Nokia – das letzte Aufbäumen(?)

Ihre hohe Volatilität macht die Nokia-Aktie zu einem idealen Kandidaten für Zertifikate, die auf seitwärts tendierende Kurse abzielen. Wir verraten Ihnen, bei welchen Produkten jetzt der Einstieg lohnt.

Als das Nokia-Management am 5. September in New York auf die Bühne trat, um das Lumia 920 vorzustellen, stieg die Spannung ins Unermessliche. Schließlich gilt das neue Smartphone als letzte Chance für den stark angeschlagenen Konzern, das Ruder herumzureißen. Doch neue Kartendienste und eine stark verbesserte Kamera reichten nicht aus, um die hohen Erwartungen zu erfüllen. Direkt nach der Präsentation stürzte die Nokia-Aktie ab und rauschte in der Spitze um rund 17 Prozent gegenüber dem Vortagesschlusskurs in die Tiefe.

Ein Teil des Kurssturzes ist sicherlich auch Gewinnmitnahmen geschuldet. Denn allein die Bekanntgabe des Termins zur Vorstellung des Lumia 920 hatte die Nokia-Aktie in den vergangenen Wochen beflügelt. Ausgehend vom Mitte Juli markierten Tief von 1,33 Euro ging es stürmisch nach oben. In der Spitze hat sich der Aktienkurs mit fast 2,80 Euro mehr als verdoppelt. Aktuell pendelt die Notiz mit rund 2,00 Euro ziemlich genau in der Mitte der beiden Kursmarken.

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Die hohe Volatilität der Nokia-Aktie macht den Titel zu einem idealen Basiswert für strukturierte Produkte. Vor allem Zertifikate, die auf einen Seitwärtstrend ausgerichtet sind, überzeugen mit exzellenten Konditionen. Besonders interessant sind Inline Optionsscheine, wobei Anleger hier schon eine gehörige Portion Risikobereitschaft mitbringen müssen. Denn immerhin bergen die Papiere die Gefahr eines Totalverlusts, wenn das erhoffte Szenario nicht eintritt. Konkret geht es darum, dass der Basiswert während der gesamten Laufzeit innerhalb einer bestimmten Kursbandbreite notieren muss, damit die Maximalauszahlung von 10 Euro je Inliner fällig wird. Wird hingegen der obere oder untere KO-Level verletzt, verfallen die Optionsscheine sofort wertlos.

Derzeit ist ein weiterer drastischer Ausverkauf bei der Nokia-Aktie genauso wenig zu erwarten wie ein Höhenflug. Hohe Schwankungen dürften allerdings weiterhin auf der Agenda stehen. Bei der Auswahl von Nokia-Inlinern sollten Anleger darauf achten, dass die KO-Levels jeweils oberhalb des jüngsten Hochs bei 2,80 Euro und unterhalb des Tiefs bei 1,33 Euro angesiedelt sind. Ein bis Dezember 2012 laufender Inliner (ISIN DE000SG28D56) von der Société Générale mit den KO-Levels 1,25/3,10 EUR erfüllt diese Voraussetzung. Die obere Barriere liegt 49,5 Prozent entfernt, nach unten sind es 39,7 Prozent. Im Erfolgsfall winkt eine Rendite von 50,2 Prozent. Wir mischen eine spekulative Position unserem Musterdepot bei. Mit 31,2 Prozent ist die Renditechance bei einem ebenfalls bis Dezember laufenden Inliner (ISIN DE000SG26P39) zwar etwas geringer. Dafür ist der Puffer großzügiger: Der obere KO-Level von 3,30 Euro liegt 59,3 Prozent vom aktuellen Aktienkurs entfernt. Zum unteren KO-Level von 1,20 Euro beläuft sich der Puffer auf 42,1 Prozent.

Bei längerfristigen Engagements basierend auf Nokia sollten Anleger bei Inline Optionsscheinen vorsichtig sein. Eine Stufe weniger riskant sind Discount-Zertifikate. Sie ermöglichen den Einstieg in die Nokia-Aktie mit einem Rabatt. Das im Vergleich zum Direktinvestment höhere Maß an Sicherheit müssen sich Anleger mit Renditeverzicht erkaufen. Wer davon ausgeht, dass die Nokia-Aktie in den kommenden Monaten wieder fallen kann, aber zumindest kein neues Tief markieren wird, ist bei Discountern mit Caps unterhalb des 2012er-Tiefs von 1,33 Euro gut aufgehoben. Unter den bis März 2013 laufenden Scheinen sticht ein Papier (ISIN DE000VT5G2V1) von Vontobel mit Cap bei 1,25 Euro heraus.

Fazit: Das Nokia Discount-Zertifikat von Vontobel bietet ein überragendes Chance-Risiko-Verhältnis: Das Papier wirft eine Rendite von 8,7 Prozent ab, wenn die Nokia-Aktie am Laufzeitende im März kommenden Jahres mindestens bei 1,25 Euro steht. Mit anderen Worten: Gegenüber dem aktuellen Niveau darf der Titel des finnischen Handyherstellers fast 40 Prozent verlieren, ohne die Maximalrendite zu gefährden. Ermöglicht wird das attraktive Chance-Risiko-Profil durch den im Vergleich zum Direktinvestment günstigeren Einstieg: Während eine Nokia-Aktie 2,08 Euro kostet, ist der Discounter für 1,15 Euro zu haben – ein Abschlag von 44,7 Prozent. Im Gegenzug müssen Anleger in Kauf nehmen, dass die Ertragschance von vornherein Prozent begrenzt ist. Aufs Jahr hochgerechnet entspricht das aber einer Rendite von stattlichen 18,3 Prozent p.a.

Ein Beitrag von Christian Scheid. Er ist Chefredakteur von Zertifikate // Austria und freier Wirtschafts- und Finanzjournalist. Er schreibt für mehrere österreichische und deutsche Fachmagazine und -zeitungen. Sein Gratis-Newsletter ZERTIFIKATE // AUSTRIA ist mehr als lesenswert. Hier geht es zur Anmeldung.