Fonds oder ETFs: Was darf es denn sein?

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Fonds ermöglichen es Anlegern, auch mit nur kleinen regelmäßigen Kapitaleinsätzen langfristig ein Vermögen aufzubauen. Doch die Auswahl des passenden Fonds ist angesichts des riesigen Angebots schwierig. Das Wissen um die Funktionsweise von aktiven und passiven Fonds und ihre jeweiligen Stärken und Schwächen hilft dabei, die für sich richtige Wahl zu treffen.

Für die Geldanlage in Aktien gilt die Devise „Nicht alles auf eine Karte setzen“. Auch wenn sich eine Aktie in der Vergangenheit gut entwickelt hat, ist sie nicht frei von Risiken. Für Anleger, die ihr Kapital zu stark auf einige wenige Aktien konzentrieren, bedeutet das ein dementsprechend hohes Verlustrisiko. Besser ist es, das eigene Portfolio breit zu diversifizieren und auf eine Vielzahl von verschiedenen Aktien aus unterschiedlichen Branchen, Ländern und Währungsräumen zu setzen. Auf diese Weise kann das Verlustrisiko deutlich reduziert werden, und einzelne Aktien-Fehlgriffe lassen sich durch die Gewinne der anderen Positionen ausgleichen. Doch um breit zu streuen wird auch ein größerer Kapitaleinsatz benötigt. Gerade hieran hapert es bei vielen (Jung-)Aktionären noch, die deshalb auf zu wenige Aktien setzen und damit ein zu hohes Verlustrisiko in Kauf nehmen. Ein geringer Kapitaleinsatz muss aber nicht zwangsläufig zu wenig Streuung bedeuten, denn mit wenig Geld ist ebenso eine hohe Portfolio-Diversifizierung möglich.

Auf viele Töpfe verteilen

Eine ideale Lösung für dieses Problem bieten Fonds. Er besteht aus dem angesammelten Geld aller Anleger, die sich entschlossen haben, in eine bestimmte Anlageidee oder -strategie zu investieren. Das in den Fonds eingebrachte Geld wird als Sondervermögen bezeichnet, da es weder der Fondsgesellschaft gehört, die den Fonds auflegt und verwaltet, noch dem Fondsmanager, der den Fonds für die Anleger verwaltet und auch nicht der Depotbank, bei der die Wertpapiere und Vermögenswerte des Fonds gelagert werden. Das enthaltene Kapital gehört allen Anlegern des Fonds, und zwar genau im Verhältnis ihrer Anlage zum Gesamtvermögen des Fonds. Die Behandlung als Sondervermögen bedeutet, dass im Falle der Insolvenz der Fondsgesellschaft das Fondsvermögen vor dem Zugriff der Gläubiger geschützt ist. Das ist ein klarer Vorteil beispielsweise gegenüber Derivaten und Zertifikaten, bei denen es sich um Schuldverschreibungen von Banken handelt, die im Falle der Insolvenz der entsprechenden Bank wertlos verfallen können (Emittentenausfallrisiko) – so geschehen beispielsweise bei dem Zusammenbruch des Zusammenbruchs der New Yorker Investmentbank Lehman Brothers im Jahr 2008.

Offen und Geschlossen

Wer Anteile an einem Fonds besitzt, dem ist ein Miteigentum am Fondsvermögen zugesichert und er hat Anspruch auf Gewinnbeteiligung sowie Anteilsrückgabe zum jeweils gültigen Rücknahmepreis. Generell wird zwischen offenen und geschlossenen Fonds unterschieden.

Bei offenen Fonds handelt es sich um Fonds, die für das Anlagepublikum frei zugänglich sind. Die Anteile daran können also ganz einfach über den Broker und die Bank erworben oder verkauft werden. Die allermeisten Fonds sind offen. Bei ihnen werden laufend neue Anteile von der Kapitalanlagegesellschaft ausgegeben und wieder zurückgenommen. Die Anzahl der Anteile ist nicht begrenzt. Gleichzeitig ist die Fondsgesellschaft verpflichtet, den Anlegern die Anteilsscheine zum sogenannten Rücknahmepreis abzunehmen, wenn sie diese wieder veräußern möchten. Der große Vorteil von offenen Fonds ist also, dass Anleger hier jederzeit Anteile verkaufen oder nachkaufen können, und das häufig schon für geringe Beträge pro Anteil.

