Auf dem Höhepunkt der Corona-Krise waren bei Anlegern sogenannte „Stay-at-Home“-Aktien besonders beliebt. Impfprogramme und die Aussicht auf eine wirtschaftliche Erholung haben konjunktursensitiven Werten neuen Schwung verliehen. Unter ihnen könnten vor allem die Hersteller von Grundstoffen von einem Konjunkturaufschwung profitieren.
Konjunkturerholung in Sicht
Zu dem Bereich Grundstoffe werden an den Börsen vor allem Chemieunternehmen, die metallverarbeitende Industrie sowie Minenkonzerne gezählt. An der Wall Street heißt das entsprechende Börsensegment „Materials“. Die Grundstoffhersteller gehören nicht nur zu den konjunktursensitiven Werten. Sie sind häufig auch sogenannte Frühzykliker. Dies bedeutet, dass sie relativ stark von dem frühen Stadium einer Konjunkturphase profitieren. Eine solche Phase wird von vielen Volkswirten erwartet. Denn inzwischen haben mehrere Impfstoffe die Zulassung erhalten.
Immer mehr Menschen sollen gegen COVIDÂ-19 immunisiert werden, mit dem Ziel, eine sogenannte Herdenimmunität zu erreichen. Dies würde bedeuten, dass die Menschen zu ihrem bisher bekannten Alltagsleben ohne Lockdown oder Reisebeschränkungen zurückkehren könnten. Von dieser wirtschaftlichen Öffnung profitiert die Konjunktur. Außerdem haben Regierungen weltweit Hilfspakete aufgelegt, um die wirtschaftlichen Folgen abzufedern und der Konjunktur zu einer schnellen Genesung zu verhelfen. Gleichzeitig halten die wichtigsten Notenbanken der Welt an ihrer lockeren Geldpolitik fest, um die wirtschaftliche Erholung weiter zu beschleunigen.
Moderne Grundstoffhersteller
Der erwartete Aufschwung dürfte Unternehmen in vielen Bereichen zugutekommen und ihre Gewinne ankurbeln. Die Grundstoffhersteller könnten besonders stark profitieren, da ihre Erzeugnisse in verschiedenen Bereichen als Vorprodukte zum Einsatz kommen. Zuletzt hatten an den Börsen unter anderem Technologiewerte und Papiere, die sich rund um Erneuerbare Energien beschäftigen, für Aufmerksamkeit gesorgt. Gerade die als Umweltverschmutzer geltenden Minenbetreiber passen nicht so recht in ein modernes Bild von nachhaltigen Investments. Allerdings kommen Rohstoffe nun einmal in sämtlichen Industrien zum Einsatz.
Auch Elektrofahrzeugbauer wie Tesla oder Technologieunternehmen wie Apple verwenden in ihren Produkten Ausgangsstoffe, die in Form von Erzen zunächst aufwendig aus der Erde gefördert werden. So trifft es sich, dass Kupfer in Windrädern verbaut wird. Außerdem kommt das Metall in Elektroautos vor. In Elektrofahrzeugen ist sogar deutlich mehr Kupfer als in herkömmlichen Autos zu finden. Auch Nickel, Kobalt, Lithium oder Mangan sind Teil der Elektro Revolution am Mobilitätsmarkt. Darüber hinaus können Grundstoffhersteller von höheren Rohstoffpreisen profitieren. Es bleibt abzuwarten, ob die zu Jahresbeginn 2021 angestiegenen Inflationserwartungen nur ein Strohfeuer waren oder ob uns Preissteigerungen ins Haus stehen.
BASF hat schon viele Krisen gemeistert
Zu den Klassikern unter den Grundstoffwerten gehören Chemiekonzerne wie BASFÂ (WKN:Â BASF11 / ISIN: DE000BASF111). Das Unternehmen, das auf eine mehr als 150-jährige Firmengeschichte zurückblicken kann, hat so manche Krise gesehen. So will der DAX-Konzern auch Corona schnell hinter sich lassen. Ohnehin konnte sich BASF auch in Zeiten von COVID-19 bisher gut behaupten. Besonders beeindruckend fiel der Schlussspurt im Geschäftsjahr 2020 aus. Im vierten Quartal wurde der Absatz in allen Regionen und in fast allen Segmenten gesteigert. Zudem wurde die Krise genutzt, um die Fixkosten nach unten zu drücken.
Als Ergebnis bleibt die Dividende für 2020 mit EUR 3.30 je Aktie auf dem Vorjahresniveau. Dies ist angesichts der derzeitigen Marktverwerfungen alles andere als selbstverständlich. Zudem durften sich Mitarbeiter über einen Bonus freuen. Für 2021 werden bereits wieder Steigerungen bei Umsatz und Ergebnis erwartet. Das Management sieht einen Umsatzanstieg von EUR 59.1 Mrd. in 2020 auf nun EUR 61 bis 64 Mrd.. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) vor Sondereinflüssen soll laut Prognose zwischen EUR 4.1 und 5.0 Mrd. liegen, nach EUR 3.6 Mrd. im Vorjahr.
Clariant setzt auf wichtige Trends
Auch der schweizerische Spezialchemiekonzern Clariant (WKN: 895929 / ISIN: CH0012142631) erzielte im Jahr 2020 im Angesicht der Corona-Krise solide Ergebnisse. Der Umsatz aus fortgeführten Aktivitäten ging um 5 Prozent in Lokalwährung auf CHF 3.86 Mrd. zurück, während die EBITDA-Marge im Vorjahresvergleich lediglich um 0.7 Prozentpunkte auf 15.0 Prozent zurückging. Neben speziellen Maßnahmen zur Abfederung der wirtschaftlichen Folgen von COVID-19 half Clariant auch die Konzentration auf Spezialitäten.
Auf diese Weise ist es für Kunden nicht einfach, Alternativen zu finden. Zudem zeigen sich die Preise in Krisen stabiler. In Zukunft will Clariant unter anderem von der Konzentration auf die schnell wachsenden Märkte in Asien, allen voran in China, profitieren. Außerdem setzt der Konzern mit seinen Produkten auf wichtige Trends wie Energieeffizienz, erneuerbare Rohstoffe, emissionsfreie Mobilität und den schonenden Umgang mit begrenzten Ressourcen.
Thyssenkrupp im Dauerumbau
Bei Thyssenkrupp (WKN:Â 750000 / ISIN: DE0007500001) ist es bereits vor Corona turbulent zugegangen. Der Stahl- und Industriekonzern hat in den vergangenen Jahren eine Wandlung vollzogen. Im Vorjahr wurde die Aufzugsparte für gut EUR 17 Mrd. an eine Gruppe von Finanzinvestoren verkauft. Im Gegensatz dazu scheiterte in diesem Jahr der Verkauf des europäischen Stahlgeschäfts an Liberty Steel. Jetzt soll die Zukunftsfähigkeit des Stahlgeschäfts aus eigener Kraft sichergestellt werden. Zu diesem Zweck wird die Stahlstrategie 2030 konsequent weiterentwickelt…
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Bildquelle: Pressefoto BASF SE