Dem italienischen Modedesigner Giorgio Armani wird der Satz nachgesagt: „Ein Mann muss keine Krawatte tragen, um elegant auszusehen. Sie ist nicht mehr als ein dekoratives Detail.“ Das mag stimmen, letztlich kommt es jedoch auf jedes Detail an. Und eine schlecht gebundene, billige Krawatte kann das Erscheinungsbild des besten Anzugs ruinieren. Daher gilt auch bei Krawatten: Weniger Auswahl ist mehr, so lange bei denen die Qualität stimmt.
Der Geburtsort der Krawatte ist nicht Frankreich
Die Krawatte, oder auch Schlips, ist letztlich nur ein längliches Stück Stoff, das mit einem Krawattenknoten um den Hals gebunden wird. Ihr Name entstand während des 30-jährigen Krieges in Frankreich, denn dort trugen die kroatischen Soldaten ein dekoratives Halstuch „Ã la cravate“, nach kroatischer Art. Die „Cravate“ verbreitete sich im 17. Jahrhundert von Frankreich nach Europa aus und erhielt im 18. Jahrhundert die Bezeichnung Krawatte.
Vorläufer der heutigen Krawatte ist die englische Schul- und Vereinskrawatte der Universität in Oxford aus dem Jahr 1880. Um 1920 machte Prinz Edward von Großbritannien die Krawatte in der britischen Mittelklasse populär – zum Hemd trug er eine locker gebundene Krawatte.
Vier Jahre später patentierte Jesse Langsdorf in New York unter dem Namen Resilio sein Verfahren zur Herstellung einer modernen Krawatte, bei der der Stoff nicht mehr in Webrichtung, sondern diagonal dazu zugeschnitten wird und die Krawatte aus drei Teilen zusammengesetzt wird. Dies wird bis heute praktiziert und sorgt für die anhaltende Form der Krawatte.
Beim Material ist Seide der Star
Krawatten gibt es in verschiedenen Materialen, wobei Krawatten aus Seide die hochwertigste Variante darstellen. Der Vorteil einer Seidenkrawatte liegt nicht nur in ihrem seidenartigen Schimmer, der sich perfekt für den Businessalltag und für formelle und elegante Anlässe eignet, sondern sie ist gleichzeitig ein natürliches Produkt, das aus dem Kokon der Seidenspinnerraupe gewonnen wird.
Seide ist in der Lage, Temperaturschwankungen auszugleichen, das heißt Kühlen im Sommer und Wärme speichern im Winter. Dazu ist sie ausgesprochen leicht und reißfest. Seidenkrawatten fühlen sich gut an und lassen sich sehr gut binden.
Wollkrawatten sind eine gute Alternative zu Seidenkrawatten, besonders wenn es sich um rustikale Outfits handelt. Perfekt passen unifarbene Wollkrawatten zu Tweedsakkos und zur Landhausmode.
Zu feineren Sakkos kombiniert, bilden sie durch ihr Volumen einen interessanten Kontrast. Getoppt wird die Wollkrawatte noch von der Strickkrawatte. Ist diese farblich gut abgestimmt und nicht zu auffallend, kann sie einem Outfit einen modisch coolen Look verleihen.
Von Polyesterkrawatten ist eher abzuraten, da diese im Gegensatz zu Seide billig aussehen. Außerdem schwitzt man in einer Polyesterkrawatte, weil der Stoff nicht atmen kann.
Eine weitere Alternative zu Seide ist die Mikrofaserkrawatte aus verzwirnter Faser. Diese Krawatten haben einen seidenähnlichen Glanz, sind aber nicht so teuer wie Seidenkrawatten. Deshalb werden sie häufig für die Ausstattung von Firmenuniformen genutzt.
Traditionelle Muster setzen sich durch
Krawatten gibt es in unzähligen Mustern, von dezent bis auffallend. Zu den wichtigsten Krawattenmustern gehören Streifen. Diese fallen bei Businesskrawatten eher kleiner und dezent aus. Große Blockstreifen sind zwar modisch, aber für den Einsatz im Business nicht so passend.
Ein typisches Krawattenmuster ist das Karomuster, darunter das sehr beliebte Schottenkaro, das sowohl für gepflegte Anlässe als auch als modische Kombi gefragt ist.
Der Klassiker Paisley schmückt ebenfalls viele Krawatten. Je kleiner das Paisley-Muster, umso feiner wirkt die Krawatte. Paisley funktioniert auch abends in der Smokers-Lounge. Viele unifarbene Krawatten verfügen über ein kleines dezentes Punktemuster und passen gut zum British-Look.
