Eleganz unter freiem Himmel – Klassische Cabrios von Mercedes-Benz

Egal ob sportlich oder elegant – wenn es um Cabrio-Klassiker geht, bietet die Marke mit dem Stern für jeden Geschmack etwas.

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Der Slogan „Das Beste oder nichts“ wird erst seit gut zehn Jahren bei Mercedes-Benz aktiv eingesetzt. Das auf Gottlieb Daimler zurückgeführte Wort ist aber eigentlich schon seit Jahrzehnten Kern der Unternehmensphilosophie. Man erkennt es am Anspruch technologisch und designtechnisch immer voran zu gehen. Ein optisches Highlight der Mercedes-Flotte stellen seit jeher die vielfältigen Cabrios mit dem Kürzel SL dar. Egal ob sportlich oder elegant – wenn es um Cabrio-Klassiker geht, bietet die Marke mit dem Stern für jeden Geschmack etwas. Das gilt auch preislich – bis heute.

Silberpfeil für den Alltag

Die Nachkriegsgeschichte von Mercedes-Benz fußt im Sportwagen bzw. Cabrio-Segment auf dem Erfolg der „Silberpfeile“. Mit dem Einstieg ins Renngeschäft 1952 wuchsen Ruf und Ansehen des Stuttgarter Autobauers. Gekrönt wurde das Engagement durch den Doppelsieg der Formel 1-Weltmeisterschaft 1954/1955.

Produkttechnisch knüpfte Daimler-Benz gleichzeitig mit der Vorstellung des 190 SL – interne Bezeichnung W 121 – im Februar 1954 auf der „International Motor Sports Show“ in New York an das Motorsport-Engagement an. Das zweisitzige Cabriolet auf der technischen Basis der oberen Mittelklasse sollte ab 1955 Freude und Farbe in den tristen Alltag der Wirtschaftswunderzeit bringen.

Sportwagen des Wirtschaftswunders: Mercedes-Benz 300 SL Roadster (W 198 II). (Bildquelle: Mercedes Benz)

Gemeinsam mit dem „großen Bruder“ 300 SL (interne Bezeichnung W 198) wurde damals der erfolgreichen Mercedes-Benz SL-Tradition der Weg bereitet. Während der 300 SL, der anfänglich nur als der legendäre Flügeltürer und ab 1957 dann als Roadster produziert wurde, tatsächlich Anleihen beim Motorsportfahrzeug hatte, basierte der 190 SL auf dem Limousinenmodell 180 „Ponton“ (W 120) – dem ersten Mercedes-Benz mit selbsttragender Karosserie und Erfolgsmodell der oberen Mittelklasse.

Der SL wird geboren

Die Abkürzung SL steht dabei für super-leicht – gemeint war damit vor allem das Gewicht und die Bauweise. Der 300 SL brachte als Flügeltürer 1295 kg und als Roadster 1420 kg Leergewicht auf die Waage. In Verbindung mit 215 PS Motorleistung waren je nach Übersetzung bis zu 260 km/h möglich. Für die damalige Zeit ein echter Supersportler. Der Flügeltürer kostete 1955 übrigens 29.000 DM, was dem Preis von etwa sechseinhalb Käfern entsprach. Der Roadster lag 1957 bei 32.500 DM. Heute liegen beide Modelle – je nach Zustand – im hohen sechsstelligen, bis niedrigen siebenstelligen Euro-Bereich.

Mercedes-Benz Typ 190 SL der Baureihe W 121 (1955-1963). (Bildquelle: Mercedes Benz)

Der kleinere 190 SL bot nicht ganz so sportliche Höchstleistungen. Dennoch reichte es mit 105 PS dank 1180 kg Leergewicht für 170 km/h. Auch preislich war der 190 SL in einer anderen Klasse und mit 16.500 DM deutlich erschwinglicher. Dennoch ist das Modell mit Preisen von heute mehr als 100.000 Euro kein Schnäppchen mehr. Die Verfügbarkeit ist dafür deutlich besser, was daran liegt, dass zwischen 1955 und 1963 knapp 26.000 Stück vom Band liefen, wovon wiederum mehr als 10.000 in die USA exportiert wurden.

Sowohl der 300 SL als auch der 190 SL zählen heute zu den begehrtesten Mercedes-Modellen. Keine Klassikerausfahrt kommt heute ohne die entsprechenden Fahrzeuge aus. Wobei die hohen Preise gerade für den 300 SL dafür sorgen, dass die Fahrer weitaus weniger sportlich unterwegs sind als zur damaligen Zeit.

Die Pagode

Vom Erfolg der ersten beiden SL-Baureihen angetrieben, entschied sich Daimler-Benz mit einer Fortentwicklung in die Zukunft zu gehen. Auf dem Genfer Auto-Salon im März 1963 war es soweit: Der 230 SL (interne Bezeichnung W 113) wurde vorgestellt und stieß sehr schnell auf Begeisterung. Der etwas sachlichere Designstil passte ebenso in die Zeit, wie die bessere Motorisierung.

