H&M: E-Commerce nicht die Allheillösung

Bildquelle: Pressefoto Hennes & Mauritz

Hennes & Mauritz (H&M) (WKN: 872318 / ISIN: SE0000106270) hatte auch im zweiten Quartal des Geschäftsjahres 2020/21 (Ende Mai) mit Kontaktbeschränkungen und Lockdowns zu kämpfen. Wie auch andere Branchenvertreter setzt der schwedische Mode-Einzelhändler daher auf Online-Verkäufe. Allerdings könnten die Erwartungen an den E-Commerce-Bereich zu hoch sein.

Zu hohe Erwartungen an den Online-Handel?

In Zeiten der Corona-Krise ist die Rechnung ganz einfach. Die Menschen bleiben häufiger zu Hause und bestellen dementsprechend auch häufiger online. Zu den bestellten Waren gehört auch Mode. Allerdings ist laut Bundesverband E-Commerce und Versandhandel Deutschland e.V. (bevh) Mode längst kein Selbstläufer.

So sei das Online-Geschäft mit Mode hierzulande im ersten Quartal 2021 gegenüber dem Vorjahr um 29,9 Prozent gewachsen. Es wird jedoch gewarnt, dass es sich bei dem Plus um einen mathematischen Nachholeffekt handeln würde. Demnach sei das Segment im Auftaktquartal 2020 um 3 Prozent eingebrochen.

Zum anderen müsse der Wert um die 11,6 Prozent Wachstum bereinigt werden, die der Markt im Mittel der vergangen fünf Jahre ohnehin zugelegt hätte (also auch ohne Pandemie). Laut bevh ist eher davon auszugehen, dass sich das rasante Wachstum des Online-Modehandels „auf dem Papier“ längerfristig wieder den normalen Durchschnittswerten angleichen wird.

Infografik: Deutschlands Top 10 Online-Modehändler | Statista Mehr Infografiken finden Sie bei Statista 

Zurück zur Normalität

Modehändler wie die Zara-Mutter Inditex (WKN: A11873 / ISIN: ES0148396007) oder H&M sind allerdings nicht nur auf dem deutschen Markt aktiv. In seinem ersten Quartal 2021/22 (Februar bis April) konnte Inditex die Online-Umsätze währungsbereinigt im Vorjahresvergleich um 67 Prozent steigern. Auch bei H&M zeigte man sich mit der Entwicklung der Digitalisierungsstrategie insgesamt zufrieden.

In ihrem zweiten Geschäftsquartal (März bis Mai) konnten die Schweden währungsbereinigt ein Plus bei den Online-Verkäufen um 40 Prozent erzielen. Konzernweit lag der Zuwachs bei 75 Prozent, da gegenüber dem Vorjahr wieder mehr Läden öffnen durften. Zu Beginn des Quartals waren noch rund 1.300 Geschäfte geschlossen gewesen.

Diese Zahl sank jedoch bis zum Quartalsende auf 140 Läden. Das Management möchte trotz der Landenöffnungen eine zweigleisige Strategie fahren und den Kunden mehrere Vertriebskanäle anbieten. Daher sind auch Meilensteine wie ein Online-Vertrieb in Katar seit März oder die E-Commerce-Plattform Zalora in Indonesien, auf den Philippinen, Malaysia und Singapur wichtig.

China im Blick

Die Fragen nach der Entwicklung des Online-Geschäfts und den Folgen von COVID-19 sind nicht sämtliche Themen, mit denen sich H&M derzeit beschäftigt. Gemeinsam mit anderen Unternehmen aus der Mode- und Sportartikelherstellerbranche geriet der Konzern zuletzt in Bezug auf die Menschenrechtslage in China in den Fokus. Für die Zuspitzung der Lage hatten EU-Sanktionen gegen China wegen des Vorgehens der Pekinger Regierung gegen die muslimische Minderheit der Uiguren in der Region Xinjiang gesorgt.

In den chinesischen Staatsmedien und Sozialen Netzwerken wurden sogar Boykottaufrufe gegen Unternehmen gestartet, die gegen die Pekinger Politik Stimmung machen und zum Beispiel für ihre Produkte keine Baumwolle aus der Region Xinjiang akzeptieren würden. H&M versuchte die Situation etwas zu beruhigen. In einem sehr allgemein gehaltenen Statement bekannte sich H&M zum chinesischen Markt. Dieser sei sehr wichtig. So würde man mit den Kollegen in China zusammenarbeiten, um die aktuellen Herausforderungen zu meistern und einen Weg nach vorne zu finden.

Auf diese Weise soll das Vertrauen der chinesischen Kunden, Kollegen und Geschäftspartner zurückgewonnen werden. H&M ist bereits seit mehr als 30 Jahren in China vertreten. Dabei habe man bemerkenswerte Fortschritte der chinesischen Textilindustrie beobachten können. Ganz allgemein will der Konzern weltweit an einer nachhaltigen Modeindustrie arbeiten und sich weiterhin an sämtliche vor Ort geltenden Gesetze und Regulierungen halten.

FAZIT

E-Commerce sorgt bei Modehändlern für zusätzliches Wachstum, kann aber nicht die Allheillösung sein. Schließlich wollen die Kunden die Kleidung vor Ort auch anprobieren. Ein Einkaufsbummel ist schließlich auch ein Erlebnis. Entsprechend positiv ist der Umstand, dass Impfprogramme und sinkende Corona-Inzidenzen dafür sorgen, dass immer mehr Geschäfte wieder öffnen dürfen. Auch die Aufregung rund um die China-Frage sollte sich wieder legen. Dies haben ähnliche Fälle aus der Vergangenheit gezeigt.

Wer auf eine positive Entwicklung der H&M-Aktie setzen und sogar überproportional von einem Kursanstieg profitieren möchte, schaut sich Hebelzertifikate auf der Long-Seite an (WKN: VQ1B46 / ISIN: DE000VQ1B465) an.

Bildquelle: Pressefoto Hennes & Mauritz