Bei geschlossenen Fonds dagegen ist der Handel und die Veräußerbarkeit stark eingeschränkt, da hier meist eine bestimmte Investitionssumme für ein bestimmtes Investitionsvorhaben im Fokus steht, wie zum Beispiel bei Schifffonds, Immobilienfonds und Filmfonds. Daher sind geschlossene Fonds oftmals mit hohen Risiken belastet und kommen eher für auf diesem Gebiet erfahrene Anleger in Frage.

Fonds lassen sich in verschiedene Sparten einteilen, zum Beispiel in Aktienfonds, Mischfonds, Rentenfonds, Immobilienfonds und sonstige Fonds. In Deutschland stellen die Aktienfonds dabei die derzeit volumenstärkste Gruppe dar. Laut dem Bundesverband Investment und Asset Management waren per 30. Juni 2020 in diese Produktklasse rund 384 Mrd. Euro investiert. Dahinter folgen Mischfonds (302 Mrd. Euro), Rentenfonds (209 Mrd. Euro), Immobilienfonds (114 Mrd. Euro) und sonstige Fonds (52 Mrd. Euro). Insgesamt ist das verwaltete Fondsvermögen in Deutschland aber noch viel größer. Denn neben den offenen Publikumsfonds, bei denen sich das verwaltete Vermögen damit auf 1.061 Mrd. Euro summiert, gibt es noch offene Spezialfonds (1.869 Mrd. Euro), die für spezielle institutionelle Anleger aufgelegt wurde, sogenannte Mandate (387 Mrd. Euro), also Fondseinlagen, die für internationale institutionelle Investoren in Deutschland verwaltet werden (u.a. Pensions- und Staatsfonds), und die bereits angesprochenen geschlossenen Fonds (16 Mrd. Euro). Damit beläuft sich das gesamte Fondsvermögen in Deutschland auf 3.333 Mrd. Euro. Fonds lassen sich außerdem nach Themen oder Anlageregion unterscheiden. Es gibt beispielsweise bei den Aktienfonds Produkte, die sich auf unterschiedliche Regionen wie die USA, Europa oder die aufstrebenden Schwellenländer fokussieren. Wieder andere beschäftigen sich mit Themen wie Nachhaltigkeit oder Branchen wie Automobilindustrie oder Wasserversorgung.

Aktiv vs. Passiv

Für viele Anleger ist im ersten Schritt die wichtigste Entscheidung, diejenige für aktiv oder passiv gemanagte Fonds. Bei aktiv gemanagten Fonds hängt der Anlageerfolg entscheidend vom Können des Fondsmanagements ab, das mit seiner Strategie versucht, eine absolute Wunschentwicklung oder die Wertentwicklung einer bestimmten Benchmark zu erreichen oder zu übertreffen. Die Zusammensetzung des Fondsportfolios wird dazu ständig beobachtet, überprüft und je nach Marktlage verändert. Bei aktiv gemanagten Fonds sind die persönlichen Fähigkeiten und Erfahrungen des Fondsmanagements entscheidend. Das kann sich aber auch als großer Nachteil dieser Fondsart erweisen. So kann sich beispielsweise ein Personalwechsel verheerend auf die Fonds-Performance auswirken.

Außerdem gibt es hier oft strikte Regeln (teilweise gesetzlicher Natur, teilweise von der Fondsgesellschaft), welche die Handlungsfreiheit des Fondsmanagements einschränken. Diese geben oftmals vor, mit welchen Gewichtungen die einzelnen Positionen im Fonds maximal gewichtet sein dürfen, wie hoch die Diversifizierung ausfallen muss oder welche Strategien und Handelsinstrumente genutzt werden dürfen.

Die Frage, die sich bei aktiv gemanagten Fonds immer stellt, lautet, ob ein Fondsmanagement langfristig den jeweiligen Gesamtmarkt schlagen kann. Eine Studie aus dem vergangenen Jahr, die von Lyxor Asset Management veröffentlicht wurde, hat genau das für 2018 untersucht. Dabei wurde die Performance von fast 7.000 Fonds mit 1,6 Billionen Euro verwaltetem Vermögen ausgewertet. Das Ergebnis fiel durchwachsen aus: Nur rund jeder vierte aktive Fonds (24 Prozent) hat eine höhere Performance erzielt als seine entsprechende Benchmark. Im Zehnjahresdurchschnitt gelang dies immerhin rund einem Drittel (32 Prozent). Die Frage ist dabei: Wie relevant ist die Benchmark, wenn die absoluten Ziele erst auf Sicht von vielen Jahren erreicht werden können.

