DFV: Geheimer Profiteur der Corona-Krise

Bildquelle: Pressefoto DFV Deutsche Familienversicherung AG

Für die Aktionäre der DFV Deutsche Familienversicherung (WKN: A2NBVD / ISIN: DE000A2NBVD5) startete das neue Börsenjahr 2021 mit einem heftigen Rückschlag. So brachen die Notierungen an den ersten beiden Januar-Handelstagen in der Spitze um 43 Prozent ein und damit so stark wie noch nie zuvor in der noch jungen Börsenhistorie. Was war passiert?

Rote Zahlen auch im neuen Jahr

Grund für den scharfen Aktieneinbruch war die Unternehmensnachricht, dass die Versicherungsgesellschaft auch für das neue Jahr 2021 mit roten Zahlen rechnet, nachdem bisher ein positives Ergebnis avisiert worden war. Ursächlich für die revidierte Prognose sind laut dem 2007 gegründeten und in Frankfurt am Main ansässigen Unternehmen Veränderungen beim Projekt CareFlex. Bei diesem Projekt, das von der DFV Deutsche Familienversicherung angestoßen wurde, handelt es sich laut Konzernangaben um die erste arbeitgeberfinanzierte Pflegezusatzversicherung, die von den Tarifparteien beim Tarifabschluss der chemischen Industrie Ende 2019 als CareFlex Chemie umgesetzt worden war.

Rolle zurück beim Projekt CareFlex

Zu diesem Zweck wurde ein Konsortium aus der Barmenia Krankenversicherung AG, der DFV und der R+V Krankenversicherung AG gebildet. Die DFV war an diesem Konsortium mit 35 Prozent beteiligt und fungierte dabei als Erstversicherer und IT-Dienstleister. Nun gab die DFV hier Ende 2020 quasi die Rolle zurück bekannt. Demnach ist die DFV nicht länger Erstversicherer und IT-Dienstleister, sondern übernimmt nur noch die Rolle des Rückversicherers.

Risiko zu hoch

Der Vorstand der DFV hat das Gesamtprojekt erneut überprüft und ist zu dem Schluss gelangt, dass das Risiko wegen der aktuellen Corona-Situation zu hoch und nicht mehr vertretbar für die Größe der DFV ist. Demnach hätte es bei der DFV bei den bisherigen Zuständigkeiten eine Steigerung des Kapitalanlagevolumens um jährlich 50 Mio. Euro geben müssen.

Der Grund für die jüngste Gewinnwarnung

Der DFV zufolge ist durch den neuen Aufgabenwechsel zum Rückversicherer das Risiko der Kapitalanlage entfallen. Demnach gibt es jetzt nur noch versicherungstechnische Risiken, die nicht mehr vom weiteren Verlauf der Corona-Pandemie abhängen. Aus diesem Grund soll laut der DFV das Bestandswachstum nun unter den bisherigen Erwartungen liegen. Dieses wurde ursprünglich mit 70 Mio. Euro brutto im Jahr 2021 prognostiziert, soll nach neuen Berechnungen nun aber nur noch bei 40 Mio. Euro liegen. Der DFV zufolge wird das entsprechende Auswirkungen auf das Jahresergebnis haben und ist der Grund für die jüngste Gewinnwarnung.

Fokus auf Digitalisierung und das Kerngeschäft

Durch den Schwenk beim Projekt CareFlex Chemie kann sich die DFV laut eigenen Angaben auf ihr Kerngeschäft konzentrieren. Dabei wird für 2021 eine überproportionale Steigerung des Neugeschäfts angestrebt.

Außerdem soll die Internationalisierung des Konzerns und die Einführung neuer digitaler Versicherungsprodukte sowie die Fortführung der Digitalisierung insgesamt weiter ausgebaut werden. Vor diesem Hintergrund rechnet die DFV für das Jahr 2021 noch nicht mit einem positiven Ergebnis.

Komplette Wertschöpfungskette wird abgedeckt

Trotz der jüngsten Gewinnwarnung ist die DFV Deutsche Familienversicherung AG weiterhin sehr gut positioniert in einem Markt mit kräftigem Wachstumspotenzial, nämlich dem Markt für digitale Versicherungsangebote. So deckt die DFV laut eigenen Angaben als digitales Versicherungsunternehmen mit eigenen Produkten die komplette Wertschöpfungskette ab. Zum Produktangebot gehören vielfach ausgezeichnete Krankenzusatzversicherungen (Zahn-, Kranken-, Pflegezusatz-Versicherungen) sowie Unfall- und Sachversicherungen.

