Portwein: Genuss (nicht nur) für Liebhaber

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Portwein, kurz auch Port, gilt als der bekannteste portugiesische Wein. Mit seinem Alkoholgehalt von zwanzig Volumenprozent und seiner hohen Restsüße wird der Süßwein gerne zum Dessert oder als Digestif serviert.

Portwein kann auf eine lange Geschichte zurückblicken. Seinen Namen hat er von der Hafenstadt Porto im Norden Portugals, während sich das eigentliche Anbaugebiet für Portwein im Douro-Tal befindet. Nur Trauben aus diesem Gebiet dürfen für die Herstellung von Portwein verwendet werden. Portwein steht für Genuss – vor, während, aber meist doch nach dem Essen.

Der Ursprung von Portwein

Portwein stammt aus dem Douro-Tal in Portugal. Die Region im Nordosten Portugals liegt im Einzugsgebiet des Flusses Douro östlich von Porto. Das Tal erstreckt sich über eine Gesamtfläche von rund 250.000 Hektar, wobei die für den Weinanbau genutzte Fläche ca. 45.000 Hektar beträgt. Die mehr als 22.000 Weinbauern im Douro-Tal bearbeiten im Durchschnitt etwas mehr als zwei Hektar Fläche.

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Seit 1756 in drei Zonen eingeteilt

Schroffe Berge umgeben das Tal und sind verantwortlich für die dort vorherrschenden Boden- und Klimaverhältnisse. Heiße, trockene Sommermonate und kalte feuchte Winter stellen besondere Bedingungen für die Weinreben dar. Nur extrem widerstandsfähige und belastbare Rebsorten haben sich hier angesiedelt.

Durch den Mangel an Wasser entwickeln die Weinreben ein Maximum an Aromen, Farbe und Tanninen – die Grundvoraussetzung für einen guten Portwein. Hier steht Qualität vor Quantität. Das Portweingebiet ist schon seit 1756 in drei Zonen eingeteilt: das untere Corgo (Baixo Corgo), das obere Corgo (Cima Corgo) und das höhere Corgo (Douro Superior).

Das Baixo Corgo, in dem fast die Hälfte aller Rebflächen beheimatetet ist, liegt im Westen in der Umgebung des Rio Corgo bei der Stadt Peso da Régua. Nach Osten hin folgt in der Mitte das Cima Corgo und das Douro Superior umfasst die Fläche von Ferradosa bis zur spanischen Grenze.

Welche Trauben werden verwendet?

Bei den Trauben für Portwein handelt es sich um rote und weiße Trauben, die von Hand verlesen werden. Von den 300 Rebsorten, die es in Portugal gibt, kommen allein für den Portwein im Douro-Tal 100 Rebsorten in Frage.

Zu den besten Fünf der Rebsorten, die vom Portweininstitut empfohlen werden, zählen: Touriga Franca, Tinta Roriz, Tinta Barroca, Touriga Nacional und Tinta Cão. Nach der Handlese werden die Trauben gepresst und zur Gärung angesetzt. Portwein reift in großen Tanks aus Holz oder Stahl für mindestens zwei Jahre.

Danach findet eine Verkostung durch die Kellermeister statt, die dann entscheiden, ob der Jahrgang des Süßweins für einen längeren Reifeprozess in Frage kommt. Ist das der Fall, darf der Wein noch länger, bis zu 40 Jahren und länger, in einem kleineren Fass mit 550 Litern Inhalt reifen.

Je länger desto besser…

Je länger ein Portwein reift, desto besser wird seine Qualität. Portwein ist übrigens nie reinsortig, sondern immer ein Verschnitt mehrerer Rebsorten, meist auch von verschiedenen Lagen und verschiedenen Jahrgängen. Wie beim Champagner liegt darin die Grundlage für seine Qualität.

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Welche Portweinsorten gibt es?

Wer sich mit Portwein befasst, wird als erstes auf Begriffe wie White Port, Rosé Port, Red Port, Ruby oder Tawny treffen.

