent jährlich nach oben. Hinzugerechnet werden kann eine Dividendenrendite von rund 4 Prozent.

Suncor Energy
Suncor Energy (WKN: A0NJU2 / ISIN: CA8672241079) zählt zu den größten integrierten Energiekonzernen Nordamerikas. Im Fokus des Unternehmens stehen Öl, Erdgas und Erneuerbare Energien. Im Heimatland Kanada baut Suncor Energy Ölsande ab und wandelt diese in hochwertige Schwerölprodukte und Dieseltreibstoff. Abnehmer der Produkte sind vor allem Industrien, kommerzielle Kunden und Einzelhandelskunden in Kanada und Colorado. Der Konzern hält in Kanada auch das Tankstellennetz Petro-Canada, das über 1.500 Filialen umfasst. Außerdem gehört die Schmierstoffproduktion zu den Geschäftsfeldern von Suncor Energy. Hier gehört die Gesellschaft zu den führenden Herstellern in Kanada. Das Unternehmen fördert Erdöl und Erdgas im Westen Kanadas und an der Ostküste sowie in einigen weltweiten Gebieten. Gefördert wird sowohl mit Onshore- als auch mit Offshore-Technologien. Nachdem 2015 ein hoher Verlust von 2,0 Mrd. kanadischen Dollar verzeichnet wurde, konnte Suncor Energy in den folgenden Jahren bis 2019 wieder Gewinne erzielen (Nettogewinn 2019: 2,9 Mrd. kanadische Dollar, Umsatz 2019: 38,3 Mrd. kanadische Dollar). An der Börse konnte die Aktie von Suncor Energy seit dem Börsengang im Jahr 2000 im Schnitt um 5 Prozent jährlich zulegen. Obendrauf winkt eine Dividendenrendite von 6 Prozent.
Bildquelle: markteinblicke.de