Der 6 Zylinder Motor brachte 150 PS auf die Straße, was auch am Leergewicht von 1295 kg lag. Diese erste Version wurde bis 1967 gebaut. In diesem Jahr wechselte man zum 250 SL mit ebenfalls 150 PS aber eben vergrößertem Hubraum. Ab 1968 wurde dann der 280 SL mit 170 PS angeboten. Die Höchstgeschwindigkeit lag bei 200 km/h.

(Bildquelle: Mercedes Benz)

Der Spitzname Pagode rührt von dem zusätzlich lieferbaren, nach innen gewölbten Hardtop. In der Serienausstattung lag der 230 SL bei 21.700 DM. Für den 280 SL wurden dann bereits 23.250 DM aufgerufen. Heute rangieren die Preise je nach Modell und Zustand zwischen 70.000 und 120.000 Euro. Erstklassige Modelle sind noch deutlich teurer.

Erfreulich für SL-Fans ist die ordentliche Ersatzteilverfügbarkeit. Da die Motoren auch in anderen Modellen zum Einsatz kamen, sind hier viele Modelle verfügbar. Bei der Karosserie profitieren Sammler von der Tatsache, dass von den knapp 50.000 gebauten Fahrzeugen mehr als die Hälfte in die USA gingen – vor allem in den Sunshine-State Kalifornien.

Der Traum der 80er Jahre

Der Erfolg der Pagode – vor allem in den USA – sorgte bei Daimler-Benz für einen gewissen Erwartungsdruck. Daher wurde 1971 mit dem neuen SL eine Doppelversion veröffentlicht: Neben dem Roadster (interne Bezeichnung R 107 – dabei wird erstmals der Buchstabe R für Roadster statt W für Wagen eingesetzt) wurde mit wenigen Monaten Abstand eine etwas längere Coupé-Variante (interne Bezeichnung C 107 – das C steht hierbei für Coupé) auf den Markt gebracht. Insgesamt 18 lange Jahre wurde der R 107 gebaut und ist damit eines der am längsten gebauten Mercedes-Modelle. Insgesamt laufen in Sindelfingen 237.287 Roadster vom Band. Das Coupé wird nur bis 1981 gebaut, weshalb nur 62.888 Fahrzeuge produziert wurden.

Das neue, markante Frontdesign war dabei für die gesamte Modellpalette bei Mercedes-Benz in den 1970er- und 1980er-Jahren wichtig: Die Breitband-Scheinwerfer und die großen geriffelten Rückleuchten waren bei allen Fahrzeugen dieser Zeit zu finden. Vor allem die legendäre S-Klasse (W 116) hatte starke Anleihen bei der SL-Serie.

Entsprechend dem Trend der Zeit tat sich auch (sicherheits-)technisch vieles. Abseits des serienmäßigen Dreipunktgurts und der Kopfstützen kamen Dinge wie die Knautschzonen vorne und hinten sowie die gestaltfeste Fahrgastzelle zum Tragen. Und: Bei der Motorisierung gab Mercedes-Benz im wahrsten Sinne des Wortes Gas.

Mercedes-Benz Typ 560 SL der Baureihe R 107 (1971-1989) nach der Modellpflege 1985.  (Bildquelle: Mercedes Benz)

Die anfänglichen Grundmodelle 350 SL und 450 SL waren mit in den USA sehr beliebten Achtzylindermotoren ausgestattet und boten 200 PS bzw. 225 PS. Geschwindigkeiten von bis zu 215 km/h waren damit möglich. Die Kosten der Grundausstattung waren mit 31.410 DM bzw. 36.630 DM im leistbaren Rahmen. Beide Modelle kosten heute zwischen 25.000 und 35.000 Euro – Top erhaltene Fahrzeuge bringen auch 50.000 Euro und mehr.

Neue Motorvarianten erweitern das Portfolio

Neben den beiden Grundmodellen wurden im Lauf der Jahre zahlreiche weitere Motorvarianten (auch aus Umweltschutzgründen, Stichwort Katalysator) angeboten. Ab 1974 folgte mit dem 280 SL die kleinste Motorisierung mit dem 185 PS starken Sechszylindermotor. 1985 gab es die umfangreichste Überarbeitung des R 107: Ein neuer Dreiliter-Reihensechszylinder mit 188 PS im 300 SL und ein von 3,8 auf 4,2 Liter (420 SL) aufgebohrter Achtzylinder mit 218 PS.

Topmodell war der ebenfalls ab 1985 gebaute 560 SL mit 230 PS aus dem Achtzylinderaggregat. Allein in den vier Produktionsjahren konnten fast 50.000 Fahrzeuge gebaut und verkauft werden – zum damaligen Grundpreis von 48.200 DM. Gute Modelle bringen heute denselben Preis in Euro.

Wichtig für Sammler: Dank der hohen Exportquote in die sonnenverwöhnten US-Staaten gibt es karosserieseitig viele gute Modelle. Motorseitig wiederum sorgt die große Bandbreite an Modellen mit gleichen Motoren für ausreichend Ersatzteilnachschub. Je nach Zustand fängt dann ein ordentlich zu fahrender SL bereits ab 20.000 Euro. Nach oben sind wie gesagt die Grenzen offen.