Ausnahmezustand

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Also wenn Sie mich fragen, dann dreht sich diese Welt nicht länger um ihre eigene Achse, sondern allmählich durch. Nun ist es ja immer noch so, dass wir uns hier im Market Mover mit Kommentaren zur aktuellen politischen Lage, ob in- oder ausländisch, grundsätzlich zurückhalten wollen. Übrigens nicht, weil uns zu den anliegenden Themen nichts einfällt, sondern weil wir uns darauf geeinigt haben, dass wir uns an dieser Stelle nicht verzetteln, sondern auf die Märkte konzentrieren sollten. Dennoch kommen wir nicht umhin, heute unserer generellen Sorge um die Welt Ausdruck zu verleihen, angesichts der jüngsten Ereignisse. So, und nachdem das erledigt ist, wenden wir uns nun auch sogleich wie angekündigt den Märkten zu. Auch an denen regiert im Augenblick so etwas wie ein Ausnahmezustand, wenn wir beispielsweise die anhaltende Rekordjagd an der Wall Street betrachten. Auch in dieser Woche markierten der Dow Jones sowie der breiter gefasste S&P 500 jeweils neue Allzeit-Höchststände, seit dem 07. Juli verbuchte der US-amerikanische Leitindex nur einen einzigen negativen Handelstag, und der war gestern. Macht eine Gewinnserie von 9 Tagen in Folge, das gab es zuletzt im März 2013 und ansonsten überhaupt nur 17-mal seit 1960, wie wir flugs nachgerechnet haben. Und wie reagierten die übrigen Märkte?

Pillepalle

Nun – durchwachsen. Gerade zu Wochenbeginn gelang es dem DAX nicht, an die starke Performance der Vorwoche anzuknüpfen. Mit dem Rücksetzer auf 9.923,64 Punkte am Dienstag rutschte der deutsche Leitindex zwischenzeitlich zwar unter die 10.000er-Marke, allerdings konnte diese Hürde schon am Folgetag wieder deutlich überboten werden, und auch der GD200 war im Anschluss ganz schnell erneut überwunden. Auf den ersten Blick sieht es also so aus, als ob wir mit der Einschätzung Recht behalten würden, dass es nach einer Konsolidierung weiter aufwärts geht. Kritische Beobachter werden nun einwenden, dass es sich schließlich nur um eine Mini-Konsolidierung gehandelt habe, und soll ich Ihnen etwas sagen – das stimmt! Wenn wir uns kurz daran erinnern, dass der DAX in der aktuellen Aufwärtsbewegung zunächst, nämlich ab dem 07.Juli rund 8 Prozent aufsatteln konnte, dann nehmen sich die knapp 0,9 Prozent Konsolidierungsminus ziemlich mickrig aus. Pillepalle eben. Bedeutet das nun aber, dass der Index weiterhin als überkauft einzustufen ist, oder sehen wir hier womöglich eine beeindruckende innere Stärke? Weder, noch, wie der Blick auf die Market Mover der Woche zeigt:

Einzelwerte

Es waren nämlich überwiegend Einzelwerte, die in dieser Handelswoche für die großen Ausschläge nach oben oder unten sorgten. Am Mittwoch zogen beispielsweise Volkswagen (+6.01 Prozent) und SAP (+5,68 Prozent) mit ihren Quartalszahlen den Index nach oben, gestern zog die Bruchlandung von Lufthansa (-5,95 Prozent) den Gesamtmarkt nach unten. Summa summarum hat sich demzufolge nämlich wenig bis nichts bewegt, das breite Mittelfeld der Blue Chips ist in den vergangenen Sitzungen nämlich auf der Stelle getreten. Dazu trug letztlich auch der unentschlossene EZB-Chef Draghi bei, dem noch nicht „genügend Informationen vorliegen, um eine Entscheidung zu treffen“. Immerhin konnte sich der DAX dank der Einzelleistungen auf einem recht komfortablen Niveau oberhalb von 10.100 Zählern einrichten. Damit wurde die nächste Entscheidung vertagt, die über den weiteren Kursverlauf nämlich – neue, aussagekräftige Kaufsignale würden strenggenommen erst mit dem Sprung über die kurzfristige April-Abwärtstrendgerade aktiviert, die im Augenblick bei 10.275 Punkten verläuft. Solange die Blue Chips darunter verharren, bleibt eine mögliche Konsolidierung bis in den Bereich um 9.800/9.600 Zähler immerhin denkbar. Setzen die Kurse dagegen ihre derzeitige Seitwärtsbewegung fort, könnte dabei nun das berühmt-berüchtigte Ausbruch-Potenzial aufgebaut werden, vor allem dann, wenn die Dynamik in den USA trotz des gestrigen Mini-Rücksetzers anhält. So viel jedenfalls zur charttechnischen Ausgangslage, denn zumindest die ist in diesen Zeiten noch einigermaßen übersichtlich!

PrimequantsEin Beitrag von Sebastian Jonkisch von Prime Quants

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