Takkt: Heiße Turnaround-Wette

Bildquelle: Pressefoto Takkt AG

Krisen eröffnen an der Börse erfahrungsgemäß immer wieder günstige Einstiegsgelegenheiten. Deshalb kann sich für Anleger ein Blick auf Unternehmen lohnen, die eine zeitweise Schwächeperiode dazu nutzen, sich neu zu positionieren, um daraus gestärkt hervorzugehen. Ein solcher Konzern, bei dem sich eine operative Trendwende zum Besseren abzeichnet, ist derzeit die in Stuttgart ansässige Takkt AG (WKN: 744600 / ISIN: DE0007446007).

Die Aktie des Business-to-Business-Versandhandels-Unternehmens, dessen Geschäftsschwerpunkt auf Geschäftsausstattung liegt, verzeichnete an der Börse zwischen Anfang 2018 und Anfang 2020 einen heftigen Kurseinbruch. Einer der Hauptgründe hierfür war laut Takkt die vor allem in Europa deutliche Eintrübung der Konjunktur und die Krise in der Automobilbranche in dem für Takkt wichtigen deutschen Markt, die sich im Zuge des Ausbruchs der Corona-Krise Anfang 2020 nochmals verschärft hatte.

Scharfer Gewinneinbruch

Dies schlug sich auch in den jüngsten Geschäftszahlen nieder, die Ende Februar dieses Jahres veröffentlich worden sind. So verringerte sich der Umsatz im Geschäftsjahr 2020 nach vorläufigen Zahlen auf Jahressicht um zwölf Prozent auf knapp 1,1 Mrd. Euro. Der Betriebsgewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) brach gegenüber 2019 um 52 Prozent auf 52 Mio. Euro ein.

Der Takkt-Vorstandschef Felix Zimmermann zeigte sich aber zuversichtlich, was die weitere Geschäftsentwicklung betrifft. Laut dem CEO setzte sich die Stabilisierung des Geschäfts im vierten Quartal 2020 trotz des wieder steigenden Infektionsgeschehens und des erneuten Lockdowns in vielen Zielmärkten weiter fort.

Zimmermann zufolge konnte die organische Entwicklung im Schlussquartal deutlich verbessert werden. Demnach lag das Geschäft auf Gruppenebene mit einem Minus von 3,6 Prozent nur noch leicht unterhalb des Vorjahresniveaus.

Durch konsequentes Kosten-Management habe die Gruppe die Ausgaben für Personal und Marketing sowie die sonstigen Kosten spürbar reduzieren können. Deshalb lag laut dem Vorstandsvorsitzenden der Betriebsgewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) im Jahr 2020 mit 92,6 Mio. Euro (2019: 150,2 Mio. Euro) im oberen Bereich der im Oktober erwarteten Spanne von 85 bis 95 Mio. Euro.

Takkt ist Business-to-Business-Versandhandels-Unternehmen. Bildquelle: Pressefoto Takkt AG

Finanziell sehr stabil aufgestellt

Zimmermann hob besonders hervor, dass trotz der schwierigen Rahmenbedingungen Takkt im Jahr 2020 den bislang höchsten freien Cashflow seit Bestehen des Unternehmens erzielte. Dieser stieg von 107,1 Mio. Euro im Jahr 2019 auf 129,8 Mio. Euro im Jahr 2020. Laut der entsprechenden Unternehmensmeldung ist die Takkt AG mit diesem hohen Cashflow und einer Eigenkapitalquote von über 60 Prozent finanziell sehr stabil aufgestellt.

Spürbare Geschäftsverbesserung im Jahresverlauf

Der weitere Verlauf der Pandemie, die Fortschritte bei den Impfungen sowie Zeitpunkt und Umfang der Lockerungen sollen einen erheblichen Einfluss auf das laufende Geschäftsjahr haben. Takkt geht deshalb von einem herausfordernden ersten Quartal aus.
Laut dem Vorstand sollte sich die Geschäftsentwicklung im Jahresverlauf dann aber spürbar verbessern. Weitere Einzelheiten zum Konzernabschluss 2020 und zur Einschätzung der künftigen Geschäftsentwicklung will Takkt am 29. März 2021 mit der Veröffentlichung des Geschäftsberichts geben.

Gründung im Jahr 1945

Die Chancen dafür, dass die Takkt AG vielleicht schon bald operativ wieder auf die Erfolgsspur zurückwechselt, stehen gut, denn in der langen Firmenhistorie hat der Konzern schon zahlreiche Krisen überstanden. Die Wurzeln reichen hier zurück bis ins Jahr 1945, in dem Helmut Kraft und Walter Kaiser in Stuttgart die Kaiser+Kraft GmbH gründeten, die sich auf den Versand von industrietechnischen Gebrauchsgütern spezialisiert hatte. Nach einer schnellen Expansion in den 1950er-Jahren begann das Unternehmen in den 1960ern auch im europäischen Ausland aktiv zu werden.