Bei weißen Portweinen handelt es sich um Portweine, die ausschließlich aus weißen Trauben hergestellt werden und die sehr trocken bis süß schmecken. Trockene White Ports werden oft gekühlt als Aperitif verkostet, gerne als Mixgetränk mit Tonic. Da der Großteil der weißen Portweine nicht so lange reift, handelt es sich hier vorwiegend um Einsteigerqualitäten.

Ähnlich wie die White Ports, sind die Rosé Ports – übrigens erst seit 2007 auf dem Markt – Einsteigerqualitäten und schmecken gut als Cocktail.

Ruby Ports und Tawny Ports

Rote Portweine verfügen im Gegensatz zu den weißen Ports über eine längere Lagerzeit, was sich letztlich auch in der Qualität niederschlägt. Bei den roten Portweinsorten unterscheidet man grundsätzlich zwischen Ruby Ports und Tawny Ports.

Ruby Ports sind in Flaschen gelagerte Portweine von meist violetter oder tief dunkelroter Farbe. Sie werden nach dem Reifeprozess in großen Fässern relativ schnell in Flaschen abgefüllt. Bei den Ruby Ports gibt es Einstiegsqualitäten, die Late Bottled Vintage Ports (LBV) als mittlere Hierarchiestufe und die Vintage Ports als Königsklasse. Vintage Ports werden nur rund dreimal pro Dekade abgefüllt.

Tawny Ports sind braun-orange oder bernstein-braun und reifen in kleinen Fässern, den sogenannten Pipas, die 550 Liter fassen. Die aus gut abgelagertem Holz hergestellten Fässer verleihen den Tawny Ports ihre unverkennbaren Aromen von Nüssen, Rosinen, Feigen, Kaffee oder Orangen. Tawny Ports genießt man am besten genussvoll als Digestif.

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Wozu passt Portwein und wie wird er serviert?

Portwein eignet sich sowohl als Aperitif als auch als Digestif. Außerdem kann er als Begleiter zum Hauptgang fungieren oder als Dessertwein serviert werden.

Beliebt ist Portwein zum Aperitif als Appetitanreger. Hier eignen sich junge Ruby Portweine und Portwein-Cocktails besonders gut. Wird der Portwein als Digestif gereicht, was in Portugal zur guten Sitte gehört, kommen hier vor allem die älteren Portweine, schön gereifte Tawny Ports oder Vintage Ports, auf den Tisch.

Portwein und Dessert – eine Bomben-Kombination

Portwein zum Dessert ist ebenfalls eine gute Kombination. Besonders zu schokoladigen Desserts wie Schokokuchen, Früchten und Käse ist Portwein ein Genuss. Zum Hauptgericht wird Portwein in Portugal eher seltener getrunken, denn mit seinem hohen Alkoholgehalt von zwanzig Volumenprozent geht er schnell ins Blut.

Das perfekte Glas, um Portwein zu servieren, sollte sich nach oben hin verjüngen, also eine Tulpenform aufweisen. Zu empfehlen ist ein hochwertiges Glas mit mindestens 200 Milliliter Inhalt. Das Glas kann größer sein, sollte aber nicht kleiner sein, damit sich die Aromen entfalten können. Die Glashersteller Riedel* und Schott* haben beispielsweise sehr gute Portweingläser in ihrem Sortiment.

Zu Besuch im Instituto dos Vinhos do Porto

Wer in Portugal ist, sollte einen Abstecher zum portugiesischen Portweininstitut einplanen. Das Instituto dos Vinhos do Porto (IVDP) ist ein öffentliches Institut, das dem portugiesischen Ministerium für Landwirtschaft angeschlossen ist. Es wurde im Jahr 1933 gegründet und hat die Aufgabe, die Menge und Qualität der im Douro-Tal hergestellten Weine zu kontrollieren und sicherzustellen. Dies umfasst die Kontrolle des Herstellungsprozesses und der Gebiete.

Portweine, die die sensorische und analytische Prüfung des IVDP bestehen, erhalten das typische „selo“, das Garantiesiegel.

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Instituto dos Vinhos do Porto

Das Instituto dos Vinhos do Porto öffnet seine Türen auch für alle Portweinliebhaber. Man findet es mitten in der historischen Altstadt von Porto, in der Rua Ferreira Borges 27, in einem Gebäude aus dem 19. Jahrhundert.

