Ferragosto oder ganz Italien steht Kopf

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Jedes Jahr am 15. August feiert ganz Italien Ferragosto, den wichtigsten Feiertag des Landes im ganzen Jahr. Er symbolisiert den heißesten Tag und den Höhepunkt des Sommers. Danach soll es mit der Hitze wieder abwärts gehen.

Diesem Feiertag wird auch die diesjährige Corona-Pandemie nicht im Wege stehen – wenn sich auch einige Hygienemaßnahmen auf die Festivitäten auswirken werden. Sicher ist, dass die Italiener weitestgehend unter sich feiern werden, da die meisten Touristen im Sommer ausgeblieben sind.

Wer seinen Urlaub trotzdem um den 15. August in Italien verbringt, kann die Zeit miterleben, in der ganz Italien Kopf steht.

DER Feiertag am 15. August

Ferragosto – der Begriff stammt vom Lateinischen Feriae Augusti, was “Festtag des Augustus” bedeutet. Die katholische Kirche begeht an diesem Datum den Feiertag Mariä Himmelfahrt, einen der wichtigsten kirchlichen Feiertage Italiens.

Mariä Himmelfahrt wird in vielen Ländern gefeiert, wie zum Beispiel Österreich, Liechtenstein, in Teilen Deutschlands und der Schweiz und in vielen katholischen beziehungsweise orthodoxen Staaten wie Frankreich, Spanien, Belgien, Griechenland, Rumänien und Zypern.

Die Kirche gedenkt mit zahlreichen Prozessionen dem Fest der Maria, deren Geist und Körper in den Himmel aufgefahren sind – auf italienisch sagt man „Assunzione di Maria“.

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Italien im Ausnahmezustand

Wer Ferragosto schon einmal live in Italien miterlebt hat, weiß, dass an diesem Tag der Ausnahmezustand gilt. Alle Italiener, die nicht in der Tourismusbranche arbeiten, nehmen sich an diesem Tag frei und fahren mit der Familie und Freunden ans Meer oder in die Berge.

Dort wird den ganzen Tag gefeiert, gegessen und getanzt bis in die Nacht. Am Strand werden große Buffets mit Fingerfood aufgebaut und alle tanzen „Balli di gruppo“ zu aktuellen und vergangenen Sommerhits. Um Mitternacht wird vielerorts ein spektakuläres Fuochi d’artificio (Feuerwerk) gezündet.

Die meisten Italiener haben nicht nur den einen Tag frei, sondern verbringen gleich mehrere Tage Urlaub um Ferragosto herum. Daher bezeichnen sie Ferragosto oft nicht nur als einen Tag, sondern gleich als einen ganzen Zeitraum. Wenn möglich, muss man dann frei haben und wegfahren. Man wünscht sich dann „Buon Ferragosto“, was gleichzusetzen ist, wie wenn man sich „Schöne Ostern“ oder „Schöne Weihnachten“ wünscht.

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Außergewöhnliche Urlaubsplanung

Plant man zu dieser Zeit seinen Italienurlaub, wird man etwas tiefer in die Tasche greifen müssen, denn jetzt sind die Hotels am teuersten und vor allem ist nahezu alles belegt. Wer jedoch gerne Action mag und keine Angst vor langen Staus ans Meer und großen Menschenmengen hat, der bekommt in den Tagen rund um Ferragosto jede Menge Unterhaltung geboten, dazu spezielle Veranstaltungen und eine ausgelassene Stimmung.

Ein besonderes Erlebnis ist es allemal, denn hier zeigen die Italiener einmal richtig, wie sie feiern können. Die Stimmung ist garantiert ansteckend! Dort wo nicht gefeiert wird, haben alle Geschäfte, Restaurants, Dienstleistungsunternehmen und Behörden an diesem Tag geschlossen, weshalb man sich darauf einstellen sollte, dass an im Rest Italiens einfach nichts mehr geht. Alle Städte, die nicht am Meer oder in einer Ferienregion liegen, sind verwaist.

Die Auswirkungen des Ferragosto sind sogar hier in Deutschland spürbar, nämlich dann, wenn man spontan zum Lieblingsitaliener essen gehen will. Oft findet man dann ein Schild, dass das Restaurant wegen „Ferie“ gerade mal zwei Wochen geschlossen ist.

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Ursprung im Römischen Reich

Ursprünglich geht der Feiertag Ferragosto auf den ersten römischen Kaiser Augustus zurück. Am 13., 14. und 15. August 29 v. Chr. feierte dieser in Rom nach seinen Siegen über Marcus Antonius und Kleopatra bei Actium und Alexandria drei Tage lang für die Eroberung Ägyptens.

Die Jahrestage und später nur der 15. August waren von da an im ganzen Römischen Reich Feiertage („Feriae Augusti“). Im Zuge der Christianisierung wurde auf diesen wichtigen staatlichen Feiertag das religiöse Fest Mariä Himmelfahrt gelegt. Unter Mussolini entwickelte sich Ferragosto in den 20er Jahren zu einem Reisetag für die gesamte Bevölkerung, der staatlich angeordnet wurde. Später wurden für die einkommensschwächeren Schichten sogar Sonderzüge (treni popalari) mit günstigen Tickets für die Fahrt ans Meer oder in die Berge angeboten.

Die marktEINBLICKE-Redaktion sagt Buon Ferragosto a tutti!

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