DAX Charttechnik: … langweilig!

Zufall? Oder bestätigt sich das Phänomen der „falschliegenden Masse“ erneut? Denn wie schon im März kippte der Markt just in dem Moment, als sich die Stimmung der privaten Anleger aufhellte – schön zu sehen am EUWAX-Sentiment, das in dieser Woche in den positiven Bereich wechselte. Der Grundtenor bleibt aber auch unter den „Profis“ optimistisch. Kein Wunder, denn der DAX hat in Bezug auf das Jahreshoch lediglich 358 Punkte verloren, was einem Abschlag von „nur“ 4,79 Prozent entspricht. Hinzu kommt das positive saisonale Umfeld sowie die intakten mittel- und langfristigen Aufwärtstrends, die Ausdruck in den hohen Abständen zur 100- und 200-Tage-Linie finden. Ach ja, und der US-Wahlzyklus zeigt auch stramm nach oben. Fazit: Der nächste Anstieg ist nur eine Frage der Zeit (eventuell schon Anfang November), zumal das Abwärtsrisiko überschaubar bleibt. Fertig ist die Analyse. Schönes Wochenende und viel Erfolg am Aktienmarkt.

Nein, Spaß beiseite, ganz so einfach ist es ja nicht. Ich denke, dass jeder Analyst im Augenblick die Widerstandzone rund um 7.400 Punkte auf dem Schirm hat. Die Texte mit Überschriften wie „Platz bis zur Marke von 8.000 Punkten“ liegen quasi schon in der Schublade – der DAX muss halt nur noch darüber klettern, dann kann das Feuerwerk losgehen. Auf der Gegenseite droht unterhalb von 7.100 Zählern Ungemach, denn dort würde der Leitindex dann doch tatsächlich aus dem Juni-Aufwärtstrendkanal nach unten herausfallen. Ein Test des Unterstützungslevel bei 6.930 Zählern wäre dann wohl die Folge. Zuvor gilt es, aber mit Calls dagegenzuhalten. Der antizyklische Long-Einstieg gegen den kurzfristigen Trend ist beim ersten Test der unteren Trendkanalgerade ja fast schon Pflicht. Für uns ist das Level vergleichbar mit der Unterstützung bei 7.127 Punkten. Dort haben wir in dieser Woche einen Long-Trade eröffnet, der schnelle 36,04 Prozent Gewinn brachte. Ok, rückblickend wäre auch noch deutlich mehr drin gewesen, aber wir wollen an dieser Stelle mal die Kirche im Dorf lassen. Es geht ja auch vielmehr ums Prinzip, denn gerade in dieser Marktphase sind wir sehr darauf bedacht, schnellstmöglich den Stop-Loss auf den Einstiegskurs nachzuziehen.

Die Gründe liegen auf der Hand: So wurde seit Ende der Finanzkrise (März 2009) auf dem Level rund um 7.170 Punkte das meiste Handelsvolumen generiert. Hier liegen also nicht wenige Einstiegskurse, weshalb dieser Bereich alleine schon unter Aspekten der Behavioral Finance interessant ist. Kurse darüber waren in den vergangenen Wochen hingegen kaum gefragt. Ein Grund dürften vor allem die durchwachsenen Quartalszahlen sein, die trotz der Geldflut das hohe Niveau nicht gerechtfertigt haben. Das aktuelle Niveau kann demnach als neutral eingestuft werden. Offen ist dabei jedoch, wie weit es noch nach unten gehen kann.

Unterstützungen finden sich bei 7.090/7.100, 7.045, 6.995 oder sogar 6.900/6.930. Und alle Bereiche liegen durchaus im Rahmen des Möglichen. Nach oben besteht also kein Grund zur Eile. Vor allem wenn der Markt unterhalb von 7.300 bzw. 7.400 Zählern rumdümpelt. Das Zauberwort heißt daher „Seitenlinie“. Einfach mal abwarten was passiert und die Unterstützungen mit engen Stop-Loss-Kursen konsequent traden. Demnach sind Short-Engagements mittel- bis langfristig betrachtet für uns derzeit kein Thema. Die Quartalszahlen sind zwar nicht berauschend, aber sich deshalb gleich gegen Draghis Geldkanonen stellen?

Hmm … jetzt hätte ich strenggenommen dann doch nach dem ersten Absatz Schluss machen können. Naja, dann halt noch mal:

Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende und erfolgreiche Trades

Sebastian Hoffmann ist Trading-Analyst bei Prime Quants. Dort ist er vor allem für die Intraday-Analysen, die Handelssysteme und die Trading-Services verantwortlich.