Börsen erst einmal im Konsolidierungsmodus

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Vor allem in Europa führen die vielfach verlängerten und teils verschärften Shutdown-Maßnahmen zu anhaltend negativen Geschäftserwartungen in den besonders betroffenen Dienstleistungsbereichen.

Davon getrieben sank zuletzt auch der ifo-Geschäftsklimaindex in den Bereichen Dienstleistungen und Handel besonders stark. In diesen Segmenten dürfte aufgrund der Länge der Restriktionen auch die Anzahl der Insolvenzen im weiteren Jahresverlauf zunehmen, obwohl staatliche Stützungsmaßnahmen die drohende Insolvenzwelle nach wie vor abmildern und zeitlich strecken.

Konsumentenstimmung leidet

Auch die Konsumentenstimmung leidet unter den Restriktionen und unter der derzeit fehlenden Perspektive für kurzfristige Lockerungen. So brach der GfK-Konsumklimaindex für Deutschland zuletzt von ohnehin niedrigen Niveaus noch einmal deutlich ein. Insbesondere die Anschaffungsneigung fiel fast auf den Wert vom Frühjahr 2020 zurück.

Als Gründe werden wieder steigende Sorgen um Einkommens- oder gar Jobverluste in den kommenden Monaten genannt. Passend dazu sank im Januar auch das ifo-Beschäftigungsbarometer. Die Mehrheit der befragten Unternehmen plant, ihre Mitarbeiteranzahl zu verkleinern.

Davon nicht betroffen sind die Güter des täglichen Bedarfs und vor allem der Online-Handel, dessen coronabedingte Sonderkonjunktur vorerst weiterlaufen wird.

Geschäftserwartungen im Verarbeitenden Gewerbe

Weiterhin sehr positiv sind die Geschäftserwartungen im Verarbeitenden Gewerbe. Vor allem die exportorientierte Industrie profitiert von einer wieder dynamisch wachsenden chinesischen Volkswirtschaft und der resultierenden hohen Exportnachfrage.

Vor diesem Hintergrund ist es unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten besonders wichtig, dass kurzfristig die Grenzen für Pendler und Warentransporte sowie die Fabrikhallen geöffnet bleiben.

Sollten erneut wie im Frühjahr Lieferketten reißen oder die industrielle Produktion zurückgefahren werden müssen, wären die derzeitigen volkswirtschaftlichen Projektionen für den weiteren Jahresverlauf nicht mehr haltbar.

Impfungen müssen fortschreiten

Die aktuellen Verzögerungen bei den laufenden Impfkampagnen verändern die Erwartung einer ab Frühjahr startenden dynamischen wirtschaftlichen Erholung bisher kaum.

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Wichtig ist allerdings, dass die Impfungen soweit fortschreiten, dass im Herbst 2021 ein mit dem Herbst 2020 vergleichbarer wirtschaftlicher Rückschlag durch erneut notwendige breite Shutdown-Maßnahmen vermieden werden kann.

Auch ein wirtschaftlicher Rückschlag Chinas durch erneute großflächige Shutdown-Maßnahmen und damit ein Einbruch der Exportnachfrage hätte massive negative Auswirkungen auf viele Volkswirtschaften weltweit.

Chinesisches Neujahrsfest im Fokus

Vor diesem Hintergrund kommt dem anstehenden chinesischen Neujahrsfest mit seiner traditionell hohen Reisetätigkeit innerhalb Chinas eine besondere Bedeutung zu. Es ist zu hoffen, dass dadurch keine größere neue Corona-Infektionswelle losgetreten wird.

In den USA ist die Erholung des Arbeitsmarktes zuletzt ins Stocken geraten. Die Arbeitslosenquote verharrte im Dezember bei 6,7 Prozent. Obwohl die Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung mit 847.000 in der letzten Januarwoche wieder leicht rückläufig waren, wäre die zeitnahe Verabschiedung des von Joe Biden geplanten neuen Konjunkturpaketes eine wichtige Unterstützung für den in den USA besonders wichtigen privaten Konsum.

Handelskonflikt zwischen USA und China wird bleiben

Der Internationale Währungsfonds verdeutlicht in seinem jüngst veröffentlichten aktualisierten „World Economic Outlook“ dass China – anders als die meisten Industrienationen und andere Schwellenländer – den vor der Krise erwartbaren Wachstumspfad bereits wieder eingenommen hat.

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Dadurch konnte die chinesische Volkswirtschaft den Rückstand zu ausgewählten Industrienationen im Zuge der Coronakrise deutlich verkleinern. Auch deswegen wird der Handelskonflikt zwischen den USA und China in den kommenden Monaten zwar mit einer veränderten Tonalität der Administration Biden, in der Sache aber unverändert weitergeführt werden.

Die Entwicklung untermauert aber die Hoffnung vieler Europäer, dass US-Präsident Joe Biden versuchen könnte gemeinsame Positionen gegenüber der aufstrebenden Wirtschaftsmacht zu beziehen anstatt einen gesonderten Handelskonflikt mit Europa anzustoßen.

Die Sache mit den Inflationsdaten

Die jüngsten Inflationsdaten für Januar verdeutlichen für Deutschland mit einem Anstieg auf 1,0 Prozent (im Vergleich zum Vorjahr) bzw. 0,8 Prozent (im Vergleich zum Vormonat) im Januar einen deutlichen Anstieg der Verbraucherpreise.

Dieser war aufgrund der Wiederanhebung des Mehrwertsteuersatzes und wegen der Einführung der CO2-Abgabe zum Teil erwartet worden, überstieg aber sogar noch die Vorab-Projektionen der Volkswirte. Ein weiterer inflationärer Schub ist ab März zu erwarten, wenn die Energiekomponente aufgrund des Vergleichs der Rohölpreise mit den extrem niedrigen Vorjahreswerten ebenfalls deutlich anziehen wird.

Daher dürfte der kommenden Sitzung des EZB-Rates inkl. Zinsentscheid am 11. März eine besondere Bedeutung zukommen, denn EZB-Präsidentin Lagarde wird diese Entwicklung vor dem Hintergrund der weiterhin ultra-expansiven geldpolitischen Ausrichtung einwerten müssen.#

Aktienmärkte zuletzt überwiegend im Konsolidierungsmodus

Die Aktienmärkte sind weltweit zuletzt überwiegend in einen Konsolidierungsmodus übergegangen. Offensichtlich wurden Ende 2020 für alle bestehenden Unsicherheitsfaktoren (Corona-Pandemie, Konjunkturerholung, Brexit, …) die bestmöglichen Entwicklungen eingepreist.

Die aktuellen kleineren Rückschläge führen zu einer Ernüchterung der Anleger, die vor allem aufgrund der Corona-Pandemie vorerst anhalten dürfte. Mit Blick auf den weiteren Jahresverlauf bleiben die Perspektiven für Aktien aufgrund der weiterhin erwartbaren konjunkturellen Erholung und der unterstützenden geld- sowie fiskalpolitischen Maßnahmen aber positiv.

Ein Kommentar von Carsten Mumm
Er ist Chefvolkswirt bei der Privatbank Donner & Reuschel. Das Traditionshaus mit Sitz in Hamburg und München setzt auf qualifizierte und umfassende Beratung für vermögende Privatkunden, Unternehmer, Immobilienkunden und institutionelle Kunden.

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