Die Gründe für dieses Abschneiden vieler aktiv gemanagter Fonds sind häufig struktureller Art. Zum Beispiel, dass ein Fondsmanagement bestimmte Aktienpositionen gerne stark übergewichten würde, dies aber wegen der Vorgaben zur maximalen Gewichtung von Einzelpositionen aber nicht darf. Auch psychologische Gründe spielen häufig eine Rolle. Viele Fondsmanager entfernen sich in ihrer Portfoliozusammensetzung nur wenig von ihrer Benchmark und vermeiden es, aktive Spekulationen einzugehen, um im Misserfolgsfall nicht negativ bei ihren Kunden aufzufallen. Außerdem gibt es Untersuchungen, die zeigen, dass der Anlageerfolg eines Fonds in der Regel zum Großteil von der strategischen Ausrichtung eines Fonds abhängt, also davon, in welche Branchen oder Länder investiert wird. Anders gesagt: Ein aktiver Fonds, der versucht mit den gleichen Instrumenten wie ein passiver Fonds, den Gesamtmarkt zu schlagen wird bereits aufgrund der höheren Kosten scheitern. Entscheidend für den langfristigen Erfolg ist also nicht das taktische Geschick des Fondsmanagements, sondern die grundlegende strategische Ausrichtung. Faktoren wie das Timing des Ein- und Ausstiegs, die exakte Titelselektion und -gewichtung sind dann erst in einem zweiten Schritt relevant.

Diese Argumente geben den Emittenten von passiv gemanagten Indexfonds (Exchange Traded Funds, kurz: ETFs) Rückenwind, von denen die europaweit ersten im April des Jahres 2000 an den Start gingen. Denn ETFs konzentrieren sich darauf, nur die Wertentwicklung eines bestimmten Index möglichst akkurat widerzuspiegeln. Anleger, die in ihrem Portfolio beispielsweise die Entwicklung des DAX abbilden wollen, können zum Beispiel auf einen börsengehandelten DAX-Indexfonds setzen. ETF-Anteile lassen sich börsentäglich über die Fondsgesellschaft oder den eigenen Broker und die Börse kaufen und verkaufen. Eines muss klar sein: Mit der Anlage in einen passiven Aktienfonds geben Anleger natürlich jede Chance auf, ein besseres Ergebnis zu erzielen als der entsprechende Gesamtmarkt.

Discounterprodukte des Kapitalmarkts

ETFs sind damit so etwas wie die Discounterprodukte des Kapitalmarkts. Nicht schlecht, aber eben auch nur Durchschnitt. Steigt der Gesamtmarkt, steigt der ETF. Fällt der Gesamtmarkt, fällt der ETF. Dieses Herdenverhalten führt dazu, dass ETFs von beliebten Indizes prozyklisch die immer gleichen Aktien handeln und nach oben treiben. Steigende Kurse sorgen wiederum für weitere Zuflüsse. Dass das nicht unendlich funktionieren kann, ist offensichtlich.

Im Fall von stark schwankenden Märkten und dadurch ausgelösten ETF-Käufen oder -Verkäufen werden entsprechende Markttrends also überdurchschnittlich verstärkt. Aktive Fondsmanager können in diesen Situationen individuell reagieren und spielen ihre Stärken aus. Neben dem klassischen Stillhalten in ihren bisherigen Positionen können aktiv gemanagte Fonds auch einfach Cash halten. Diese Eigenschaft, die auch große erfolgreiche Investoren immer wieder nutzen, führt dazu, dass aktive Fonds auch antizyklisch zugreifen können. Dies ist nicht nur Situationen mit marktbreiten, heftigen Bewegungen relevant, sondern auch wenn es um die Dominanz von Indexschwergewichten geht. Wenn etwa Technologiekonzerne wie Apple, Amazon, Alphabet & Co. Indizes durch ihre Indexgewichtung nach oben treiben, verstärken ETFs, die passiv den Index kaufen diesen Trend noch mehr. Aktive Fonds können dagegen Stockpicking betreiben und auf Aktien setzen, die im Basisindex eines ETF vielleicht derzeit noch unterrepräsentiert sind, aber dennoch starke Kurschancen haben. Vor allem auf chancenreiche Wachstumswerte kann durch aktives Fondsmanagement eher eingegangen werden, als durch automatisches Investieren, in die immer gleichen Indextitel.