In dem interaktiven Lernzentrum kann man an einer Multimedia-Reise durch die Douro-Weinberge, die Laboratorien bis hin zu einer Verkostung an der Portweinbar teilnehmen. Ausgestattet mit einer Magnetkarte, haben Besucher die Möglichkeit, acht verschiede Portweine zu testen. Das Portweininstitut hat Montag bis Freitag von 11 bis 19 Uhr geöffnet.

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Portwein-Tipp vom Portweinexperten Axel Probst:

Für Einsteiger entweder einen 10y old Tawny* und/oder einen Late Bottled Vintage Port*. Beide Portweine kosten je nach Hersteller 20-25 Euro und vermitteln die beiden Hauptklassen perfekt.

Für Liebhaber darf es dann gerne mal ein noch älterer Tawny* oder ein Vintage Port* sein. Letztere gehören zu den großen Weinen der Welt. Je nach Portemonnaie sollte dann ein großer Jahrgang ausgewählt werden, der zum direkten Verzehr mindestens 20 Jahre alt sein sollte. Zu empfehlen sind die Jahrgänge 1994, 1985 oder 1977. Erhältlich bei Amazon*

Buch-Tipp

Axel Probst: Portwein
Portugal ist seit Jahrhunderten für seine Portweine weltberühmt. Das Buch erklärt, wo die Trauben für den Portwein angebaut werden dürfen, welche Rebsorten verwendet werden, wie Portweine produziert werden und führt in die Arten und Hierarchien der Portweine ein. Zahlreiche großformatige Fotos sowie eine alphabetische Übersicht der Winzer mit umfangreichen Verkostungsnotizen runden den über 400 Seiten starken Band ab.

ISBN: 978-3-938839-27-0 – 49,95 Euro*

Nachgefragt bei…

Axel Probst

Im Spitzen-Vintage Port-Jahrgang 1970 geboren, ist Axel Probst mit seiner militärfliegerischen Ausbildung in England früh mit Portwein in Kontakt gekommen. Er ist Mitglied der Portweinbruderschaft und schreibt Artikel in allen wesentlichen deutschen Fachzeitschriften. Seit 2010 ist er Botschafter des Portweininstituts IVDP für den deutschen Markt, hält Vorträge und führt alle wesentlichen Portweinveranstaltungen in Deutschland durch.

Woher kommt Ihre Liebe zu Portwein?

Ganz klar während meiner fliegerischen Ausbildung in England. Ich hatte dort einen Waffensystemoffizier, der mich an den Portwein herangeführt hat. In den britischen Offizier-Kasinos hat man ein ordentliches Abendessen immer mit einem Champagner begonnen und mit einem Portwein ausklingen lassen.

Da man in Summe mehr Zeit mit dem Portwein als mit dem Champagner, Weiß- oder Rotwein verbringt, wird man unweigerlich die Portwein-Hierarchien und -typen hinterfragen. Dort habe ich meinen ersten Mentor gefunden und konnte die ein oder andere Flasche Vintage Port genießen. Wenn man dann in das wunderschöne Douro-Tal fährt und die fantastischen Produzenten kennen lernt, gibt es keinen Weg zurück.

Was unterscheidet Portwein und Wein?

In der Wiege des Portweins, dem Douro-Tal im Norden Portugals, werden sowohl Portweine als auch Weine abgefüllt. Aus der gleichen Traube kann man also beides herstellen. Beim Port wird während der Gärung Branntwein zugefügt, der dann nach ein paar Stunden alle Hefen abtötet, so dass die Gärung zum völligen Erliegen kommt.

Portwein hat daher mehr Restsüße und immer rund 20% Alkohol. Obwohl Portwein ein klassischer Süßwein ist, darf man – wie beim restsüßen deutschen Wein – sensorisch keine pappige Süße erkennen. Das macht den guten Portwein aus.

Was versteht man unter Vintage Ports?