Marktführer

Inzwischen ist Takkt eigenen Angaben zufolge der in Europa und Nordamerika führende Business-to-Business-Distanzhändler für Geschäftsausstattung. Der Schwerpunkt liegt dabei auf zwei Geschäftsmodellen, den Omnichannel- und den webfokussierten Handel vor allem über Webshops.

Takkt zufolge umfasst das Sortiment der Tochtergesellschaften mehr als eine Million Produkte aus den Bereichen Betriebs- und Lagereinrichtung, Büromöbel, Transportverpackungen, Displayartikel und Ausrüstungsgegenstände für den Gastronomie- und Hotelmarkt sowie den Einzelhandel. Die Takkt-Gruppe ist mit ihren Produkten in über 25 Ländern vertreten und beschäftigt rund 2.500 Mitarbeiter.

Aufhol-Rallye an der Börse

Die im Nebenwerteindex SDAX notierte Takkt-Aktie brach zwischen März 2018 und März 2020 um 75 Prozent auf 5,73 Euro ein, was den tiefsten Stand seit dem Finanzkrisenjahr 2009 bedeutete. Seitdem legte der Kurs auf inzwischen knapp über zwölf Euro zu. Die Aktie notiert damit wieder deutlich über der 200-Tage-Linie (10,20 Euro), womit die Trendpfeile hier aktuell nach oben zeigen.

Das nächste Kursziel ist das 2019er-Jahreshoch bei 16 Euro. Auf mittelfristige Sicht würde oberhalb das Allzeithoch vom März 2018 bei 23,35 Euro in den Fokus rücken. Bis hierhin eröffnet sich ein weiteres Gewinnpotenzial von rund 90 Prozent.

Dividendenrendite: 8,9 Prozent

Nachdem Takkt die Ausschüttung wegen der Krise im vergangenen Jahr ausgesetzt hatte, soll nun wieder an die bisherige Dividendenpolitik angeknüpft werden. Dazu soll neben der Zahlung einer Dividende für 2020 in Höhe von 0,55 Euro je Aktie die ausgesetzte Basisdividende aus dem Vorjahr von ebenfalls 0,55 Euro nachgeholt werden.

Der Vorstand wird dem Aufsichtsrat dementsprechend die Zahlung einer Dividende in Höhe von insgesamt 1,10 Euro je Aktie vorschlagen, wobei der Vorschlag unter dem Vorbehalt steht, dass sich die negativen Auswirkungen der Pandemie in den kommenden Wochen nicht deutlich verstärken. Über die Dividende wird dann am 11. Mai 2021 auf der virtuellen Hauptversammlung entschieden. Bleibt es bei dem Vorschlag und wird dieser bewilligt, errechnet sich bei der Aktie aktuell eine üppige Dividendenrendite von 8,9 Prozent.

Fazit

Die Krise in der Automobilindustrie, die sich im vergangenen Jahr durch die Corona-Krise nochmals verschärft hatte, machte der Takkt AG in den vergangenen Jahren zu schaffen. Doch die Geschäfte des Versandhändlers für Geschäftsausstattung haben sich im vierten Quartal 2020 wieder stabilisiert, und der Vorstand ist zuversichtlich, dass sich die Geschäftsentwicklung im Jahresverlauf 2021 spürbar verbessern wird. Damit bestehen gute Chancen, dass die SDAX-Aktie die Aufhol-Rallye der zurückliegenden Monate weiter fortsetzen wird, wobei sich hier ein mittelfristiges Gewinnpotenzial von rund 90 Prozent errechnet.

Takkt gehört deshalb zu den derzeit spannendsten Turnaround-Kandidaten aus dem deutschen Nebenwertebereich. Auch für Dividenden-Freunde ist die Aktie mit einer Dividendenrendite von aktuell 8,9 Prozent sehr interessant. Anleger sollten bei dem Titel aber ein hohes Schwankungsrisiko einkalkulieren.

Anleger, die von der Fortsetzung der Kurs-Rallye bei der Takkt AG überzeugt sind, können mit einem Long-Zertifikat (WKN: MF8LNT / ISIN: DE000MF8LNT1) gehebelt von Kurssteigerungen profitieren. Skeptiker haben Gelegenheit, mit einem entsprechenden Short-Zertifikat (WKN: MC3H1Z / ISIN: DE000MC3H1Z0) auf fallende Kurse der Aktie zu setzen.

Bildquelle: Pressefoto TAKKT AG