Relevanz der Kosten

Die direkten Kosten von ETFs sind im Vergleich zu aktiven Fonds wesentlich geringer. Das ist leicht verständlich, da ETFs lediglich bestehende Indizes nachbilden und aktive Fonds eine eigene Titelauswahl treffen müssen. Dabei kostet ein Fondmanagement-Team Geld, und auch die Datenversorgung und -Auswertung ist kostenintensiv. Getreu dem Motto, was nix kostet ist auch nix, ist dies auch bei Fonds zu berücksichtigen.

Grundsätzlich werden bei Fonds die Gesamtkosten ausgewiesen und sind als TER (Total Expense Ratio) in allen Vergleichsportalen zu finden. Während ETFs in der Regel auf Kostenquoten von 0,2 bis 0,7 Prozent kommen, liegen diese bei aktiven Fonds meist deutlich über 1 Prozent. Welche Auswirkungen das haben kann zeigt eine Beispielrechnung.

Bei langfristigen Anlagezeiträumen (im Rechenbeispiel: 25 Jahre) führt die unterschiedliche Kostenquote von ETFs und aktiven Fonds nur bei gleicher Rendite zu deutlichen Unterschieden beim Vermögensendwert, wie folgendes Beispiel eines monatlichen Sparplans mit 100 Euro zeigt:

monatliche Sparrate 100 EUR Endwert bei Wert-entwicklung +2% p.a. Endwert bei Wert-entwicklung +4% p.a. Endwert bei Wert-entwicklung +7% p.a.
Kosten 0% p.a. 38.851 € 51.051 € 78.746 €
Kosten 0,3% p.a. 37.312 € 48.888 € 75.112 €
Kosten 0,7% p.a. 35.380 € 46.177 € 40.568 €
Kosten 1,5% p.a. 31.887 € 41.295 € 62.425 €

 

Die Kosten eines Fonds sind ein nicht zu überschätzender Faktor für die erzielte Rendite. Dabei gilt: Ein aktiver Fonds muss zwar erst den Kostenunterschied gegenüber einem ETFs „einspielen“, bevor er überhaupt eine Überrendite gegenüber dem Markt-ETF erzielen kann. Dass er das ohne weiteres kann, zeigen jedoch die Daten der oben genannten Untersuchung von Lyxor. Somit sind die niedrigen Kosten eines ETFs also nur vordergründig ein Vorteil, denn wenn die Rendite bei einem aktiven Fonds deutlich höher ist, spielen die Kosten in einer Betrachtung der Nettorendite keine relevante Rolle mehr.

Physisch vs. synthetisch

Ein ETF sollte grundsätzlich von der Idee her alle Aktien oder Bestandteile eines Index auch besitzen. Das passiert aufgrund der raschen Handelbarkeit jedoch nicht immer. ETFs, tatsächlich mit Aktien hinterlegt sind, verfügen über eine physische Replikation, oft auch „volle“ Replikation genannt. Im Fall eines DAX-ETFs müssten dann Papiere aller DAX-Titel in entsprechender Stückzahl im Fondsvermögen enthalten sein.

Diese Form des ETFs ist jedoch kostenintensiv. Daher werden viele ETFs synthetisch repliziert. Dies funktioniert über spezielle Finanzprodukte, sogenannte Swaps. Da diese Produkte ebenfalls nicht kostenfrei sind, müssen die Renditen eines ETFs nicht exakt mit der Rendite des Index übereinstimmen – egal welche Form der Replikation vorliegt. Wichtig zu wissen: Durch die Involvierung eines Swap-Partners entsteht ein zusätzliches Kontrahentenrisiko, das zwar auf 10 Prozent des Nettoinventarwertes des ETF begrenzt ist, aber dennoch vorhanden ist. Bei synthetisch replizierten ETFs haftet zudem der ETF-Anbieter gegenüber den ETF-Investoren mit einem eigenen Portfolio, das nicht dem ETF-Inhalt entsprechen muss.

Unübersichtliche ETF-Welt

Die einfachsten Indexfonds werden auf Preisindizes emittiert, also auf Aktienindizes, die sich nur auf die Abbildung der Kursentwicklungen der enthaltenen Aktien konzentrieren und die Dividenden außen vorlassen. Hier lautet die Frage, was mit den ausgeschütteten Dividenden und anderen Erträgen, wie beispielsweise aus dem Verkauf von Bezugsrechten, passiert. Behält die Fondsgesellschaft diese ein, kann dies den Indexfonds für Anleger unattraktiver machen. Eine Ausschüttung kann ebenso den Fonds aus steuerlichen Gründen uninteressanter machen.