Firmeneigene IT-Plattform

Dabei arbeitet das „Insurtech“-Unternehmen seit 2014 auf einer firmeneigenen IT-Plattform. Dieses moderne Bestandsführungssystem erlaubt es der DFV zufolge bereits schon heute den gesamten Geschäftsbetrieb mit einem Bestand von mehr als 420.000 aktiven Policen mit nur rund 100 Mitarbeitern zu bewältigen. Der DFV zufolge setzt das Unternehmen mit dem durchweg digitalen Produkt-Design neue Maßstäbe in der Branche und ist das erste Versicherungsunternehmen weltweit, das den Versicherungsabschluss über Amazon Alexa anbietet.

Kräftiges Wachstum

Dass sich die Strategie, konsequent auf digitale Versicherungsangebote zu setzen, auszahlt, zeigte sich zuletzt auch in den jüngsten Geschäftszahlen. So wurden die gesamten gebuchten Bruttobeiträge (Krankenzusatz- und Sachversicherungen) in den ersten neun Monaten 2020 gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 27 Prozent auf 83,5 Mio. Euro gesteigert.

Schlechteres Kapitalanlageergebnis belastet

Unter dem Strich musste aber ein Verlust von 4,7 Mio. Euro ausgewiesen werden (Vorjahreszeitraum: -2,9 Mio. Euro). Dies erklärte der Konzern vor allem mit einem durch die Corona-Pandemie bedingten schlechteren Kapitalanlageergebnis (Rückgang von drei Mio. Euro gegenüber dem Vorjahr) und mit höheren internen Kosten, die auch aus der Vorbereitung auf CareFlex resultieren.

Bereitschaft zu Online-Versicherungsabschlüssen steigt

Operativ befindet sich die DFV aber weiterhin auf Kurs und bestätigte dementsprechend die operativen Jahresziele für das Gesamtjahr 2020. Die Bruttobeiträge sollen gegenüber dem Vorjahr um 30 Prozent steigen, und das Bestandsvolumen soll bei über 125 Mio. Euro liegen. Der positive Geschäftstrend dürfte sich auch im neuen Jahr 2021 weiter fortsetzen, denn laut dem Vorstandschef und Gründer Dr. Stefan Knoll ist die Bereitschaft zu Online-Versicherungsabschlüssen gestiegen.

Kursabsturz und neue Aufholbewegung

Dieser Trend dürfte vor dem Hintergrund der anhaltenden Corona-Pandemie weiter anhalten, was auch bei der im Prime Standard der Frankfurter Börse notierten Aktie für Kursfantasie sorgt. Nachdem die Papiere Anfang Januar in der Spitze auf 13 Euro und damit auf den tiefsten Stand seit dem November 2019 abstürzten, konnte sich die Aktie bis Mitte Januar zeitweise wieder in den Bereich der 15-Euro-Marke nach oben arbeiten.

Kurzfristig ist es möglich, dass noch einmal das Tief bei 13 Euro getestet wird. Mittel- und langfristig betrachtet könnten sich die nach wie vor niedrigen Kurse aber als günstige Einstiegsgelegenheit erweisen. Sollte sich die jüngste Kurserholung fortsetzen, stellt sich das nächste Kursziel auf die bei 20,40 Euro verlaufende 200-Tage-Linie.

Kräftiges Kursgewinnpotenzial

Gelingt hier der Ausbruch nach oben und damit der Wechsel in den übergeordneten Aufwärtstrend, liegen die nächsten Etappenziele bei 23,40 Euro (Dezember-2020-Top) und bei 28,50 Euro (Juli-2020-Allzeithoch). Bis zu letztgenannter Marke eröffnet sich aktuell ein Gewinnpotenzial von rund 90 Prozent. Dividenden wurden hier bisher (Börsengang im Dezember 2018) nicht ausgezahlt und sind vorerst auch nicht zu erwarten.

Fazit

Dank des Fokus auf digitale Versicherungsangebote konnte die DFV Deutsche Familienversicherung den Wachstumskurs auch in der Corona-Krise weiter fortsetzen. Da der Trend hin zu Online-Versicherungsabschlüssen durch die Pandemie sogar verstärkt wird, eröffnet sich bei der DFV-Aktie kräftiges Gewinnpotenzial. Der jüngste Kurseinbruch könnte sich deshalb als günstige Einstiegsgelegenheit herausstellen.

Anleger, die von der Fortsetzung der jüngsten Aufholbewegung bei DFV Deutsche Familienversicherung überzeugt sind, können mit einem Long-Zertifikat (WKN: MC68UJ / ISIN: DE000MC68UJ2) gehebelt von Kurssteigerungen profitieren.

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