Über die klassischen Muster hinaus gibt es noch viele weitere Krawattenmuster, über deren Stil es sich streiten lässt. Bedruckte Krawatten mit Bildern, Comicfiguren, lustigen Sprüchen oder Rentier-Prints gehören höchstens in die Abteilung Freizeit oder Fasching, haben aber nichts mit dem stilvollem Krawatte-Tragen zu tun.
Exklusive Krawatten aus aller Welt
Das Traditionshaus Hermès aus Paris entwarf seine erste Krawatte im Jahr 1949. Anlass für die Einführung der Krawattenlinie gaben die zahlreichen Herren, die das Casino in Cannes besuchen wollten, aber ohne Krawatte keinen Einlass erhielten. In der nahegelegenen Hermès-Boutique wurden sie fündig.
Das Seidenaccessoire entwickelte sich von hier ab zum Kernelement der Herrengarderobe. Die typische Hèrmes-Krawatte ist aus 100 % Seide handgefertigt und bedruckt mit kleinen grafischen Mustern, wie zum Bespiel kleine Dinosaurier, kleine Zirkustiere, Gliederketten, kleine Mikrofone oder viele kleine „H“ für Hèrmes.
Diese grafischen Muster, die niemals langweilig sind, verleihen jedem Look Charakter und Finesse. Die Farben sind von der Saison inspiriert und lassen Eleganz in die Herrengarderobe einziehen.
Der Luxus-Krawattenhersteller E. Marinella bietet in Neapel auf nur 20 Quadratmetern Krawatten für ganz besondere Bedürfnisse. Schon seit 100 Jahren und vier Generationen erfreut das kleine Geschäft in der Via Riviera Chiaia seine treuen Stammkunden mit Luxusartikeln.
Der Stil der Krawatten ist zeitlos und entspricht einer klassischen Ästhetik nach italienischer Tradition. Marinella produziert seine einzigartigen Produkte persönlich in Handarbeit, dazu werden handbedruckte Stoffe aus England verwendet.
Das familiengeführte Geschäft in Neapel hat weitere Standorte in Rom, Mailand, und Tokio. Alessandro Marinella, die vierte Generation, hat kürzlich zusammen mit seinem Vater Maurizio die handwerklichen Traditionen dieses Handwerks fortgesetzt und ist bestrebt, ein Symbol für Eleganz, Luxus und italienischen klassischen Stil zu bleiben.
Anderson & Sheppard aus der Savile Row in London wurde 1906 von Per Anderson gegründet und produziert seitdem Maßanzüge und Herrenaccessoires für Leute mit hohen Ansprüchen, darunter einige Berühmtheiten wie Prince Charles, Gary Cooper, Charlie Chaplin und Manolo Blahnik.
Der Gründer Per Anderson wurde vom berühmten Schneider Frederick Scholte ausgebildet, dem offiziellen Schneider des Duke of Windsor, was ihm besondere Fertigkeiten bei der Herstellung von Maßanzügen einbrachte. Die traditionellen Savile Row Schneider haben passend zu ihren Anzügen sehr hochwertige Krawatten in ihrem Sortiment.
Sie sind aus einer Schurwollmischung mit einem Hauch von glänzender Seide gefertigt, haben einen festen Griff und sind extrem weich, ohne ihre Form zu verlieren. Beim Herstellungsprozess wird der Stoff von Hand mit einer breiten, 9 cm langen, Klinge zugeschnitten.
Eine kleine Krawatten-Knotenkunde
Eine Krawatte ist etwa 145 cm lang und an ihrem unteren Ende etwa zwei- bis dreimal so breit wie an ihrem oberen Ende. Hinter dem breiten Ende befindet sich eine Schlaufe zum Durchstecken des dünneren Endes – das Passantino. Für besonders große Menschen gibt es Krawatten auch in Überlänge mit etwa 155 cm Länge.
Zum Binden einer Krawatte gibt es viele Möglichkeiten, woraus sich einige Standardknoten entwickelt haben. Zu den Standardknoten zählen alle Knoten, bei denen das breite Ende ohne Torsion (Windung) um das schmale Ende geschlungen wird. Daraus entsteht eine verstellbare Schlaufe, bei der das schmale Ende durch den Knoten hin- und hergezogen werden kann.
Nach den Mathematikern Thomas Find und Yong Mao kommt man auf insgesamt 85 Knoten, von der die Mehrheit aber unförmig ist oder sich schlecht binden lässt. Dies reduziert die Knoten in der Praxis auf einige gängige Varianten. Sie reichen von einfachen Knoten für Anfänger bis hin zu den komplizierteren Knoten für Geübte Krawattenbinder.