Aus diesen Gründen sind Indexfonds auf Performance-Indizes, bei denen Dividenden in den Index reinvestiert werden und so zur positiven Wertentwicklung mitbeitragen, bei vielen Anlegern so beliebt. Zu diesen Performance-Indizes zählt hierzulande beispielsweise der deutsche Aktienleitindex DAX. In den USA gibt es hier den S&P 500 Total Return Index, der als Basis für ETFs dient, während der klassische S&P 500 als Kursindex (inkl. Dividenden) weniger genutzt wird.

Seit einigen Jahren sind zudem sogenannte Smart-Beta-ETFs auf den Markt. Diese setzen statt auf klassische Indizes auf spezielle Themen. Die Idee dahinter ist, renditeschwache Aktien zu identifizieren und dadurch die Rendite (Beta) zu erhöhen. Das geht etwa, indem man auf dividendenstarke Aktien oder Papiere mit niedrigem Kurs-Gewinn-Verhältnis setzt. Die Idee des passiven Indexinvestments wird so aber ad absurdum geführt. Letztlich sind die Smart-Beta-Produkte nur verkappte aktive Fonds im ETF-Mantel ohne den Vorteil eines aktiven Managements, dass jederzeit eingreifen kann. Eventuell notwendige Anpassungen können dann immer nur über den zugrundeliegenden Index erfolgen.

Langfristige Performance-Entwicklung beachten

Anleger, die aktiv gemanagte Aktienfonds präferieren, sollten sich bei der Auswahl des passenden Kandidaten unbedingt die längerfristigen Performance-Entwicklungen anschauen. Mindestens über die vergangenen 5 Jahre, besser aber über 10 Jahre, falls die Kurshistorie so weit zurückreicht. Nur so ist es möglich, die Qualität des Fonds abzuschätzen. Bei jungen innovativen Themenfonds ist dies natürlich oft nicht möglich. Hier hilft unter Umständen der Track Record des Fondsmanagements bei der Bewertung des Fonds. Daneben ist ein genauer Blick auf die anfallenden Kosten sinnvoll. So gibt es Fonds, bei denen Ausgabeaufschläge von bis zu 5 Prozent anfallen, die auf den Wert der Fondsanteile berechnet werden und die Rendite des Anlegers schmälern. Diese Ausgabeaufschläge lassen sich jedoch durch spezielle Broker bzw. Fondsanbieter vermeiden.

Sparplanliebling

Wie bereits geschrieben ist der Erwerb von Anteilen an Exchange Traded Funds in der Regel deutlich kostengünstiger als von aktiv gemanagten Fonds. Ausgabeaufschläge bestehen nicht und auch die Kostenquoten sind fast immer wesentlich geringer als bei aktiv gemanagten Fonds. ETFs sind daher beliebte Vehikel für Sparpläne. Bei der Entscheidung für einen entsprechenden Index bzw. ETF sollten sich Anleger die langfristige Kurshistorie und Qualität der dahinter stehenden Aktien ansehen. Die Zusammensetzung sollte dabei sowohl nach Branchen als auch Regionen bereits für eine Diversifikation sorgen. Der DAX zum Beispiel legte seit 1987 im Schnitt um 8 Prozent jährlich zu. Bei der Zusammensetzung fällt die Dominanz der Industrietitel auf, während zukunftsträchtige Technologiewerte mit Ausnahme von SAP nicht enthalten sind. Beim amerikanischen Index S&P 500 ist dagegen eine deutlich größere Bandbreite gegeben, die auch zukunftsstarke Unternehmen beinhaltet. Der bei ETF-Sparplänen gerne genutzte Weltaktienindex MSCI World ist naturgemäß breit über Branchen und Länder diversifiziert. Die historische Rendite nimmt sich in allen drei Fällen nichts. Bleibt die Frage, ob das auch in Zukunft so ist. Bei der Wahl eines ETFs kommt es am Ende aus Renditesicht also weniger auf die jeweiligen Kosten an, sondern vor allem auf die Wahl des aussichtsreichsten Aktienindex.

