Ausblick 2021: Was ist zu erwarten?

(Bildquelle: Heiko Thieme)

Seit 50 Jahren beschäftige ich mich beruflich mit Wirtschaft, Politik und Börse. Mehr als 10.000 Seiten in Deutsch und Englisch habe ich über diese Themen geschrieben. Darunter auch 13 Jahre eine Wochenkolumne – Brief aus Wall Street – in der FAZ.

Den Börsencrash im Oktober 1987 erlebte ich hautnah in New York als Leiter des US-Aktienhandels für die Deutsche Bank. In meiner Prognose für 2020, die ich vor einem Jahr – am 15. November 2019 – schrieb rechnete ich beim DAX spätestens bis Ende April mit einem neuen Rekordhoch von über 13.600 Punkten.

Bereits Ende Februar wurde das bisherige Jahreshoch von knapp 13.700 erreicht! Beim Dow Jones sah ich das Jahreshoch über der 30.000 Marke, was in dieser dritten Novemberwoche eintrat. Eine solche Punktlandung gelingt selten. Allerdings lag ich bei meiner Einschätzung der wirtschaftlichen Entwicklung für dieses Jahr vollkommen daneben! Mit Coronavirus hatte ich nicht gerechnet. Ein solches Jahrhundertereignis ist nicht prognostizierbar!

Corona hat die Wirtschaft gespalten. Während die Realwirtschaft im zweiten Quartal in die tiefste Rezession seit dem Zweiten Weltkrieg fiel, blühte die virtuelle Wirtschaft auf. Nach der kurzen Erholungsphase im Sommer kämpft die westliche Welt – Europa und Nordamerika – mit einer erneuten Corona Welle mit mehr Kranken als zuvor. Asien hat – bis auf wenige Ausnahmen – aufgrund seiner höheren Disziplin nicht dieses Problem und befindet sich auf einem weiteren Erholungspfad.

Die globale Anstrengung, einen Impfstoff gegen Corona zu finden, macht sich inzwischen bezahlt. Noch vor Jahresende ist jetzt mit mindestens zwei Impfstoffen – Moderna und Biontech – zu rechnen. Weitere werden im kommenden Jahr folgen. Dies ist eine Meisterleistung in der Virologie! Dennoch ist damit das Corona Problem noch nicht gelöst! Jetzt geht es um die Effizienz, Logistik und Akzeptanz. Der volle Erfolg einer globalen Impfung dauert mindestens 12 bis 18 Monate! Normalität, wie wir es noch vor knapp einem Jahr kannten, wird es erst in zwei bis drei Jahren geben. Die neue virtuelle Welt ist dabei ein weiterhin treibender Motor.

Die Regierungswechsel in den USA wird trotz aller momentanen Hindernisse von Seiten Trumps zu einer globalen Entspannung beitragen. Das jüngste Freihandelsabkommen in Asien – RCEP – ist ein Erfolg für China und gleichzeitig eine Herausforderung für Europa und die USA. Der Brexit ist für Europa ein Makel, mit dem wir leben müssen. Für Großbritannien bedeutet es einen Rückschritt. Boris Johnson ist der Trump Europas!

Die Bundestagswahlen im Herbst werden neue Akzente setzen. Die ausgleichende Rolle von Frau Merkel werden etliche vermissen!

Aufgrund von Corona wurde 2020 zum extremsten Börsenjahr der Geschichte! Einen Crash von 40 Prozent innerhalb eines Monats und eine anschließende Erholung von über 60 Prozent beim Dow Jones und DAX in knapp acht Monaten hatte es bisher nicht gegeben! Auch 2021 wird Volatilität eine Rolle spielen. Momentan sind Wall Street und der DAX aus historischer Sicht stark überbewertet. Da das Zinsniveau jedoch auch weiterhin niedrig bleiben wird, kann sich diese neue Hausse allerdings unter erheblichen Schwankungen  fortsetzen.

Die nach wie vor außergewöhnlich hohe Liquidität und der Mangel an Anlagealternativen sind die Hauptgründe hierfür. Eine Korrektur von 10 bis sogar 15 Prozent ist jedoch jederzeit möglich. Der Auslöser hierfür kommt entweder aus der Politik, Wirtschaft oder der Börse selbst! Im Klartext: Der Dow Jones Index wird 2021 zwischen 25.500 und 33.500 schwanken. Am Jahresende rechne ich mit einem Niveau am oberen Ende. Der DAX kann eine Bandbreite zwischen 11.000 bis 15.000 durchlaufen, um Ende 2021 ebenfalls am Höchstpunkt zu liegen. Meine Favoriten und aktuellen Empfehlungen kann jeder auf meinen Portalen verfolgen.

Ein Beitrag von Heiko Thieme
Er ist über 45 Jahre im internationalen Anlagegeschäft tätig und schrieb 16 Jahre als freier Kolumnist für die FAZ. Seit dem Jahr 1979 gibt es seine Marktanalysen und Einschätzungen sowie die älteste deutsche Börsenhotline.
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Bildquelle: Heiko Thieme