Der Krawattenknoten sagt viel über den Träger aus
Die Wahl des Krawattenknotens sagt viel über den Träger aus. Sie muss sowohl zum Hemd, zum Hemdkragen, als auch zum Anlass und zur Person passen. Wichtig ist, dass die Krawatte richtig gebunden wird, sie nicht schief sitzt und nicht zu eng am Hals anliegt.
Ist der Knoten gebunden, muss das breite Ende der Krawatte etwas länger sein als das schmale Ende. Die Krawattenspitze endet in etwa auf der Höhe der Gürtelschnalle, aber nicht signifikant darüber hinaus. Vor dem endgültigen Zuziehen des Krawattenknotens kann in das breite Ende eine „Delle“ kurz unterhalb des Knotens gedrückt werden, was man Grübchen („dimple“) nennt.
Damit das schmale Ende nicht seitlich unter dem breiten hervorrutscht, muss es durch die Schlaufe an der Rückseite des breiten Endes gezogen werden oder kann alternativ durch die Lücke zwischen dem ersten und dem zweiten Hemdknopf gesteckt werden.
Die gängigsten Krawatten-Knoten
Der Four-in-Hand Krawattenknoten oder auch einfacher Knoten genannt, ist der Basis-Krawattenknoten, den jeder Krawattenträger beherrschen sollte.
Der Four-in-Hand passt zu allen Hemdkragen und ist ein asymmetrischer, schlanker und spitz zulaufender Knoten. Getragen werden kann er zu allen geschäftlichen, formellen und weniger formellen Anlässen.
Der Einfache Windsor ist ein klassischer, eleganter und symmetrischer Knoten. Der Allrounder passt zu allen formellen Anlässen – im Berufsalltag, zu festlichen Anlässen wie einem eleganten Dinner oder zu einem Bewerbungsgespräch.
Er funktioniert mit allen Krawatten und allen Hemdkragenformen. Im Vergleich zum Doppelten Windsor ist er etwas kleiner, aber etwas größer als der Four-in-Hand.
Der Doppelte Windsor gehört zu den beliebtesten Krawattenknoten der Welt. Es handelt sich um einen voluminösen Knoten, der sehr gut zu einem Hemd mit breitem Kragenausschnitt passt, zum Beispiel dem Haifischkragen.
Träger des doppelten Windsor-Knotens zeigen Stil und strahlen Eleganz und Selbstsicherheit aus. Geeignet ist dieser voluminöse Knoten vor allem für schmale Krawatten. Bei zu breiten oder aus zu schwerem Stoff gefertigten Krawatten, trägt dieser Knoten zu sehr auf.
Die besonderen Krawatten-Knoten
Der Linwood Taurus Krawattenknoten ist nach seinem Schöpfer, Linwood Darkis, benannt und ähnelt einem Stier mit Hörnern, weshalb er auch als aggressiver Krawattenknoten beschrieben wird. Für den Linwood Taurus benötigt man viel Stoff und er bedarf etwas Übung.
Der Van Wijk ist nach seiner Schöpferin Lisa Van Wijk benannt, die den höchsten Knoten der Welt erschaffen wollte. Der Van Wijk ist ein schmaler, aber hoher zylindrischer Knoten mit einem Hauch von künstlerischem Flair.
Der Onassis Krawattenknoten ist nach Aristoteles Onassis benannt. Dieser moderne Knoten ist eine Mischung aus Krawatte und Schal. Dabei wird nach dem Binden eines Four-in-Hand-Knotens das breite Ende der Krawatte noch einmal übergeschlagen und hängt senkrecht nach unten. Zu diesem Knoten passt ein breiter Kragen.
Wie man gute Krawatten-Qualität erkennt
Material
Eine Krawatte ist klassischerweise aus Seide und verfügt über einen schönen Glanz. Von Polyesterkrawatten, die den Glanz nachahmen sollen, aber viel zu stark glänzen, ist dringend abzuraten.
Außenkante
Wenn die Außenkante der Krawatte leicht gerundet ist, deutet das auf Handarbeit hin. Nur bei glatten scharfen Kanten kamen Maschinen zum Einsatz.
Ausstattung
Auf der Rückseite ist eine hochwertige Krawatte mit einer Schlaufe ausgerüstet, durch die das schmale Ende der Krawatte durchgezogen werden kann.
Verarbeitung
Krawattenstoff muss immer im diagonalen Winkel zur Webrichtung geschnitten werden, damit die Krawatte ihre Form behält. Deshalb verlaufen die Streifen einer Krawatte immer diagonal und nicht gerade.
Bei Krawatten im amerikanischen Schnitt zeigt das Muster eine Diagonale von oben links nach unten rechts. Beim europäischen Schnitt läuft das Muster entsprechend diagonal von unten links nach oben rechts. Hält man die Krawatte in der Hand, sollte sie gerade herunterhängen und sich nicht verdrehen.
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