FAZIT

Mit Investment-Fonds können auch Kleinanleger eine breite Risikostreuung erzielen und bereits mit kleinen regelmäßigen Kapitaleinsätzen langfristig einen wertvollen Beitrag zu ihrer privaten Altersvorsorge leisten. ETFs sind wegen der geringen Kosten und der breiten Aktien-Streuung auf verschiedene Branchen, Länder und Währungsräume ideal für den langfristigen Vermögensaufbau an der Börse geeignet. Das gilt vor allem für Anleger, die sich nicht großartig um ihr Investment kümmern möchten und mit dem Durchschnitt des Marktes zufrieden sind. Angesichts des Zinsumfelds wäre allein mit dieser Methode schon vielen Sparern geholfen. Wer jedoch den Gesamtmarkt outperformen und auf echte Zukunftspapiere setzen will, muss auf aktive Fonds und/oder Einzelwerte setzen. Besondere Anlagethemen lassen sich am besten durch aktive Fonds im Depot abbilden. Themenzertifikate sind unter Berücksichtigung der jeweiligen Ausgestaltung des Produkts ebenfalls eine Alternative bei der Beimischung von Spezialthemen. Welches Produktangebot am Ende sinnvoll ist, entscheidet sich je nach Anlagethema sowie Sicherheits- und Kostenaspekten. Die Palette ist jedenfalls groß und die entsprechenden Zukunftsthemen werden bei uns im Heft regelmäßig beleuchtet.


Kurz nachgefragt bei…

Heiko Vollmer
Der Dipl. Wirtschaftsingenieur und Financial Advisor (ebs) ist seit 2007 Vorstand der FINGENIUM private finance AG. Er betreut dort vorrangig Privatkunden in Vorsorgefragen. www.fingenium.de

Haben aktiv gemanagte Fonds durch ETFs Ihre Existenzberechtigung verloren?
Wie schon aus dem Artikel klar hervorgeht, ist das mit Sicherheit nicht der Fall. Hauptproblem bei der -oft negativen- Bewertung aktiv gemanagter Fonds ist historisch in den meisten Fällen, dass benchmarkorientierte Fonds diese Benchmark nach Kosten outperfomen sollen. Dies ist in sich schon ein Widerspruch. Durchaus sinnvoll sind aktive Fonds, um zum einen bei vergleichbarer Performance zum Index dessen langfristige Entwicklung mit geringerer Volatilität abzubilden (vielleicht wird ja Geld doch schon zwischendurch gebraucht) und zum anderen, um benchmarkunabhängig bestimmte Themenfelder abzudecken oder auch um ganz gezielt in Wachstumswerte zu investieren.

Inwiefern kann indexorientiertes Anlegen für Probleme bei Fonds sorgen?
Die Zusammensetzung des Index aus den einzelnen Titeln beruht immer auf der entsprechenden Marktkapitalisierung. Dadurch „wandern“ automatisch immer die Unternehmen des jeweiligen Marktsegments in den Index, die in vielen Fällen auf Ihrem Weg schon einen Großteil des möglichen Wachstums durchlaufen haben. Diese Problematik sorgt parallel auch für eine gewisse Branchenklumpung, so dass sich in vielen „Haupt“-Indizes Unternehmen aus Branchen wiederfinden, in deren Geschäftsmodelle man aus heutiger Sicht nicht mehr investieren sollte oder will. Aussortiert werden diese Titel aber aus dem Index erst, wenn der Kurs und damit die Marktkapitalisierung bereits wieder deutlich gesunken ist, der Kursverlust also realisiert ist.
Hinzu kommt, dass bei Indexorientierung grundsätzlich zum gleichen Zeitpunkt in großen Volumen von den verschiedenen Fonds die gleichen Titel ge- oder verkauft werden. Dieses prozyklische Verhalten hat natürlich auch Auswirkungen auf die Kurse und kann im schlimmsten Fall auch zur Illiquidität von Titeln führen.

Was sind die Knackpunkte bei Themen-Fonds?
Wie schon ausführlich zuvor geschildert müssen auch die Kosten berücksichtigt werden. Diese liegen bei spezialisierten Themenfonds höher als bei ETFs und als bei indexorientierten aktiven Fonds. Wenn hierfür bessere Wertentwicklungen winken, ist das kein Problem. Aber je spezieller umso kleiner sind die Fonds oftmals. Und dann können die Gesamtkosten bei Fondsvolumen von unter 20 Mio. Euro durchaus zum Problem werden. Das Fondsvolumen ist also dringend zu beachten.
Und im Gegensatz zum Einzeltitel sollte ein Fondsinvestment ja auch durchaus der Diversifikation dienen. Hier bietet ein „Wald“-Fonds deutlich weniger als z.B. das Thema Gesundheit oder Digitalisierung. Auch das finden von „Perlen“ ist natürlich bei einer etwas breiteren Aufstellung deutlich einfacher.

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