Vintage Port ist die Königsklasse der Ruby-Portweine (Abgrenzung Tawny Ports in der nächsten Frage). Hierarchisch unterhalb der Vintage Ports gibt es in der Mittelklasse die „Late Bottled Vintage Ports“ (LBV) und als Einsteiger-Rubies einen „Fine Ruby“ oder nur „Ruby“.

Vintage Port wird zwei Jahre nach der Ernte weitgehend ungefiltert abgefüllt und kann dann Jahrzehnte in der Flasche reifen. Das sind die großen, erhabenen Portweine, die man zur Goldhochzeit oder wie ich gerade zum 50. Geburtstag öffnet und feststellt, dass der Wein sich jünger und frischer anfühlt als man selbst… Vintage Ports gehören zu den besten Weinen der Welt.

Welche Tawny Portweine empfehlen Sie?

Tawny Ports sind völlig anders, nämlich fassgereifte Portweine. Hier gibt es als Einstiegs-Tawnies die „Fine oder Reserve Tawnies“, dann 10, 20, 30 und über 40-jährige Tawnies und schließlich die Colheitas.

Nur die Colheitas (portugiesisch für Ernte) enthalten Trauben aus einem Jahrgang. Die anderen Tawnies werden – wie die Champagner – mit Trauben von mehreren Jahrgängen abgefüllt. Sie müssen im Durchschnitt mindestens so alt sein, wie das Etikett andeutet, also 10, 20…. Jahre alt.

Colheitas müssen als jahrgangsreine Tawny-Ports mindestens sieben Jahre im Fass reifen, können aber auch viel später abgefüllt werden. So kann ein Niepoort-Colheita aus dem Jahr 1970 z.B. im Jahr 1984 oder im Jahr 2000 abgefüllt werden. Als Holzfässer werden „pipas“ verwendet, die mit abgelagerten Holzdielen rund 550 Liter fassen und den Port oxidieren lassen. Meine Empfehlung hier sind ganz klar die 20y old Tawny Ports oder 20-jährige Colheitas.

Welche Portweine sind besonders herausragend?

Alte Portweine! Wie auch in allen anderen Weinregionen sind alte, reife Portweine die Könige, sowohl bei den Vintage Ports als auch bei den Tawny Ports. Die Vintage Ports trinkt man sehr jung, wenn man die Primärfrucht genießen will (bis rund 5 Jahre nach der Ernte) oder dann wieder 20 Jahre später.

Wie auch große Burgunder oder Bordeaux verschließen sich viele zwischen 5 und 25 Jahren nach der Ernte. Da sich die Tawny-Ports durch 2-5% Verdunstung pro Jahr immer mehr konzentrieren, muss der Önologe hier besonders auf die Balance achten, um die Portweine nicht zu süß und zu konzentriert werden zu lassen.

Wer ist der typische Portwein-Trinker?

Immer der, der einmal strukturiert an das Thema herangeführt wurde. Portwein ist keine „rocket-science“, aber es gibt ein paar Vokabeln, die man beherrschen muss. Viele habe ich ja oben bereits verwendet (Vintage Port, Tawny, Colheita, Late bottled Vintage Port…). Wenn man das einmal verstanden hat und die richtigen Portweine probiert, bleibt man unweigerlich dabei.

Welcher ist Ihr persönlicher Lieblingsportwein?

Der Vintage Port Nacional der Quinta do Noval 1963. Dieser Portwein beeindruckt mich regelmäßig durch seine Vitalität und seinen Druck. Leider teilen diese Auffassung mehr und mehr Weinfreunde, so dass dieser Portwein auch zu den teuersten gehört. Apropos teuer:

Portwein muss mehr kosten als ein gleichwertiger Wein, da Deutschland eine Verbrauchsteuer von 1,53 EUR/Liter erhebt. Zusätzlich ist das Douro-Tal mit rund 23hl/ha eine recht ertragsarme, karge Landschaft. In Bordeaux wird doppelt so viel, in der Champagne viermal so viel pro Hektar geerntet. Wenn Sie also das nächste Mal an einem Portwein vorbeigehen, der 5 Euro kostet, können Sie in etwa abschätzen, was der Hersteller für diese Flasche bekommt.

Bildquelle: Pixabay / christina93 und Axel Probst // *Amazon-Partnerlink